Finanzielle Lage im Alter: Grosse Ungleichheiten

Von Marietherese Schwegler

Über die materielle Lage der Menschen im Rentenalter zirkulieren allerhand Klischees: Die Silver Agers werden von Luxusreiseanbietern umworben; gleichzeitig ist die Rede von Altersarmut. Ein neuer Bericht des Bundesamts für Statistik zeigt nun auf, dass beides nicht falsch ist.

Einkommen und Vermögen berücksichtigt

Tatsächlich sind die Unterschiede der finanziellen Ausstattung innerhalb der Bevölkerung im Rentenalter gross, grösser als in der Gesamtbevölkerung. Werden bloss die Einkommen als Vergleichsgrösse herangezogen, ist die Armutsquote bei den Menschen über 65 doppelt so gross wie bei der Gesamtbevölkerung. Erstmals wurden in dieser Studie aber nicht nur die Einkommen, sondern auch die Vermögen berücksichtigt, und da relativiert sich dieses Bild. Manche Haushalte verfügen über angespartes liquides Vermögen, das sie zum Bestreiten ihres Lebensunterhalts mitverwenden können – oder das sie gar nicht benötigen, weil sie schon über ein solides Einkommen aus der AHV, der Pensionskasse und 3. Säule verfügen.

Aber längst nicht alle leben so komfortabel: 20 Prozent haben nicht mehr als 10 000 Franken liquid. Gar einer von zehn alten Menschen kann eine unvorhergesehen Rechnung von 2000 Franken nicht rechtzeitig bezahlen, und fast gleich viele haben grundsätzlich Mühe, den Lebensunterhalt zu bestreiten – selbst wenn sie Ergänzungsleistungen beziehen, denn diese berücksichtigen in vielen Fällen nicht die tatsächlichen Mietkosten.

Erwerbsbiografie und Geschlecht entscheidend

Am misslichsten sieht es aus für Hochbetagte, die ausschliesslich von der AHV leben müssen, weil sie zum Beispiel nie oder nur kurz eine 2. Säule ansparen konnten (diese wurde erst 1985 obligatorisch für alle). Die Einkommenssituation im Alter hängt also entscheidend von der Erwerbsbiografie ab, aber auch vom Geschlecht. Besonders benachteiligt sind alleinstehende Frauen oder Frauen, die nie oder erst nach der Familienphase erwerbstätig waren, Menschen mit geringer Schulbildung, aber auch AusländerInnen. Kommt hinzu, dass diese Gruppen mehrfach benachteiligt sind, indem auch ihr Gesundheitszustand schlechter ist als bei Personen mit höherem Einkommen.

Der Bericht ist angereichert mit zahlreichen Grafiken, die diverse Indikatoren abbilden. Insgesamt gibt er anschaulich und differenziert Auskunft über die Lebenslage im Alter.

Leben im Alter

16. Dezember 2014

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