Pro Jahr erkranken im Kanton Luzern
über 1000 Personen neu an Demenz

Die „Nationale Demenzstrategie 2014-2017“, die soeben auf Bundesebene verabschiedet wurde, sei ein ambitioniertes Projekt und brauche deshalb klare Prioritäten und Termine, stellt die Alzheimervereinigung (alz) Luzern fest. Unabdingbar sei eine kantonale Demenzstrategie, um eine griffige Umsetzung zu  erreichen. Bisherige regierungsrätliche Verlautbarungen auf entsprechende parlamentarische Vorstösse seien nicht befriedigend ausgefallen, kritisiert die alz Luzern.  „Der Kanton Luzern hat sich noch nicht entschieden, wie er mit der komplexen und weit verzweigten Thematik Demenz umgehen will.“

Kanton hat Tragweite nicht erfasst

Tatsächlich hat der Kanton Luzern die Tragweite von Demenz unterschätzt. Obschon sich die Zahl der Demenzkranken im Kanton Luzern bis ins Jahr 2020 von heute 4800 auf 6500 Personen rasant erhöhen wird, weigerte sich der Regierungsrat noch letztes Jahr, das brisante Thema zur Kantonssache zu erklären. Zuständig seien die Gemeinden, eine kantonale Demenzstrategie sei „derzeit nicht vorgesehen“, erklärte der Regierungsrat im Mai 2012 im Kantonsparlament auf einen Vorstoss der CVP-Kantonsrätin Hedy Eggerschwiler-Bättig.

Im November 2012 doppelte er auf eine Motion von Ralph Hess (Grünliberale Partei) nach: „Die Planung der ambulanten Angebote, die Demenzkranke unterstützen, welche zu Hause leben, oder welche deren Angehörige entlasten, gehört in den Zuständigkeitsbereich der Gemeinden“, erklärte Gesundheits- und Sozialdirektor Guido Graf. Für den Kanton bestehe hierfür kein gesetzlicher Auftrag, ein separater Planungsbericht zum Thema
Alzheimer sei nicht sinnvoll. Die Regierung habe „die Tragweite von Demenz nicht erkannt“ und wolle den Ball einfach den Gemeinden und Stiftungen weitergeben statt hier Führung zu übernehmen, kritisierte damals Hess.

Ein Jahr danach hat nun der Regierungsrat erkannt, dass es eine kantonale "Demenzstrategie" braucht, um die Betreuung von an Demenz erkrankten Personen zu verbessern. "In Zukunft soll verstärkt der Grundsatz 'ambulant vor stationär' umgesetzt werden, damit Pflegebedürftige möglichst lange zu Hause gepflegt werden können", erklärte Regierungsrat Guido Graf. Das Projekt "Demenzstrategie" und das Projekt „Pflegeheimplanung mit integrierter Demenzstrategie“ soll unter der Federführung des kantonalen Gesundheits- und Sozialdepartementes zusammen mit den Gemeinden umgesetzt werden. „Eine gemeinsame Planung macht Sinn, da es viele Schnittstellen gibt“, heisst es in einer Medienmitteilung zur „Nationalen Demenzstrategie“. Angesichts der steigenden Anzahl Betroffener will der Kanton die neue Pflegeheimplanung zwei Jahre früher als geplant in Angriff nehmen.

Angehörige zu Hause entlasten

Im Kanton Luzern verursachen die Demenzkrankheiten pro Jahr Kosten von 310 Millionen Franken, wie eine aktuelle Studie im Auftrag der Schweizerischen Alzheimervereinigung ergab. Tendenz steigend. Rund die Hälfte der Demenzkranken lebt zu Hause, doch die Betreuung ist für die Angehörigen oft eine grosse Herausforderung. „Das Verhalten der kranken Person nicht verstehen können und mit den äusserst komplexen Situationen nicht fertig zu werden, ist sehr aufreibend“, stellt die alz fest. „Die Angehörigen, die rund um die Uhr anwesend sein müssen, finden weder Ruhepausen noch Entlastung.“ Viele Angehörige sind dann zunehmend isoliert und erschöpft. Oder sie werden selber krank. „Angehörige brauchen Unterstützung und Entlastung“, so Sandra Baumeler, Geschäftsleiterin der Alzheimervereinigung Luzern.

Dies wäre umso dringender, als die Betreuung zu Hause pro Demenzkranken und Jahr 55 000 Franken kostet - im Heim hingegen 69 000 Franken. Vergleicht man nur die direkten Kosten, also ohne die unentgeltlichen Leistungen der Angehörigen, kostet ein Aufenthalt zu Hause sogar 87 Prozent weniger als im Heim. Im Kanton Luzern erkranken derzeit jährlich gut 1000 Menschen neu an einer Demenz, wobei das Risiko mit zunehmendem Alter steigt: Jede zehnte Neuerkrankung im Kanton Luzern betrifft Frauen und Männer, die über 90 Jahre alt sind.
Beat Bühlmann – 26. November 2013

www.alz.ch/lu