Am elektronischen Jasstisch, mit Blickkontakt über WhatsApp.

Corona im Alltag (15)

Und keiner haut auf den Stubentisch

Ostern distancing der besonderen Art. Statt Eiertütschen ein familiärer Osterjass - nicht am Stubentisch, sondern am Laptop. Dank Schieber.ch. Hat auch Spass gemacht.

Von Beat Bühlmann
Familientreff an Ostern 2020, auf den ersten Blick etwas bizarr. Punkt 16 Uhr sitzen wir an unseren Laptops, verteilt in drei Wohnungen. Aufgeschaltet ist die Webseite Schieber.ch, parallel dazu sind wir über WhatsApp in Blickkontakt. Wir wählen den Schieber auf 2500 Punkte (möglich wäre auch der Coiffeur). Wir sind an diesem Osternachmittag nicht alleine beim Jassen. An 1229 Tischen, so weiss der Computer, wird ebenfalls gejasst, schönes Wetter hin oder her. Wir bleiben ja zu Hause.

Und wie war es? Tricksen unter dem Stubentisch ist nicht möglich. Auch hilft es wenig, sich über schlechte Karten zu beklagen; es ist ja keiner, der die Karten falsch abgehoben oder verteilt hätte: Schieber.ch lässt nicht mit sich reden. Der Computer übersieht kein Wis und zählt im Handumdrehen nach gängigen Regeln. Eichle und Rose einfach, Schälle und Schilte doppelt, Obenabe und Undeufe dreifach. Das Jassportal gibt es seit 2017, seither wurden 109 338 479 Jasspartien gespielt, Stand Osternachmittag 2020.

Das Jassen, ich muss es gestehen, ist höchst entspannt und vergnüglich. Keine Rauchschwaden im Gesicht, keiner haut wie verrückt auf den Stubentisch (bei der dritten Bockkarte!). Die Karten liegen immer wohl geordnet, nein nicht in der Hand, aber auf der Oberfläche des Laptops. Keine Diskussionen über allfällige Fehler beim Zählen, und selbst krasse Jassfehler sind auf Distanz eher zu verschmerzen. Immerhin sind dumme Sprüche dank WhatsApp (und der Kommentarspalte) nach wie vor möglich. Und zwischendurch lässt sich mit Bier oder Wein anstossen, auch wenn es nicht so recht klingt.

Die Corona-Krise, so glaubt Stefan Metzger, der neue Chef der städtischen Dienstabteilung Digitales, „wird ein riesiger Treiber für die digitale Transformation sein". Ob das auch für das Jassen gilt, wird sich zeigen. Im Verlauf der letzten Stunde, so lässt sich auf der Webseite ablesen, waren 9206 Jasser und Jasserinnen zugeschaltet. Auch mir hat es Spass gemacht. Aber die Jasskarten werde ich nicht entsorgen. - 13.4.2020

beat.buehlmann@luzern60plus.ch

www.schieber.ch