Stepptanzen lernen oder mit dem Topolino nach Turin

Es gab Zeiten, da gehörte zum alten Eisen, wer das Rentenalter erreicht hatte. Und auch heute herrscht vielfach ein negatives Altersbild vor. Die Stadt Luzern will dies ändern. Mit einer Plakatkampagne, die vom 14. bis zum 28. Mai 2014 dauert, will sie aufzeigen, dass mit 60 noch nicht Feierabend ist. Sondern im Gegenteil noch einiges machbar ist.

Die Kampagne will dazu beitragen, ein neues Bild des Alters zu zeigen. Sie veranschaulicht die biografische Vielfalt und die unterschiedlichen persönlichen Träume und Visionen der älteren Generation. „Stepptanzen lernen, bevor es zu spät ist“, sagt Ursula Jones (82). Paul Kölliker  (83) träumt von einem "Gleitschirmflug vom Pilatus – als Passagier!“, und Francesco de Cesare (74) will 2016  mit seinem Topolino unbedingt nach Turin fahren, um dort den 80.Geburtstag seines Kultvehikels zu feiern. Der Luzerner Fotograf Georg Anderhub (65) porträtierte 27 Frauen und Männer im Alter von 64 bis 88 Jahren, die ihre Träume und Visionen formulierten. Beat Bühlmann wollte von ihm wissen, wie er die Idee umgesetzt hat.

Haben denn die Frauen und Männer der Generation 60plus Träume?
Georg Anderhub: Träume haben wohl alle, aber sie aus dem Stand und für die Oeffentlichkeit zu formulieren – das ist nicht wenigen schwer gefallen. Und ausserdem gab es solche, die einfach zufrieden sind mit dem, was sie schon erleben und realisieren durften. Ihre Träume sind dann vielleicht bescheidener. Ich ertappte mich ihnen gegenüber bei der irrigen Vorstellung, dass Träume immer etwas Grosses anvisieren müssten.

Haben sie sich geziert, ihre Träume zu verraten?
Eigentlich zeigten sich alle sehr kooperativ und verrieten gern,
wovon sie träumen. Allerdings gab ich mich nicht in jedem Fall mit dem erstbesten Traum zufrieden. Reiseträume zum Beispiel sind sehr naheliegend und fast schon ein wenig «gewöhnlich», zu wenig persönlich. Da musste ich mitunter schon etwas insistieren.

Kann man seinen Traum in ein paar Worte fassen?
Wer sich gewohnt ist, in der Oeffentlichkeit aufzutreten, macht
das locker. Andere tun sich schwerer damit.

Auf den Plakaten sind die 27 Frauen und Männer in Nahaufnahme zu sehen, die Spuren des Älterwerdens sind nicht zu übersehen. Darf man heute dazu stehen?
Zu meiner Ueberraschung hatte niemand Schwierigkeiten damit, sein Gesicht von ganz nah aufnehmen zu lassen. Jedenfalls hat sich niemand beschwert...

Die Fotos sind schwarzweiss, ein bewusster Entscheid?
Das haben wir in unserem Vorbereitungsteam so festgelegt. Es bestand ein Konsens darüber, dass Schwarzweiss das Wesentliche eindrücklicher transportiert als Farbe. Ich persönlich liebe schwarzweiss, aber es ist mir letztlich ein Rätsel, was seinen Zauber ausmacht. 

Wo sind denn die Plakate zu sehen?
Die Plakate werden in konzentrierter Form auf dem Kornmarkt und
auf dem Rosengartplatz bei der Peterskapelle gezeigt. Ausserdem sollen auch einige in den Quartieren an den normalen APG-Plakatwänden zu sehen sein.

Und wie sieht dein eigener Traum aus?
Ich träume einen Fahrradtraum. Eine Gewaltstour, nach Süditalien
zum Beispiel, wäre etwas. Oder vielleicht, noch lieber: So lange wie möglich weiterradeln können. Am liebsten zu zweit.

 

Persönliche Begegnungen
Vier der 27 Frauen und Männer, die bei der Plakataktion mitmachten, können in einer Talkshow persönlich kennengelernt werden:

Heinz Haldi, Ochsenwirt und Russlandkenner,
Dienstag, 20. Mai 2014, 19.30 im Gasthaus Ochsen, Littau

Traude Scagliola,Schicksalspsychologin und Freiheitskämpferin,
Freitag, 23. Mai 2014, 17.00 im Theater Pavillon, Luzern

Vanja Palmers, Tierschützer und Veganer,
Dienstag, 27. Mai 2014, 17.30 Uhr im Restaurant Helvetia, Luzern

Ursula Jones, Musikmäzenin und Archäologin,
Samstag, 31. Mai 2014, 11.00 Uhr im Festsaal der
Maskenliebhaber-Gesellschaft der Stadt Luzern, Süesswinkel 7, Luzern