„Die Grösse des Betagtenzentrums Eichhof bietet auch Chancen“

 Von René Regenass

„Ich bin hier im Viva Luzern Eichhof offen, herzlich und professionell empfangen worden. Und ich kann die Mitarbeiterinnen  und Mitarbeiter spüren. Das ist nicht selbstverständlich“, sagt Judith Bieri, seit wenigen Tagen Leiterin des Betagtenzentrums Viva Luzern Eichhof.

Der Zeitpunkt ist früh, die Leiterin eines Betriebes mit 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nach Prioritäten und Aufgaben zu fragen, die zehn Tage nach Arbeitsaufnahme im Vordergrund ständen. Trotzdem: erste Anhaltspunkte gibt es. „Ich habe mit Führungs- und Kaderleuten persönliche Gespräche geführt. Und ich lerne, beobachte und frage zurück.“ Von Prioritäten könne sie erst reden, wenn sie die gesamte aktuelle Situation im Eichhof überblicke. „Im Vordergrund steht sicher die Absicht, mit dem Kernteam und den Führungsleuten einen Konsens über Prioritäten und Ausrichtung zu erarbeiten. Jeder Mitarbeitende soll sich einbringen können und die Ziele kennen.“

Der Eichhof ist in den Augen vieler Fachleute ein grosses, ein zu grosses Pflegeheim. Hat Judith Bieri Vorstellungen, wie hier ein Korrektiv eingebaut werden könnte? „Ich sehe das nicht als Belastung“, sagt sie. „Eine grosse Institution bietet viele Möglichkeiten, um die Dienstleistungen auf die Bewohner abzustimmen. Die Grösse schafft auch Möglichkeiten und Chancen für die Mitarbeitenden, sich im Eichhof beruflich zu entwickeln.“

Was im Pflegezentrum Eichhof auffiel, war die relativ hohe Personalfluktuation, auch bei Kaderstellen. Wie will Judith Bieri hier Konstanz schaffen? „Wir müssen genau hinsehen und die Gründe für die Stellenwechsel ermitteln. Es können persönliche Lebensumstände wie Familienplanung sein, oder auch natürliche  Altersaustritte.“  Judith Bieri sieht durchaus Möglichkeiten für Eingriffe. „Wir können Stellvertreter-Funktionen anbieten, damit Karriere möglich wird. Hier ist die Grösse des Betriebes ein Vorteil. Es ist auch möglich, Führungsleuten neue Projekte und Tätigkeiten zu übertragen und sie in Ihrer täglichen Führungsaufgabe zu unterstützen. Es braucht da manchmal etwas Fantasie.“ Judith Bieri bezeichnet es auch als „Riesenchance“, mit neuen Führungskräften (Hotellerie, ärztliche Leitung) gemeinsam in die Aufgabe einzutauchen. 

Das Thema Freiwillige sprechen wir an. Noch vor wenigen Jahren waren es zwischen 50 und 60 Personen, jetzt habe die Zahl abgenommen, habe ich von einer ehemaligen Verantwortlichen gehört. Judith Bieri sagt, sie schätze das Engagement der Freiwilligen sehr. Und sie würde sich dafür einsetzen, diese Wertschätzung gegenüber den Freiwilligen in überarbeiteter Form zum Ausdruck zu bringen. Aktuell werden die Freiwilligen jährlich zu einer Weiterbildungsveranstaltung, zu einem Jahresessen, einem Ausflug oder zu einzelnen Heimanlässen eingeladen.
17. Januar 2017

Zur Person
Judith Bieri (45) ist in Affoltern im Emmental aufgewachsen. Sie hat die Hotelhandelsschule besucht und eine Ausbildung als eidgenössische Betriebswirtschafterin gemacht. In ihrer Masterarbeit für die Gemeinde Dättlikon befasst sie sich mit ambulanten und stationären Wohn- und Versorgungsbedürfnissen älterer Menschen. Seit 2002 betätigte sie sich in verschiedenen Führungsfunktionen in der Finanzindustrie, in der Versicherungsbranche und im Gesundheitssektor. In den letzten vier  Jahren war sie Mitglied der Spitalleitung im Kantonsspital Schwyz und Leiterin der Ökonomie.