Bild Joseph Schmidiger

Eine Tragödie als menschliche Komödie

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Die Regisseurin und Autorin Elvira Plüss bringt die Ausgrenzung der Verdingkinder auf die Bühne des Südpols. Sie schrieb ein tragikomisches Erzählstück über ihre Vorfahren, die Verdingkinder waren: „Kronenhaufen“. Aber was sind „Kronenhaufen“? Es ist ein „poetischer Ausdruck für Schnee“, sagt Elvira Plüss. Trotz trauriger Geschichte soll es märchenhafte Szenen geben, zum Beispiel wenn das Verdingkind durch den Schnee springt, sich vor Angst in die Hose macht und diese im kalten Wasser des Baches waschen muss.

Bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurden in der Schweiz tausende Kinder wie Vieh auf Verdingmärkten versteigert und meistens wie Leibeigene gehalten. Sie durchlitten tiefe Verlorenheit, physische und psychische Misshandlungen, die sie teils weitergeben an ihre Nachkommen. Schätzungsweise lebt noch eine fünfstellige Zahl ehemaliger Verdingkinder in der Schweiz.

Was machen Ausgrenzung, Armut, Chancenlosigkeit mit den betroffenen Menschen, fragte sich Elvira Plüss. In „Schmerzgrenzen“ schreibt der Neurowissenschaftler Joachim Bauer: Ausgrenzung Einzelner und ganzer Völker birgt ein Gewaltpotential in sich. Texte von Bauer lässt die Regisseurin parallel zur Geschichte des Verdingkindes ins Spielgeschehen einfliessen, umspielt von clownesken „Narrenszenen“, in denen es darum gehe, wer wem die Wurst aus der Hand zu reissen vermag: die Tragödie als menschliche Komödie und „für das Publikum Momente zum Aufatmen“, sagt Plüss. - Es spielen Pascal Pfeuti, Walter Sigi Arnold, Noah Egli, Cyrill Michel. Musik: Madeleine Bischof, Thomas K.J. Mejer, Bühne: Heini Gut.
E.A. – 17. Januar 2018

Uraufführung am Dienstag, 23. Januar um 20 Uhr im Südpol. Weitere Vorstellungen am 25., 26. und 27. Januar, 20 Uhr. Tickets: www.sudpol.ch – Weitere Aufführungen im Theater Reitschule Bern (30. Januar und 1. /2. Februar) und im Burgbachkeller Zug (22. Februar).