Schwungvoll in eine neue Woche: Volare verleiht im Pfarreisaal Flügel.

Volare bringt Bewegung ins Alter

Von Hans Beat Achermann (Text) und Dario Britschgi (Bild)

Wer Volare liest, hat wahrscheinlich gleich das Lied des italienischen Cantautore Domenico Modugno von 1958 im Ohr. Mit Volare, was Fliegen heisst, möchte eine neue Organisation das Alter beflügeln und Generationen verbinden – tanzend und wandernd.

 „Bewegen, begegnen und beflügeln“: Mit diesen Worten beschreibt die Sozialarbeiterin und Tanz- und Bewegungspädagogin Regula Hasler die Idee, die am Anfang von Volare stand. Zusammen mit der Psychologin Bettina Hübscher und dem Musiker John Wolf Brennan sind daraus verschiedene Projekte unter dem Label Volare entstanden. „Wir sind überzeugt, dass im Alter viele Schätze vorhanden sind, die hervorgehoben werden können“, sagt Hasler. „Volare steht für ein positives Verständnis und ein differenziertes gesellschaftliches Bild des Alters und Alterns. Volare fördert das Zusammenspiel der Generationen und betrachtet dies als Schlüssel zur Lösung vieler Zukunftsfragen.“  Und was liegt da näher, als über Musik Erinnerungen und Erlebnisse hervorzuholen und sich gemeinsam zu mitreissenden Songs tanzend zu bewegen. „Tanzen verleiht Flügel“, heisst es auf der Volare-Homepage, auch wenn es an diesem Montagabend im Pfarreisaal St. Michael kein Flügel, sondern bloss ein Burger-Jacoby-Klavier ist, das Flügel verleiht, bespielt von John Wolf Brennan. Zehn Songs hat er für diesen Abend ausgesucht und eingespielt, von Mamma mia über Wild World bis zu Raindrops und der Filmmusik zu Orfeo negro, von Pata Pata zu Luegid vo Bärg ond Tal, alles tanzgerecht arrangiert vom erfahrenen Komponisten und Pianisten. Dieses Tanz-Angebot wird getragen von den Pfarreien St.Anton-St.Michael.

Die Bewegungen selber aussuchen

Zwölf Frauen und zwei Männer lassen sich an diesem Abend Flügel wachsen, einfühlsam angeleitet von Regula Hasler. Zum Einstieg liest eine Teilnehmerin ein Herbstgedicht, das wunderbar vom Wort zur Bewegung überleitet. Kein Zwang herrscht, jede und jeder kann sich seine Bewegungen aussuchen, solo oder in Gruppen. Sie sind diesmal zwischen 40 und 92, manchmal sind auch Jüngere dabei. Es braucht keine Anmeldung – alle nehmen teil, wann es ihnen passt: Jeden Montag, ausser in den Schulferein und ausser am letzten Montag des Monats wird von 18.00 bis 19.15 getanzt.  Mal sind Schirme, mal Fächer, dann wieder Tücher als Objekte mit dabei. Anschliessend gibt es frischen Süssmost und ein paar feine Häppchen. Mitmachen ist kostenlos, für freiwillige Beiträge steht eine Kartonbox auf einem Stuhl. Ab nächsten Januar findet „Tanzen beflügelt“ auch im St. Leodegar statt, organisiert von der Katholischen Kirche und von Volare.  

Über die Generationen hinweg

„Wir suchen für unsere Angebote immer eine Partner- Organisation“, erläutert Regula Hasler, „das können vielfältige Institutionen oder Gemeinden sein.“  Neben dem Tanzangebot hat Volare auch  schon Stadtrundgänge angeboten, zum Beispiel mit dem Luzerner Historiker Walter Steffen, selber auch Mitglied im Forum Luzern60plus.  Musikalische Wanderungen im Rigi-Gebiet (mit Wanderbuch- Autor David Coulin) oder im Engadin (mit dem Künstlerzentrum Nairs) sind weitere Angebote von Volare.

Die Zeit für neue Flügel

Alter hat Potenzial: Das ist inzwischen gerontologisches Allgemeinwissen. Mit Volare kann dieses Potenzial entdeckt und beflügelt werden. „Wir wollen nicht einfach auch noch etwas für die Alten anbieten“, sagt John Wolf Brennan im Gespräch, „sondern wir wollen Lebensfreude wecken, Vitalität erhalten, das Älterwerden beflügeln und mit unseren Angeboten Generationen verbinden.“  Schliesslich feiern in der Schweiz jeden Tag fast 250 Menschen den Eintritt ins AHV-Alter, mit einer Lebenserwartung von durchschnittlich noch 20 Jahren. Da bleibt noch viel Zeit, um sich Flügel wachsen zu lassen. 

Informationen unter www.volare.li,  www.kathluzern.ch /tanzen

01.11. 2019