Sich informieren lassen über Unterstützungsangebote im Alter: Das ist der Marktplatz 60plus. 

Talent und Leidenschaft fürs Alter

Die zahlreichen Besucherinnen und Besucher des diesjährigen Marktplatzes 60plus bekamen in der Kornschütte Luzern einen interessanten Einblick in das facettenreiche Engagement rund ums Alter.

Von Hedy Bühlmann (Text) und Joseph Schmidiger (Bild)

Am Andrang des meist älteren Publikums, das bei strahlendem Wetter an einem Samstagmorgen im Mai kurz nach 9 Uhr zum Marktplatz 60plus in die Kornschütte strömt, liess sich das Interesse an dieser Veranstaltung festmachen. Reine Informationsbörse für die einen, ist der Marktplatz 60plus für die anderen ein Ort, an dem sie sich über ein zukünftiges freiwilliges Mitwirken orientieren können für die Zeit nach dem Arbeitsleben.

An über 40 Ständen wurde Auskunft zu Beratungsangeboten und Dienstleistungen für ältere Menschen gegeben, die auf Unterstützung aus ihrem Umfeld angewiesen sind. Bemerkenswert war zu sehen, dass sich Alte und Junge das freiwillige Mitwirken in einer sozialen Institution teilen, mit Leidenschaft und Engagement.

Nahm man sich den Tipp der Luzerner Sozialdirektorin Melanie Setz bei der Eröffnung des Marktplatzes zu Herzen, «offen und neugierig durch den Marktplatz 60plus zu schlendern, an den Care-Angeboten zu schnuppern», sah man eine Vielfalt von ehrlichem Engagement am Anderen und grossem Interesse für ältere Menschen.

Anruf, Auskunft oder Ausfahrt
Diejenigen, denen es gut geht, geben von Herzen, und diejenigen, denen es weniger gut geht, nehmen das Entgegenkommen dankbar an. Diese Haltung, so mein Eindruck, ist bei vielen, die sich für das Thema Alter freiwillig engagieren, zu spüren. Dass der stimmt, bestätigt Brigitte Wangler von «malreden». Auf der Webseite der Organisation ist zu lesen, dass «Einsamkeit verbunden mit einer schlechteren körperlichen, psychischen und kognitiven Gesundheit, krank mache». Daher kämpft «malreden» mit einem Gesprächsangebot übers Telefon gegen die Einsamkeit im Alter. So wurden im Vorjahr 7690 Gespräche von 40 Freiwilligen geführt und das Bedürfnis älterer Menschen nach Austausch wachse laufend, erzählt Brigitte Wangler.

Um Zeit und Wissen geht es beim «Café Med» der Akademie Menschen Medizin. Ärztinnen und Ärzte teilen ihr Wissen in verständlicher Sprache und kostenlos mit Patient:innen jeden ersten Mittwoch im Monat von 14.30 bis 17.30 Uhr in «Melissa’s Kitchen», Hirschengraben 19, Luzern.

Und wer nicht mehr gut zu Fuss unterwegs ist, kann sich bei «Radeln ohne Alter» für eine Ausfahrt melden. Eine Pilotin oder Pilot holt die Interessierten per Velo-Rikscha zuhause ab und dann geht es mit Fahrtwind im Haar auf eine Tour in die Natur, durchs Quartier oder in Richtung Rotsee. Die E-Rikscha Pilot:innen sind geschult und freuen sich auf die Gäste und ihre Wünsche.

Die Leute an den Marktständen erklären bereitwillig, wie ihre kostenlosen Angebote bei Bedarf abgerufen werden können. Praktisch jede Organisation hatte einen professionellen Flyer und einen QR-Code zum Scannen ausgelegt.

Über Talent und Leidenschaft sprechen
Parallel zum Standangebot bietet der Marktplatz 60plus jeweils Gespräche mit spannenden Personen auf dem Podium. Neugierig und mit grosser Lust hat die Journalistin und Dokumentarfilmerin Andrea Pfalzgraf ihre Gäste nach ihren Leidenschaften und Talenten gefragt.

Seit 20 Jahren pensioniert, erzählt die frühere Sozialarbeiterin Heidi Steffen begeistert über das vom Forum Luzern60plus umgesetzte Projekt «Das hohe Alter». Sie ist stolz darauf, dass das Ziel des Projekts – bestehende Altersbilder in Frage zu stellen, das Alter ins rechte Licht zu rücken – einem realen Bedürfnis älterer Menschen entspricht. Es habe schon viel Überzeugungsarbeit gebraucht, dass sich ältere Menschen in der Öffentlichkeit zeigten. Deren Voten wie «Endlich werde ich gesehen» und «Es kümmert sich jemand um mich» nimmt sie als Erfolg des Projektes entgegen. Auf ihr Talent angesprochen sagt Heidi Steffen im ersten Augenblick bescheiden, sie habe keines. Nachdem sie von der Moderatorin auf ihr ausserordentliches Durchhaltevermögen angesprochen wird, bringt sie ihr Talent auf den Punkt: Menschen fördern und motivieren, ihr Bestes zu geben.

Der frühere Journalist Beat Bühlmann hat nach seiner Journalistenkarriere Gerontologie studiert. Fragen wie «Was heisst es, Rentner und Rentnerin zu sein?» und «Was bestimmt uns, wenn wir das Arbeitsleben hinter uns lassen?» haben ihn damals beschäftigt. Auf der Suche nach der Identität – beim Tod seines Vaters war er 15-jährig – hat er als Grossvater die Gespräche mit seiner Mutter über dieses prägende Ereignis reflektiert und in einem Buch festgehalten. Seine Leidenschaft für das Schreiben kam ihm beim Verfassen des Buches entgegen, ein Vermächtnis an seine Kinder und Enkelkinder.

Silvia Planzer schenkt ihre Leidenschaft dem Garten. Sie nennt ihn ihren Lehrmeister. Beim Jäten findet sie Stille und Ideen für alles, was bei ihr so ansteht. Und das ist viel. Sie schenkt ihre Aufmerksamkeit und ihr Talent Menschen, die um den Tod ihrer Liebsten trauern. Als Schauspielerin macht sie das, schafft dramaturgische Begegnungen mit den Verstorbenen. Sie nutzt dazu Literatur, Musik, Sprache und ihre Stimme. Dass sie dafür leidenschaftlich brennt, spürt das Publikum, wenn sie sagt: «Zwar geht es immer um schmerzhaftes Loslassen, aber dieses ist zutiefst lebendig. Der Abschied blüht auf wie eine Rose.»

Auf das Podium geladen war auch Daniel G. Widmer, ganz Gentleman und Ehrenmann wie er angekündigt wurde. Gut mit anderen und sich umgehen sei für ihn die Essenz des Gentlemans schlechthin und als Ehrenmann engagiert er sich in diversen ehrenamtlichen Funktionen für die Gesellschaft. Ein Gentleman habe nie ausgelernt und akzeptiere gewisse Dinge mit Demut, fügt er hinzu. Ein bisschen Wehmut schwingt zwar mit, wenn er davon schwärmt, dass er am liebsten Opernsänger geworden wäre. Sein Publikum hat er auf jeden Fall, sei es als Treuhänder, als Experte in Sachen Auftrittskompetenz, als Fritschivater 2024 oder als Präsident der Feldmusik. Und vor allem auch als Familienmensch, der mit grosser Leidenschaft in seiner dritten Lebensphase unterwegs ist.

5. Juni 2025 – hedy.buehlmann@luzern60plus.ch