Vanja Palmers: Brückenbauer für eine vegane Welt

Von Hans Beat Achermann

„Träume kennen kein Alter" heisst die Plakatkampagne, die zurzeit in Luzern mit Porträts von älteren Menschen - fotografiert von Georg Anderhub - aufzeigen will, dass die Erreichung des Rentenalters keineswegs das Ende des Wünschens und Träumens ist. In vier Begleitveranstaltungen erzählten zwei Männer und zwei Frauen aus ihrem Leben und von ihren Träumen. Einer von ihnen war Vanja Palmers, Buddhist, Veganer, Tierschützer und Besitzer mehrerer Liegenschaften. Das Gespräch im „Helvetia", ebenfalls im Besitz von Vanja Palmers, moderierte Renate Metzger-Breitenfellner.

Metzger interviewt Veganer: Die Pointe war gleich zu Beginn gesetzt, wobei sich Renate Metzger auch als Vegetarierin outete. Witziges und Weisheiten aller Art wechselten im einstündigen Gespräch und zeigten einen Menschen, für den „der Weise über dem König steht". Schon früh wollte der Sohn einer österreichischen Unternehmerfamilie aus dem traditionellen Geldwertesystem ausbrechen. Da kamen die 68er Jahre gerade recht. Der damals 20jährige Hans wurde Vanja, die russische Verkleinerungsform von Iwan, und Vanja wurde ein Hippie. Der Leitspruch war „Make love not war", LSD erweiterte das Bewusstsein, östliche Philosophien ersetzten christliche Religionen. Zum Ausbruch gehörte auch die Gründung einer Boutique am Zürcher Limmatquai. Doch im Gegensatz zu vielen seiner reichen Generationsgenossen verfolgte er den eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Vanja Palmers bezeichnet sich immer noch als Hippie, der Rückzug an Orte der Stille auf der Rigi oder im Salzburgerland ermöglicht immer wieder das naturnahe, asketische Leben. Zehn Jahre verbrachte er in einem Kloster in den USA.

Birkenstöcke, vegan

„Seit 30 Jahren bin ich Zenpriester", bekannte Palmers, der aber immer auch in verschiedenen Rollen agiert und vielleicht gerade deshalb nie dogmatisch oder fanatisch wirkte. Der mittleweile 66jährige antwortete mit Witz und Charme auf die vielen klugen Fragen, er zeigte seine lederfreien veganen Birkenstock-Sandalen und bekannte, dass er , der Calida-Erbe, seit Kindheit ein Nacktschläfer sei und japanische Unterwäsche („eine Art Lendenshorts") trage. Auch bezüglich dem Veganismus gestand er, „nur zu 98% Veganer" zu sein, das aber mit grosser Überzeugung. „Die industrielle Tierhaltung ist schlicht eine Katastrophe", begründete er seine Haltung, aber auch ökologische Gründe und gesundheitliche Aspekte führten ihn auf den veganen Weg.

Dass vegan durchaus lecker schmecken kann, zeigten die Häppchen, welche die „Helvetia"-Crew servierte: Bruschette mit Tomaten, Gurkenscheiben mit Mandelmousse und Himbeeren, Frühlingsrollen und mehr.

Der Traum von der Steinbrücke

Was hat Vanja Palmers, der Berge und Natur als seine Lehrmeister bezeichnet, noch für Träume? Es ist ein schon fast Wirklichkeit gewordenes Projekt, ein kleines Zeichen in einer komplexen Welt: „Eine kleine Steinbrücke zu bauen, ganz ohne Mörtel und Zement." Vanja Palmers als Brückenbauer: Das passt nicht schlecht zu einem Leben, in dem immer wieder Gegensätze sichtbar werden, die überbrückt werden sollen.

Beim Öffnen des häuslichen Briefkastens nach Veranstaltungsende brutzelte mir auf der Titelseite einer Kochzeitschrift ein gegrilltes Steak entgegen. „Vegan ist noch nicht Mainstream", hatte Palmers gesagt. Doch die Bewegung wachse. Er trägt weiter dazu bei, mit Geld, Geist und Steinbrücken. Wetten, dass bald auch die „Saisonküche" vegane Häppchen auf den Titel setzt.