Immer noch eine Minderheit: Menschen mit Masken. 

«Bringt ja eh nicht viel»

Jetzt sind wir als Risikogruppe wieder öfters unterwegs. Im Bus, im Tram, im Zug oder in der Arztpraxis. Schutzmaske tragen und Desinfektionsmittel mitführen? Ein Erfahrungsbericht.

Von Ueli Hunkeler (Text) und Joseph Schmidiger (Bilder)

In der Arztpraxis

Ich muss zum Arzt. Nicht Ernsthaftes, eine Kontrolle. Aber: was muss man in Zeiten von Corona bei einem Arztbesuch beachten? Ich bin sicher: Eine Maske braucht's! Seit der Schweinegrippe 2009 horten wir im Schrank eine ganze Schachtel mit 50 Stück (Typ IIR). Anprobe vor dem Spiegel: Passt. Ich stopfe mir zwei Masken in die Jackentasche und los geht's. Im Lift zur Arztpraxis montiere ich die Maske – und augenblicklich beschlägt die Brille. Zu spät: Schon stehe ich vor der Praxistür.


Ich läute und trete ein. Überraschung: Ich bin der einzige, der ein Maske trägt! Die medizinische Praxisassistentin und die Patienten im Wartezimmer sind maskenlos. Ein paar Minuten später tritt mir auch der Arzt ohne Maske entgegen. Allerdings, kein Handschlag diesmal. «Brauche ich keine Maske?», stottere ich. «Bringt ja eh nicht viel», meint der Arzt, zieht sich dann aber zur Untersuchung doch auch selbst eine Maske (mit Filter) über. Bei der Blutentnahme trägt jetzt auch die Assistentin eine Maske.

Im Zug

Kürzlich fahre ich mit der Zentralbahn von Meiringen nach Luzern. Der Zug, mitten an einem Dienstagnachmittag, ist schwach besetzt. Keine Maske also, ich geniesse die Aussicht über Meiringen und auf die Berner Alpen, den Lungernsee und den Sarnersee. In Sachseln steigen einige Leute zu, aber ich bin immer noch allein im Viererabteil. Doch dann, in Sarnen, ist der Perron voll von Menschen. Viele, meist junge Pendler, aber auch einige ältere Wanderer, wohl von Melchsee-Frutt herkommend, drängen in unseren Wagen. Der Mindestabstand kann wohl kaum eingehalten werden.
Ich greife in die Tasche und setze mir die Maske auf. Nach und nach finden auch die neu Zugestiegenen einen Platz – doch, oh Wunder! - in mein Abteil will sich niemand setzen. Sobald ich mit meiner blauen Maske gesichtet werde, drehen sich potentiell Interessierte weg. Ich bleibe bis Luzern allein. Beim Aussteigen beobachte ich, dass ausser dem Bahnpersonal nur gerade zwei der Wandervögel eine Maske tragen.

Die Maske zur Hand

Praktisch ist, dass sich neu die Türen in Bus, Tram und Bahn automatisch öffnen. Das erspart manchen Knopfdruck. Für den Fall der Fälle hat es sich aus meiner Sicht bewährt, immer ein kleines Set mit 2-3 frischen Masken, einem Paar Plastikhandschuhen und einem kleinen Sprüh-Fläschchen mit Desinfektionsmittel mitzuführen. Das passt in jede Damenhandtasche, jeden Rucksack und jedes Velotäschli.

Die Maskenfrage diskutieren wir im Bekanntenkreis. Die Meinungen sind vielfältig: Einige halten sich an die Empfehlungen, andere halten gar nichts davon. Mit Vehemenz vertreten wird auch die Forderung, dass im Öffentlichen Verkehr eine Maskenpflicht herrschen sollte: aus Solidarität mit dem Bahnpersonal etwa, und vielleicht auch ein bisschen, damit man sich als Maskenträger nicht blossgestellt fühlt. Denn so gerne sich mancher Luzerner zu Fasnachtszeiten maskiert, so wenig möchte er während Corona unter dem Jahr auffallen.

So ist es korrekt 

Für alle, die sich nicht genieren bei Bedarf eine Maske zu tragen, gibt es übrigens im Internet ein Erklärvideo des Bundesamts für Gesundheit (BAG), das zeigt, wie man sich korrekt mit Maske ausrüstet und wie man diese nach Gebrauch entsorgt. Das Wichtigste hier in einer Kurzfassung:

- Hände waschen
- Oberer, biegsamer Drahtrand der Maske gut an Nasenform anpassen
- Unterer Maskenteil über das Kinn nach unten ziehen
- Brille über Maske aufsetzen
- Maske max. 2-3 Std. tragen, nicht wiederverwenden
- Maske wie Haushaltabfall in geschlossenen Eimer entsorgen
- Hände waschen
https://bag-coronavirus.ch/

13. Juni 2020

ueli.hunkeler@gmx.ch