Das hohe Alter ist weiblich

Von Marietherese Schwegler – 19. August 2014

Der Bericht des Schweizerischen Städteverbands (SSV) „Alterspolitik in Schweizer Städten“, breitet zuerst wichtige statistische Zahlen aus. Danach sind heute rund 18 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre alt. Im Jahr 2030 wird, so die Schätzung, jede vierte Person dieser Altersgruppe angehören. Insbesondere der Anteil der über 80-Jährigen wird bis 2030 um rund 80 Prozent wachsen.

Im Alter ist die Bevölkerung mehrheitlich weiblich. Besonders ausgeprägt trifft dies für Menschen über 80 Jahre zu: Zwei Drittel sind Frauen, und von diesen wiederum lebt die Hälfte allein. Eine weitere Aussage betrifft die ausländische Wohnbevölkerung. Ist ihr Anteil unter den über 65-Jährigen mit 8 Prozent heute noch relativ gering, wird die Gruppe der Ausländerinnen und Ausländer im Pensionsalter in den nächsten 15 Jahren stark wachsen.

Nur schon aus diesen wenigen Zahlen zur demografischen Entwicklung lässt sich unschwer ablesen, dass die alterspolitischen Herausforderungen gross sind. Die Städte müssen sich vermehrt um hochbetagte Menschen kümmern, was nach ausreichenden Angeboten der Spitex und genügend Pflegeplätzen ruft. Mit der steigenden Alterserwartung werden auch die Demenzkranken zunehmen. Und mit den ins Alter kommenden Migrantinnen und Migranten ist zudem eine kulturell und sprachlich gemischte Altersbevölkerung zu erwarten. Um die Lebensbedürfnisse der alternden Menschen in der Stadt erfüllen zu können, sind praktisch alle öffentlichen Bereiche tangiert: Stadt- und Quartierplanung, Verkehr, soziale Integration, Pflege und Gesundheit.

Wo wohnen im Alter?

Am meisten Gewicht messen die befragten Städte der Wohnraumpolitik zu: Wo und wie werden die Betagten im Alter wohnen? Gibt es genügend bezahlbare und altersgerechte Wohnungen? Der Stadtpräsident von Sierre, François Genoud, sagte an der Medienkonferenz, an der die Studie präsentiert wurde, insbesondere in den grösseren Städten sei der Wohnungsmarkt angespannt, was die Suche nach günstigem Wohnraum erschwere. Er erwähnte die Bedeutung neuerer Wohnformen; diese könnten mithelfen, dem Problem von Vereinsamung vorzubeugen. In guten Wohnungen könnten Betagte zudem länger selbständig leben, statt in ein Heim umzuziehen.

Der Städteverband will nun auf der Grundlage des Berichts eine breite alterspolitische Diskussion anstossen. Auch der Bund sei gefordert; er müsse Städte und Gemeinden insbesondere in der Wohnpolitik zugunsten Betagter unterstützen. Der Stadtpräsident von Sierre: „Es werden grosse gesellschaftliche Diskussionen auf uns zukommen: Wie sind beispielsweise das Ziel eines selbstbestimmten Lebens und die Zwänge der Wirtschaftlichkeit einander gegenüberzustellen? Ein autonom gestalteter Alltag für Betagte ist nicht ohne finanzielle Mittel zu haben.“

Alt werden in der Stadt. Aufgaben und Fragen zur Alterspolitik. (PDF)

Studie und weitere Unterlagen des Schweizerischen Städteverbands

Das Forum Luzern 60plus hat sich mit dem Thema bereits befasst: „Selbständig Wohnen und Altern in Luzern.Positionspapier des Forums Luzern60plus“ (PDF)