Kein Hort der Superreichen

Von Beat Bühlmann

Sie ist die Gastgeberin in Person: Charlie Hartmann, Managing Director von "Living in Luzern". In England geboren, in Korsika aufgewachsen, vor 26 Jahren ihren Schweizer Ehemann kennengelernt, seit 16 Jahren in der Schweiz wohnhaft - und seit einem halben Jahr Hausherrin im LiLi Centre, dem neuesten Integrationstreffpunkt in der Stadt Luzern. Am Alpenquai 40a, dort wo früher das Restaurant Seepark eingerichtet war, empfängt sie das Forum Luzern60plus zu einem Werkstattgespräch zum Thema Integration.

Alles Freiwilligenarbeit
Das LiLi Centre ist, mit ihren Worten, "ein Ort, wo man auf einen Kaffee vorbeikommen und schwatzen kann, wo man Rat und Hilfe zu verschiedenen Themen findet, wo man Kontakt mit Gleichgesinnten aufnehmen und mit anderen internationalen Bewohnern und international gesinnten Einheimischen lernen, lachen und zusammen sein kann" - auf englisch. Im LiLi Centre, wo sich auch die Alliance Française eingemietet hat, werden Sprachkenntnisse (German Conversation) vermittelt, Workshops durchgeführt (auch für Arbeitslose), Treffen für Eltern und Kindern organisiert, Yoga und Massage angeboten. Es gibt ein Café, eine Spielecke, einen Schulungsraum und "The Nest", ein kleines Zimmer für Massage, Musiktherapie oder Besprechungen.

Das LiLi Centre, ein Hort für gut verdienende Expats? "Nein", sagt Charlie Hartmann, "wir sind nicht einfach ein Treffpunkt für Superreiche." Einige Mitglieder kommen aus Osteuropa, auch aus Italien und Portugal, also Zuwanderer, die besser englisch als deutsch reden. Das LiLi Centre ist als Verein organisiert und lebt vom Geld - und der Arbeit! - von Freiwilligen. Jedes Mitglied verpflichtet sich zum Beispiel, während drei Stunden (im Monat) im LiLi Center präsent zu sein. Der Jahresbeitrag für Einzelmitglieder beträgt 99 Franken, für einen Haushalt (Kinder eingeschlossen) 149 Franken. Im ersten halben Jahr wurden bereits 100 Mitgliedschaften (mit 160 Mitgliedern) registriert.

Stadt unterstützt interkulturelle Netzwerke
Private Initiativen wie das LiLi Centre seien für die Integration von Zugezogenen von grosser Bedeutung, betonte Sibylle Stolz, Leiterin der Fachstelle für Integration der Stadt Luzern, am Werkstattgespräch des Forums Luzern60plus. Luzern sei eine internationale Stadt und pflege bewusst eine Willkommenskultur für Zugewanderte und Zugezogene. So werden etwa interkulturelle Netzwerke wie der Sentitreff oder das ZML (Zusammenleben-Maihof-Löwenplatz) unterstützt oder neue Projekte wie das LiLi Centre oder Hello Welcome (siehe Box) gefördert. Denn die Stadt sei sehr froh um private Initiativen und das freiwillige Engagement in der Integrations- und Flüchtlingspolitik, "auch der Generation 60plus", wie Sibylle Stolz anfügte.

Vierzig Prozent der städtischen Wohnbevölkerung seien In den letzten zehn Jahren zugezogen, erklärte Sibylle Stolz, davon kamen etwa tausend Zuwanderer aus dem Ausland. Mit knapp 4000 Personen (20 Prozent) bilden die deutschen Staatsangehörigen den grössten Anteil an der ausländischen Wohnbevölkerung. Es folgen Italien (elf Prozent), Portugal (neun Prozent) und Serbien (sieben Prozent). Pro Jahr erhalten, gemäss dem städtischen Bericht zur Integrationspolitik von 2014,  380 ausländische Staatsangehörige das Stadtbürgerrecht zugesichert. - 26.10.2016

www.integration.stadtluzern.ch
www.lilicentre.ch
www.hellowelcome.ch


HelloWelcome sucht Freiwillige

Vor ein paar Monaten ist auf private Initiative am Kauffmannweg 9 (hinter dem Hotel Astoria) ein weiterer Integrationstreffpunkt in Luzern eröffnet worden. HelloWelcome ist ein Treffpunkt für Flüchtlinge, Asylsuchende, MigrantInnen und Einheimische. Es gibt Kaffee, Tee, Getränke und Snacks zum Unkostenpreis; Informationen zu Angeboten im Flüchtlings- und Asylbereich; Veranstaltungen von und mit Flüchtlingen, Asylsuchenden und Einheimischen; Kurse und Seminare.

Es haben sich viele Freiwillige für die Mithilfe im HelloWelcome gemeldet. Um kontinuierliche Öffnungszeiten garantieren zu können, werden weiterhin Personen gesucht, die sich engagieren möchten. Geplant ist, dass Arbeitsgruppen entstehen, die sich um die einzelnen Ressorts – Öffnungszeiten, Veranstaltungen, Finanzen, Werbung – kümmern. HelloWelcome kann dafür keine Entschädigungen bezahlen (ausser Spesen). Wer mithelfen, mitplanen, mitorganisieren oder mitputzen will, meldet sich unter freiwillig@hellowelcome.ch