Die Nachbarschaftshilfe stärken

Der Wunsch vieler älterer Menschen ist es, möglichst lange in der gewohnten Umgebung sicher und selbständig zu leben. Die Frage lautet: Mit welchem Wohnangebot und welchen ergänzenden Dienstleistungen können sie dabei optimal unterstützt werden? Eine mögliche Antwort darauf ist das Pilotprojekt Vicino Luzern. Unter der Führung der Allgemeinen Baugenossenschaft Luzern abl und der Spitex Stadt Luzern entsteht im Gebiet Neustadt ein Nachbarschaftsprojekt, welches das Zusammenleben von Jung und Alt fördert und als Vermittlung für ältere Menschen dient, die auf unterstützende Dienstleistungen angewiesen sind.

Weitere ähnliche Projekte rund um das Wohnen und Leben im Alter sind in anderen Quartieren der Stadt Luzern in Diskussion, in Planung und am Entstehen. Dazu gehören der Neuhushof in Littau, die Siedlung Guggi an der Taubenhausstrasse und zwei benachbarte Projekte im Quartier Wesemlin.

Freiwilligenarbeit spielt wichtige Rolle
Um den fachlichen Austausch zwischen allen Akteuren im Bereich zu intensivieren, wird eine Interessensgemeinschaft gegründet – die IG Vicino Luzern. Bauträgerschaften sowie Dienstleister im Altersbereich sollen die IG als Plattform nutzen können, wo Knowhow und Erfahrungen geteilt und ausgetauscht werden. Das Wort Vicino stammt aus dem Italienischen und bedeutet „nahe" beziehungsweise „Nachbar" – bei allen Projekten spielt die Nachbarschaftshilfe und die Freiwilligenarbeit eine wesentliche Rolle.

Als Grundlage für die Arbeit der IG dient eine gemeinsame Absichtserklärung. Der „Letter of Intent" wird noch in diesem Herbst unterschrieben und beinhaltet mehrere Ziele, um die Vision umzusetzen, damit ältere Menschen in der Stadt Luzern möglichst lange selbstständig, selbstbestimmt und sicher in ihrer gewohnten Umgebung wohnen können. So sollen die Angebote für ältere Menschen innerhalb der einzelnen Quartiere gut aufeinander abgestimmt sein. Eine tragende Rolle spielt im Konzept – wie der IG-Name signalisiert – der Nachbarschaftshilfe: Ziel ist es, dass Nachbarinnen und Nachbarn einander gegenseitig unterstützen. Wo es nötig ist, sollen öffentliche und private Institutionen ergänzend ihre professionellen Dienstleistungen anbieten. Beabsichtigt ist, dass das Angebot auf weitere Quartiere ausgeweitet werden kann.

Ein weitverzweigtes Netzwerk
Mitglieder der IG sind aktuell verschiedene Projektträger: Die Allgemeine Baugenossenschaft Luzern abl mit dem Pilotprojekt Vicino Luzern in der Neustadt, die Wohnbaugenossenschaft WGL Littau mit dem Projekt Neuhushof, die Katholische Kirchgemeinde Stadt Luzern und die Stiftung Kapuziner Kloster Wesemlin mit ihren beiden Projekten im Quartier Wesemlin sowie die Viva Luzern AG mit dem Projekt Guggi an der Taubenhausstrasse. Dazu kommen die Spitex der Stadt Luzern als Fachbegleitung und die Stadt Luzern als Koordinatorin der IG. Die IG steht jedoch allen bisherigen und zukünftigen Projektträgerschaften, Dienstleistungsorganisationen und Interessenvertretungen offen, die sich für das gleiche Ziel engagieren möchten.

„Die IG Vicino Luzern stellt den fachlichen Austausch und die Vernetzung zwischen den verschie-denen Projekt-Betreibern sicher", sagt Tamara Renner, Geschäftsleiterin der Spitex Luzern. Sie stehe weiteren interessierten Organisationen im Altersbereich offen, sowohl privaten wie öffentlichen Anbietern. „Im Zentrum stehen das gemeinsame voneinander Lernen und der fachliche Austausch".

Peter Bischof, Geschäftsführer der Katholischen Kirchgemeinde der Stadt Luzern, begründet sein Engagement in der IG Vicino Luzern so: „Bei unserem Projekt Quartierzentrum Wesemlin sollen Nachbarschaftshilfe und das Engagement von Freiwilligen eine wichtige Rolle spielen. Deshalb sucht die Katholische Kirchgemeinde Stadt Luzern den Austausch mit Partnern, die ähnliche Projekte verfolgen."

„Was für alle gleich ist, muss nicht neu erfunden werden – und was bei uns anders ist, können wir auch unterschiedlich gestalten", umschreibt Hansruedi Furrer, Präsident der Wohnbaugenossenschaft WGL Littau, das Hauptmotiv für das Mitmachen der WGL bei der IG Vicino Luzern. Er hofft auf weitere Interessierte, denn: „Umso vielfältiger die Projekte in den einzelnen Stadtteilen sind, desto interessanter und anregender wird der Austausch."

Martin Merki, Sozialdirektor der Stadt Luzern, sagt: „Die Stadt möchte durch das Engagement in der IG Vicino Luzern mithelfen, dass sich alle Player intensiv vernetzen können. Durch den koordinierten Austausch wird die Qualität gefördert und es entstehen vielfältige und auf die quartierspezifischen Gegebenheiten und Bedürfnisse abgestimmte Modelle." - 18.8.2015

www.vicino-luzern.ch