„Gelassen bin ich nicht"

Von Beat Bühlmann

Das kleine rote Buch ist seit Monaten auf der Bestsellerliste des „Spiegels" aufgeführt. Es heisst „Gelassenheit. Was wir gewinnen, wenn wir älter werden", und geschrieben hat es der Berliner Philosoph Wilhelm Schmid. In zehn Schritten will das Buch den Weg zur Gelassenheit im Alter aufzeigen. Was es damit auf sich hat, wird Wilhelm Schmid am 22. September zum Abschluss der Veranstaltungsreihe „Lebensreise – abschiednehmen und aufbrechen" im Hotel Schweizerhof vortragen. Die fünf Veranstaltungen, die alle ausserordentlich gut besucht waren, gehen auf eine Initiative des Projekts „Altern in Luzern" zurück. Damit sollen die verschiedenen Lebensübergänge beim Älterwerden thematisiert und diskutiert werden.

Der traurige Abschied von den Fünfzigern
Schmid, inzwischen 62-jährig, verlebte Kindheit und Jugend in bäuerlicher Umgebung, absolvierte eine Lehre als Schriftsetzer und holte 1980 das Abitur nach. Danach begann er ein Studium von Philosophie und Geschichte an der Freien Universität Berlin, der Pariser Sorbonne und der Universität Tübingen, das er 1991 mit einer Doktorarbeit über Michel Foucault abschloss. Von 1998 bis 2007 arbeitete er regelmäßig als „philosophischer Seelsorger" am Spital Affoltern am Albis (bei Zürich). Wilhelm Schmid lebt seit 1980 als freier Philosoph in Berlin. Zudem lehrt er Philosophie als außerplanmäßiger Professor an der Universität Erfurt. Seine Bücher (u.a. "Mit sich selbst befreundet sein", "Glück", "Unglücklich sein", "Dem Leben Sinn geben") fanden grossen Widerhall und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Und wie hat er es selber mit dem Älterwerden? „Es fällt mir nicht leicht. Gelassen bin ich nicht", bekennt er in seinem Buch „Gelassenheit". „ Am 60. Geburtstag überkam mich eine grosse Traurigkeit über den Abschied von den Fünfzigern, die sehr schön waren und die ich nie mehr erleben werde." Und weiter: „Das Alter stellte ich mir lange Zeit als geruhsames Leben auf einer sonnigen Terrasse vor, zurückgelehnter Blick ins Weite, zufrieden mit mir selbst und der Welt. Was mir bisher fehlt, ist die Terrasse, folglich auch der Rest. Sicher ist nur: Ich will keiner von den Alten sein, die um den Preis der eigenen Lächerlichkeit jung bleiben wollen. Ich will kein Wutgreis sein, der seine Wut über das vergehende Leben an allem auslässt, was auflebt."*

Sein Vortrag „Gelassenheit oder die Kunst des Älterwerdens" ist am Dienstag, 22. September, 19.30 bis 21.30, im Hotel Schweizerhof in Luzern zu hören. Eintritt frei, eine Anmeldung ist nicht nötig.

*Wilhelm Schmid: Gelassenheit. Was wir gewinnen, wenn wir älter werden. Insel Verlag, 12. Auflage 2014.