Viva will mehr Fachkompetenz in der Geschäftsleitung

Die Gemeinnützige AG „spiele mit ihren knapp tausend Pflegeplätzen in einer Liga, wo wir die Nase vorne haben müssen“, sagt Verwaltungsratspräsident Beat Däppeler im Interview.

Viva will „die strategische Ausrichtung des Managements stärken, die Kernkompetenzen in Pflege und Betreuung, die Hotellerie und das Wohnen sowie die überbetriebliche Zusammenarbeit“. So stand es im vergangenen Juli in einer Medienmitteilung. Konkret: was heisst „die strategische Ausrichtung des Managements stärken“?

Beat Däppeler: Wir wollen unsere Verpflichtung wahrnehmen, in Pflege und Hotellerie kompetent betreuen und handeln zu können. Darum haben wir für den Pflegebereich Patrizia Infanger als ausgewiesene und erfahrene Leiterin Pflege angestellt. Und für den Bereich Hotellerie und Wohnen läuft das Stelleninserat. Diese Fachkompetenzen waren bis jetzt in der Geschäftsleitung nicht explizit abgedeckt.

Welche Kompetenzen waren bis jetzt in der Pflege und in der Hotellerie der städtischen Betagtenzentren zu wenig vorhanden?
Zwei Beispiele: Wir beabsichtigen, im Eichhof ein interdisziplinäres Zentrum für Altersmedizin einzurichten. Und am gleichen Ort wollen wir mit der bestehenden Abteilung für Palliativcare eine Nasenlänge voraus sein, indem wir die Zusammenarbeit mit der Palliativabteilung des Luzerner Kantonsspitals suchen. Für diese Aufgaben fehlen uns die übergeordneten Fachkompetenzen in der Geschäftsleitung.

Und was sollen neue Kompetenzen in der Hotellerie bringen?
Das Essen in den Heimen ist ganz wichtig. Über das Pilotprojekt im Wesemlin wollen wir erfahren, ob wir die Verpflegung wieder dezentral in den Heimküchen zubereiten sollen. Für diesen mehrere hundert Mitarbeitenden umfassenden Bereich fehlt uns die fachliche Leitperson, welche den Überblick hat für Essen, Wohnen, Wohnen mit Dienstleistungen, Reinigung und Catering.

Neu wird ein Leitungsteam Betriebe geschaffen. Das gab es in ähnlicher Form bereits in der Vergangenheit. Als Leiter von HAS stand Beat Demarmels dem Team der Zentrumsleiterinnen vor. Was soll sich jetzt ändern?
Joel Früh ist der neue Leiter Betriebe. Wir wollen die Abläufe in den Heimen stärker harmonisieren und wo nötig, verbessern. Synergien sollen genutzt werden. Nicht jedes Heim soll alles selber erfinden. Beat Demarmels hat nicht mehr die gleiche Aufgabe wie früher bei der städtischen Abteilung Heime und Alterssiedlungen. Es geht um ein verstärktes Entwickeln von strategischen Perspektiven zuhanden des Verwaltungsrates. Er soll sich mit der Zukunft beschäftigen können, sehen, was auf uns zukommt. Wir spielen mit unsern knapp tausend Pflegeplätzen in einer Liga, wo wir die Nase vorne haben müssen, die Konkurrenz ist gross.

Insgesamt werden damit bei der Gemeinnützigen AG Viva drei neue Führungskräfte eingesetzt. Der zurücktretende  Heimleiter vom Steinhof, Paul Otte, sagt unlängst,  jede neue Führungskraft verursache Mehrarbeit in den Betagtenzentren. Wie verträgt sich dieser Ausbau beim Kader mit der zum Beispiel spürbaren Unterbesetzung bei den Nachtdiensten in den Pflegeheimen?
Mir ist nicht bewusst, dass wir zu wenig Fachpersonen beim Nachtdienst haben. Sollte es Mängel im Pflegenachtdienst geben, müssen wir diese beheben, eine allf. Überlastung von Mitarbeitenden kann kein Dauerzustand sein. Der Ausbau beim Kader darf keinen Zusammenhang haben mit dem Personalbestand bei unseren Mitarbeitenden. Ich bin aber überzeugt, dass wir mit drei neuen Führungskräften Ressourcen schaffen und durch Harmonisierung verschiedener Prozesse auch Einsparungen erreichen können.
Interview René Regenass – 5. September 2016