Stadt soll mit Baugenossenschaften einen Weg suchen

Mit der notwendigen Einsicht, aber auch mit einer vorsichtig formulierten Besorgnis, hat Baudirektor Kurt Bieder vom Ja zur Initiative „Für zahlbaren Wohnraum“ Kenntnis genommen. Auch Vertreter des jetzt geforderten gemeinnützigen Wohnungsbaus betrachten die Umsetzung der Initiative als grosse Herausforderung.

„Ich wünsche dem neuen Stadtrat grosses Geschick, ein mehrheitsfähiges Reglement auszuarbeiten“,  das die Vorgaben der Initiative aufnehme, schreibt Kurt Bieder in seiner Stellungnahme. Um die Initiative umzusetzen, werde der Stadtrat kaum darum herumkommen, auch Einfluss auf den Wohnungsmarkt zu nehmen. Auch die bisherige Liegenschaftspolitik des Stadtrates müsse hinterfragt werden.

Andi Willinig ist Geschäftsleiter der Geissenstein Baugenossenschaft EBG und  präsidiert die Sektion Innerschweiz des Schweizerischen Verbandes für Wohnungswesen (SVW), des Dachverbandes für Baugenossenschaften. In dieser Funktion sagt er, nach dem Ja zur Wohnungsbau-Initiative müssten die Genossenschaften mit den städtischen Behörden zusammensitzen, neue Strukturen schaffen und einen Weg zur Umsetzung der Forderungen suchen. Es gelte auch abzuklären, ob sich noch andere Akteure im gemeinnützigen Wohnungsbau engagieren könnten. Konkret wünscht er von der Stadt, dass sie geeignete Liegenschaften und eine Durchmischung im Wohnungsangebot suche. Insbesondere müssten im Rahmen des Gemeinnützigen Wohnungsbaus auch altersgerechte Wohnungen in Zentrumsnähe errichtet werden.

Er wisse noch nicht, wie die Forderungen dieser Initiative in der Realität umgesetzt werden könnten, sagt Geschäftsleiter Bruno Koch von der abl, der grössten gemeinnützigen Baugenossenschaft in der Stadt Luzern. „Vielleicht ist es notwendig, den ursprünglichen Kompromissantrag für 1'000 zusätzliche Wohnungen in den nächsten 15 Jahren wieder ins Gespräch zu bringen.“ Die Forderung der Initiative lautet auf 2100 Wohnungen in den nächsten 25 Jahren. Dies würde den Bau von jährlich 80 gemeinnützigen Wohnungen verlangen. „Das ist ein hohes Ziel“, sagt Bruno Koch und verweist auf die abl-Siedlung Tribschen Stadt, die rund 80 Wohnungen umfasst. Zwei Siedlungsräume, in denen der gemeinnützige Wohnungsbau zum Zuge kommen soll, sind bekannt. Es geht um Baugelände an der Bernstrasse, das im Baurecht an die abl und an die Baugenossenschaft Matt abgetreten werden soll. Im weitern will die Stadt 50 Prozent der Liegenschaft Urnerhof für den gemeinnützigen Wohnungsbau zur Verfügung stellen. Frage an Bruno Koch: Wo gibt es noch Möglichkeiten, solche Wohnungen zu erstellen? „Sicher auf dem Areal des heutigen Hallenbades an der Bireggstrasse.“
René Regenass – 18. Juni 2012