Karikaturen statt Worte

Aphasische Menschen finden die Worte nicht mehr und haben Schwierigkeiten beim Sprechen, Verstehen, Lesen und Schreiben. Damit diese Betroffenen ihre Gefühle und Lebenserfahrungen präsentieren können und um die Öffentlichkeit für die Sprachstörung Aphasie zu sensibilisieren, lancierte der Verein aphasie suisse das einzigartige Kalenderprojekt zum Thema Kommunikation - mit Karikaturen des Luzerner Künstlers Hermenegild Heuberger, der nach Hirnschlägen vorübergehend seine Sprachfähigkeit verloren hatte.

Für die Sprachstörung sensibilisieren
Kommunikation kann einfach sein, verspielt oder vertrackt, sie macht viel Freude, bereitet zuweilen aber auch Bauchweh, oft bringt sie Menschen zusammen, manchmal aber auch auseinander. Wie vielschichtig das Thema Kommunikation ist, zeigt der Luzerner Karikaturist Hermenegild Heuberger mit zwölf Sujets im Tischkalender 2017 von aphasie suisse. Wer mit den Karikaturen Freunde zum Schmunzeln bringen möchte, kann sie auch als Postkarten versenden. Mit dem Kalenderprojekt will die Nonprofit-Organisation betroffenen Künstlern jedes Jahr eine Plattform bieten, um sich in Bildern auszudrücken. Gleichzeitig soll die Öffentlichkeit für die Sprachstörung Aphasie sensibilisiert werden, von der in der Schweiz jedes Jahr rund 5000 Personen betroffen sind. Die meisten verlieren nach einem Hirnschlag vorübergehend oder dauerhaft die Sprache.

Heuberger hatte am 29. März 2003, kurz vor seinem 50. Geburtstag, mehrere Hirnschläge erlitten. Zwar machte er im Spital bereits drei Tage später wieder zwei Skizzen: ein Selbstbildnis, das ihn mit gelähmter Gesichtshälfte zeigt, und einen Baum mit schwarzem Schatten. Dabei wurde ihm bewusst, dass er einen grossen Teil seines zeichnerischen Geschicks sozusagen über Nacht verloren hatte. Es sollte fünf lange Jahre dauern, ehe der mehrfach ausgezeichnete Karikaturist wieder eine Illustration publizieren konnte. Für seine Arbeiten benutzte Heuberger, der in Hergiswil bei Willisau lebt und arbeitet, immer schon dicke, grossformatige Notizbücher. Die Ideen für den Tischkalender von aphasie suisse hat er im 341. Skizzenbuch seines Künstlerlebens festgehalten.

Früher sei er ein Schnellarbeiter gewesen, wenn es darum ging, einen Zeitungsartikel pointiert zu illustrieren. Seit dem Hirnschlag muss er die Aufgaben langsamer angehen. Die zwölf Karikaturen für den Tischkalender zum Thema «Kommunikation» entstanden innert fünf Monaten. Heubergers feiner Humor zeigt sich beispielsweise im Kalenderblatt für den Wonnemonat Mai, wo es ums Thema (Nicht)-Kommunikation in der Partnerschaft geht: Ein Pärchen spaziert Hand in Hand über eine bunte Blumenwiese, er telefoniert mit dem Smartphone, sie checkt ihre Mails, beide hören über Ohrstöpsel Musik, dazu träumt er von einem neuen Auto und sie von der Liebe.

Den Tischkalender (inklusive wieder verwendbare Kartonbox mit Vorrichtung zum Aufstellen) kann man für 19 Franken inklusive Versandkosten direkt bei aphasie suisse bestellen: Telefonisch unter 041 240 05 83, auf www.aphasie.org oder per Mail info@aphasie.org.
Cornelia Kneubühler - 30.8.2016