Erfolgsfaktoren im Engagement der Generation 60plus

Vor rund einer Woche hat im MaiHof eine von der Fachstelle für Altersfragen vorbereitete Tagung stattgefunden, die wichtige Fakten zum Thema Alter vermittelte (siehe weitere Beiträge auf dieser Webseite). Toni Zwyssig, Mitglied des Forums Luzern60plus, hat einen Workshop geleitet. Im folgenden Beitrag zeigt Toni Zwyssig Faktoren auf, die zum Erfolg von Projekten in der Luzerner Alterspolitik beigetragen haben.

Die Generation 60plus engagiert sich in Projekten zwischen digitaler Revolution und neuer Langsamkeit. Die folgenden Faktoren haben in den freiwilligen Projekten von luzern60plus aus der Perspektive eines 70-jährigen Beteiligten wesentlich zum Erfolg beigetragen:

1       Nützlich sein

Pathetisch wird oft beteuert, engagierte Pensionierte wollen mit dem freiwilligen Engagement der Gesellschaft etwas zurückgeben. Bescheidener gesagt: Wir möchten miteinander etwas bewegen - mit Projekten, die Nutzen bringen und Sinn stiften.

2       Konkret

Ein Projekt muss konkret sein, auf keinen Fall diffus und absehbar kaum zielführend. Projekte sind konkret, wenn wir sie erzählend verständlich kommunizieren können.

3       Subito

„Subito!“ war die Forderung der 68er- und vor allem der 80er-Bewegung. Wir Pensionierte haben die eine und oder die andere mehr oder weniger hautnah erlebt. Subito bekommt für uns jetzt, da das Ende unseres Lebens absehbar ist, eine neue Aktualität. Auch das Ende eines Projekts muss absehbar sein. Die vielzitierte Nachhaltigkeit ist sicher wichtig. Der Zeithorizont für ein Pensionierten-Projekt liegt jedoch zwischen einem und drei Jahren.

4       Effizienz + Lust

Effizienz  haben wir in unserm Berufsleben bis zum Geht-nicht-mehr erlebt. Als Pensionierte müssen wir uns nicht mehr alles antun. Auf Exzesse der Bürokratie und Administration, unfähige Vorgesetzte, mühsame Mitarbeitende und Sitzungs-Leerläufe verzichten wir gerne. Wir wollen eine neue effiziente und lustvolle Sitzungskultur: So wenig wie möglich – so viel wie nötig. Zum Realisieren von Projekten gehört – vor allem in unserm Alter – auch Zeit für Begegnungen, Gespräche und Tätigkeiten, die Freude machen.

5       Verbindlichkeit ma non troppo

Die Verbindlichkeit unseres Engagements für gemeinnützige Projekte hat Grenzen. Sie werden gesetzt durch Gesundheit, Familie, Freunde und die Lust auf Neues. In ein Projekt steigen wir verbindlich ein, nach einer gewissen Zeit aber auch wieder aus – ohne schlechtes Gewissen - und wenden uns Neuem zu.

6       Alt und Jung

Wir schätzen ganz besonders die Mitarbeit in generationenübergreifenden Projekten. Bei ausschliesslich für unsere Generation bestimmten Projekten begegnen wir ständig dem eigenen Spiegelbild: „So viele alte Leute und ich gehöre dazu!“. Gesprochen wird vorwiegend über Krankheit  und Tod. Erzählt werden bereits bekannte, rückwärtsgewandte Anekdoten nach dem Motto „Früher war alles besser!“ Die Zusammenarbeit mit Jungen aber ist meist stimulierend, regt an, bringt Neues, aber auch die ernüchternde Konfrontation mit der Halbwertszeit unseres eigenen Wissens. Im besten Fall lernen Jung und Alt voneinander.

7       Neugier

Noch immer sind wir neugierig, haben Zeit und Mittel, Menschen jeden Alters und Herkommens, Länder und Themen kennenzulernen. Wir wollen die uns verbleibende Zeit   nützen, um uns und anderen Wünsche aller Art zu erfüllen. Neugier ist der Motor, der uns          antreibt und bereichert. Wenn wir nicht mehr neugierig sind ist es um uns geschehen.

8       Infrastruktur + Finanzen

Von Finanzen spreche ich bewusst zuletzt. Eine minimale Infrastruktur und bescheidene Finanzen haben das effiziente und lustvolle Realisieren von Projekten erst ermöglicht. Dazu gehören auch der Brand „Stadt Luzern“, die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen, sowie eine professionelle Koordination und Infrastruktur. Wir sind bereit, so weit wie      möglich eigenverantwortlich und initiativ miteinander etwas zu bewegen nach dem bewährten      Rezept: „Es ist einfacher, um Vergebung zu bitten als um Erlaubnis zu fragen.“
Toni Zwyssig - 21. März 2016