Die Verwässerung des Süssmosts

Von Mario Stübi

Ich liebe Apfelsaft. Begünstigte er nicht unangenehme Toilettengänge, er dürfte bei mir gerne anstelle von Wasser aus dem Hahn kommen. Immer öfter wird aber bei einer Bestellung in der Beiz nachgeschoben, man hätte nur Apfelschorle, keinen reinen Süssmost. Innerhalb weniger Jahre haben viele Lokale den Apfelsaft aus dem Sortiment gestrichen und durch Schorle ersetzt. Ich mag diesen verwässerten Most aber nicht, ungern bezahle ich gleich viel für weniger Geschmack.

Warum hat diese Schorle so Erfolg? Sonst sind die Schweizer doch immer so kritisch, wenn etwas aus dem Ausland kommt. Die naheliegende Vermutung: Die Produktion von Apfelschorle ist günstiger. Ja klar, lässt sich doch bei gleichbleibender Mostmenge ein Vielfaches an Fläschli verkaufen, schliesslich muss nur mit kostengünstigem Wasser aufgefüllt werden.

Solange sich aber noch keine Front zugunsten des einheimischen Mosts formiert hat, bleibt mir leider nichts anderes übrig, als aufs Rivella auszuweichen oder das Lokal zu wechseln.

22. Juli 2015

Zur Person
Mario Stübi
(31) hat Kulturwissenschaften an der Universität Luzern studiert und leitet die Kommunikation des Dachverbands Schweizer Jugendparlamente. Er schreibt für verschiedene Online-Publikationen und ist als DJ tätig. Er sitzt für die SP im Grossen Stadtrat von Luzern und engagiert sich kulturell in diversen Vereinen und Gremien, aktuell für die Zwischennutzung Neubad im ehemaligen Hallenbad Biregg.