Wertschätzung und Offenheit im Unterlöchli

Das neue Alters- und Pflegeheim ist total saniert, die Bewohner sind von der Herdschwand zurückgekehrt. Strukturen und ein zeitgemässes Angebot tragen dazu bei, dass es einem im Unterlöchli wohl sein kann. Heimleiter Werner Sägesser beantwortet Fragen zu Pflegequalität und medizinischer Versorgung.

Text René Regenass, Bilder Joseph Schmidiger

Vom November 2015 bis zum August 2017 fanden die 58 Bewohner und Bewohnerinnen vom Unterlöchli sowie 75 Mitarbeitende im leer stehenden Altersheim Herdschwand in Emmen ihr vorübergehendes gutes Zuhause. Das umgebaute Haus im Unterlöchli verfügt jetzt über 62 Einzelzimmer von unterschiedlicher Grösse und zwei Zweier-Appartements. Alle Zimmer verfügen über eine rollstuhlgängige Dusche und WC. Die Infrastruktur sei total erneuert, wie Heimvorstand Hans Lustenberger als Präsident der Baukommission betonte. Die Energieversorgung ist fast gänzlich auf erneuerbare Energien ausgerichtet. Die Wärmerzeugung geschieht über eine Wärmepumpe mit 20 Erdsonden. Und auf dem Dach wurde über 92 Quadratmeter eine Photovoltaikanlage eingebaut. Das Unterlöchli soll in den nächsten Jahren auch zu einem Quartierzentrum werden, unter anderem mit dem Angebot eines Mahlzeitendienstes über das Heim hinaus.

Das sanierte Haus und der Zwischenbetrieb in der Herdschwand in Emmen kosten die Gesellschaft Altersheim Unterlöchli rund 22 Millionen Franken. „Unser Heim ist der Gemeinnützigkeit verpflichtet“, sagte Vereinspräsident Urs W. Studer, der früherer Stadtpräsident von Luzern, an der Medieninformation. Das Unterlöchli sei ein kleineres Heim mit einer toleranten, eher intimen Atmosphäre. „Der Mix hier oben soll ein Abbild der Bevölkerung bleiben.“ Das Unterlöchli gehöre zu den günstigsten Pflegeheimen der Region, ergänzte Heimleiter Werner Sägesser. Die durchschnittliche Tagestaxe, ohne Pflegeleistungen, beträgt 180 Franken für Aufenthalt und Hotellerie.

Werner Sägesser: „Ich nehme die Leute ernst“

Wie versucht das Alters- und Pflegeheim Unterlöchli die Qualität in der Pflege sicherzustellen?
Werner Sägesser:
Wir streben nach einer Betriebskultur, die von gegenseitiger Wertschätzung und Offenheit geprägt ist.  Für uns ist das die  Basis für vieles.

Wie machen Sie das?
Ich versuche ein Umfeld zu schaffen, in dem die Mitarbeitenden die Wertschätzung spüren. Ich nehme die Leute ernst und überlege, wie notwendige Kritik anzubringen ist. Wir sind alle per Du, von der Raumreinigung bis zum Präsidenten. Das zeigt sich wohl auch im Arbeitsalltag. Wir haben im Unterlöchli eine tiefe Fluktuation beim Personal, was im Sozial- und Gesundheitsbereich doch eher selten ist. Wir versuchen, ein fairer Arbeitgeber zu sein, welcher die Mitarbeitenden bestmöglich in Entscheidungen miteinbezieht.

In den Medien ist häufig von Engpässen beim Bestand des Pflegepersonals die Rede, etwa bei der Besetzung der Nachtdienste mit Fachpersonal. Wie steht das im Unterlöchli bei 65 Pflegebetten?
Wir haben in der Pflege zwei Tagesteams und ein Nachtteam. Dieses besteht aus je vier Pflegefachfrauen und Pflegeassistentinnen. Während der Nacht arbeiten jeweils zwei Personen als Hauptnachtwache und Nachtwachassistenz gleichzeitig

Das scheint mir an der unteren Grenze des Möglichen?
Zwei Personen in der Nacht sind für ein Haus unserer Grösse absolut üblich. Ergänzend und entlastend zu den Nachtdiensten verfügen wir ausserdem über ein Pikettangebot,  das die zwei Pflegedienstleiterinnen und ich als Heimleiter  abdecken. Wir sind auch in der Nacht ansprechbar.

Wie haben Sie die medizinische Versorgung organisiert, Privatarzt oder Heimarzt?
Wir haben das Privatarztsystem, mit dem wir grundsätzlich sehr zufrieden sind.  Diese Hausärzte  müssen jedoch bereit sein, Hausbesuche zu machen. Wenn das nicht möglich sein sollte,  kann ich für einen Arztwechsel verschiedene Hausärzte anfragen, welche ich menschlich und fachlich absolut weiterempfehlen kann, dies natürlich nur in Absprache und im Einverständnis mit dem Bewohner und seinen Angehörigen.

Wie wird die Medikamentenabgabe im Falle von starken Schmerzen angepasst, wenn ein Hausarzt nicht erreichbar ist? Diese Situation ist nicht selten und ist belastend für das Pflegepersonal.
Die Pflegefachleute müssen intervenieren und im Interesse des Bewohners eine fachliche Zusammenarbeit aktiv einfordern, dies im Sinne und im Interesse des betroffenen Menschen. Eine angemessene Schmerztherapie ist notwendig und sehr wichtig.

Gibt es regelmässige Gespräche mit den Bewohnenden über ihre Befindlichkeit?
Ich verfolge die Politik der offenen Türen. Ich möchte für unsere wichtigsten Anspruchsgruppen, Bewohner, Angehörige und Mitarbeitende niederschwellig erreichbar und verfügbar sein. Ich bin sehr nahe am Alltag der Menschen und zudem häufig in Teilen der Teamsitzungen dabei.  Glaubwürdigkeit, Verfügbarkeit und Empathie erscheinen mir elementare Führungsqualitäten, welche ich hoffentlich einbringen kann.

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Zur Person

Werner Sägesser (49) leitet das Alters- und Pflegeheim Unterlöchli seit 2010. Seine Ausbildung begann er als Pflegefachmann AKP am Kantonsspital Luzern, wo er danach auch einige Jahre in der medizinischen Klinik arbeitete Danach wechselte Sägesser in den Heilpädagogischen  Bereich, wirkte in einer Wohngruppe der SSBL in Rathausen (Stiftung für Schwerbehinderte Luzern) und machte währenddessen berufsbegleitend die sozialpädagogische Ausbildung. Schliesslich wirkte er  als pädagogisch-administrativer Leiter der Jugendpsychiatrischen und später zusätzlich auch noch der Kinderpsychiatrischen Therapiestationen des Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienstes Luzern (KJPD) in Kriens. In dieser Zeit absolvierte Sägesser auch das Nachdiplomstudium zum Heimleiter.