Bettina Hübscher:

Gute Noten zum Abschied

Auf Ende Jahr tritt Bettina Hübscher als Leiterin der Fachstelle für Altersfragen bei der Stadt Luzern zurück. Sie war in dieser Funktion seit Mai 2015 tätig. Im Interview mit www.luzern60plus.ch zieht Bettina Hübscher Bilanz und sie blickt voraus auf die «Baustellen» in der städtischen Alterspolitik.


«Als ich 2015 angefangen habe, in der Abteilung Alter und Gesundheit zu arbeiten, war diese noch völlig im Aufbau begriffen. Mittlerweile ist sie gewachsen und konsolidiert. Seit März 2016 konnte ich dann Projekte aus «Altern in Luzern» weiterführen und neue Akzente setzen. So war das Jahr 2017 dem Thema Hochaltrigkeit gewidmet. Es ist wichtig, dass die wachsende Gruppe der Menschen über 80 Jahre sich in ihrer Wohnung, ihrem Quartier und ihrer Stadt wohlfühlen. Soeben bin ich am Auswerten von Interviews mit 20 Hochaltrigen. Die Stadt bekommt gute Noten, alle Befragten fühlen sich wohl und sicher.
 

Was hat Dich nach Luzern gebracht?

Das grosse Interesse für Gerontologie. Ich bin seit meinem Studium der Psychologie in den 90er-Jahren fasziniert von diesem Fachbereich und habe mich fachlich weitergebildet. Ich war dann sehr glücklich, dass ich in Luzern die Chance bekam, dieses Interesse in der Praxis auf kommunaler Ebene umzusetzen. Ich hatte schon Erfahrungen im politischen Umfeld, war zuvor aber immer in Projekten auf Bundes- und Kantonsebene tätig gewesen. Der Einblick in die Prozesse städtischer Politik war für mich sehr bereichernd.

Wie ist Dein Eindruck von der Alterspolitik in Luzern?

Diese ist, und daran muss man die Luzerner manchmal erinnern, schweizweit vielbeachtet, ich konnte sogar an einem internationalen Kongress über die innovative Alterspolitik der Stadt Luzern berichten. Die gute, enge Zusammenarbeit mit dem Forum Luzern60plus und all die vielen kleinen Projekte und Initiativen in den Quartieren, die durch die ältere Bevölkerung getragen werden, sind fantastisch und garantieren einen engen Austausch und das Eruieren der Bedürfnisse der älteren Bevölkerung. Das Projekt «Altern in Luzern» war anfangs nicht unbestritten und wurde nur sehr knapp vom Grossen Stadtrat bewilligt. Nach diesen vier Jahren war jedoch die Akzeptanz viel grösser, mittlerweile verfügt die Fachstelle für Altersfragen über ein jährliches Budget für Projekte und Aktivitäten.

Was sind die wichtigsten, dringendsten Baustellen in diesem Bereich?

Als erstes: Es gibt keine Baustellen, es wird fleissig gebaut. Die Abteilung ist stark gewachsen, ab Januar 2018 wird eine Anlaufstelle Alter aufgebaut, drei Mitarbeiterinnen triagieren, informieren und beraten vor Ort und nach Bedarf zuhause bei den älteren Menschen in der Stadt. Zudem wird der Bereich Pflegefinanzierung ausgebaut, es wird eine neue Stelle für Finanzen und Controlling geschaffen. Die Altersprojekte aus der Zeit «Altern in Luzern» laufen sehr gut, eine grosse Zahl Freiwilliger trägt diese weitestgehend autonom. Die Zusammenarbeit mit dem Forum Luzern60plus klappt gut, wir von der Abteilung Alter und Gesundheit her arbeiten eng mit dem Ausschuss und dem OK Marktplatz zusammen.

Wie ist die Stadt Luzern in diesem Bereich im Vergleich mit andern, vergleichbaren Gemeinden aufgestellt?

Luzern hat, im Gegensatz zu vielen anderen Städten und Kommunen, genügend Ressourcen für eine farbige, vielfältige Alterspolitik, die sich nicht auf die Versorgung beschränkt. Es ist sehr wichtig, dass in einer Stadt das Zusammenleben für alle, für Jung und Alt gefördert wird. Wünschen würde ich mir, dass es möglich wird, in Luzern die Quartierarbeit für alle Generationen zu fördern und zu stärken. Dies ist wichtig für ganz alte Menschen und Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen, aber auch junge Familien profitieren von genügend öffentlichem Raum und Treffpunktmöglichkeiten für alle Generationen.

Kannst Du für den neuen Job in Solothurn etwas auf der Luzerner Praxis mitnehmen?

Ich werde wieder als Psychologin in beratender und begleitender Funktion tätig sein und bei dieser Tätigkeit nicht mehr mit Altersthemen konfrontiert sein. Sicherlich werde ich aber viele gute Erinnerungen mitnehmen, ich konnte in Luzern eine Vielzahl an interessanten Projekten und Aktivitäten entwickeln und habe viele interessierte und interessante Menschen kennengelernt.

Interview Hanns Fuchs, 23. Dezember 2017