Am Wegrand im Gütschwald.

Corona im Alltag (2)

Im Wald

Von Beat Bühlmann (Text und Bild) 

Wir sind die Risikogruppe. Frauen und Männer ab 65 Jahren sind durch  das Corona-Virus besonders gefährdet. Also zu Hause bleiben, Enkelkinder nicht besuchen, die Jassrunde streichen. Wie verändert das unseren Alltag?

Das mache ich sonst eigentlich nie: Anhalten beim Joggen. Aber an diesem frühen Morgen beim Gütschweiher geht es nicht anders. Die kleine Zeichnung am Wegrand „Achtung Kröte auf dem Weg“ hatte mich bereits gebremst, nun blieb ich beim kleinen Tümpel stehen. Der Teich ist belebt, Frösche quaken - oder sind es die Kröten, denn es ist eher ein Gurren? Beim näheren Hinsehen sehe ich zahlreiche Fröschchen, die sich im Schwimmen üben. Und Kröten, die sich an einen Baumzweig krallen. Ein unglaubliches Bild, das die Morgenstimmung aufhellt.

So war es mir bereits am Tag zuvor ergangen, auf einem ornithologischen Spaziergang im Gütschwald – mit Feldstecher und gebotenem Abstand zu anderen Waldgängern. Zwei Eichelhäher im Flug, die Singdrossel in den Bäumen, der Zilpzalp, der zwei Meter vor mir auf dem Ast sitzt, der Rotmilan, der in der Morgensonne kreist, die aufgeregte Mönchgrasmücke (leider nur gehört und nicht gesehen!) – die Tierwelt lebt, der Frühling ist da. Corona-Virus hin oder her. 

Eigentlich müssten wir Alten zu Hause bleiben. Aber ich finde - bei aller gebotenen Vorsicht - allein oder zu zweit eine Stunde im Wald zu verbringen, sollte (vorläufig) möglich sein. Es geht auch um die psychische Gesundheit, um unser Lebensgefühl.  – 23. März 2020