Zieht eine positive Bilanz nach einem Jahr im Stadtrat: Sozial- und Sicherheitsdirektorin Melanie Setz.

«Der beste Job der Welt»

Seit einem Jahr ist die SP-Politikerin Melanie Setz als Luzerner Sozial- und Sicherheitsdirektorin im Amt. Im Gespräch zieht die 45-Jährige Bilanz und sagt, wo sie noch Handlungsbedarf sieht, was für Wünsche sie ans Forum hat und wo ihr Jüngster auch schon politische Erfahrungen macht.Von Hans Beat Achermann (Interview und Bild)

Melanie Setz, was fällt Ihnen spontan ein, wenn sie auf das letzte Jahr zurückblicken?
Melanie Setz: Es sind vor allem die tollen Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen. Das ist ein grosses Privileg. Ich bekomme so auch von aussen viele Anregungen. Schön ist zudem die sehr wohlwollende, lustvolle und konstruktive Zusammenarbeit im Stadtrat, die auch gegen aussen wirkt. Es ist für mich der beste Job der Welt.

Was haben Sie politisch in diesem ersten Jahr erreicht?
Sehr erfreulich ist, dass das Massnahmenpaket «Gute Betreuung im Alter» sehr positiv aufgenommen wurde, nicht nur vom Parlament. Ich denke, dass wir Themen aufgeworfen haben, die für die Leute wichtig sind. Ganz konkret können wir seit dem 1. September Betreuungsbeiträge zur Entlastung von Angehörigen sprechen. Erste Gesuche sind bereits eingetroffen. Auch im Bereich der niederschwelligen Gesundheitsversorgung haben wir neue Ziele definiert und wir sind daran zu prüfen, welche Handlungsmöglichkeiten die Stadt hat. Konkretes dazu wird zu gegebener Zeit kommuniziert. In der Prüfung ist die generationenübergreifende Quartierarbeit. Spannend finde ich auch die Idee einer aufsuchenden Sozialarbeit, die es für ältere Menschen kaum gibt. Da gibts Entwicklungspotenzial.

Was sind Hauptanliegen, die sich neu ergeben haben und die künftig ihren Fokus mitbestimmen?
Ein Hauptanliegen, das aber nicht neu ist und nicht nur meine Direktion betrifft: Wie können wir möglichst viele Menschen miteinbeziehen? Gerade bei der älteren Generation ist es für uns eine Herausforderung, an die Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen zu gelangen, ihre Bedürfnisse abzuholen und darauf passende und sinnvolle Antworten zu haben. Eine weitere Herausforderung ist es, die verschiedensten Organisationen, Institutionen und weitere Partner besser zu vernetzen. Es macht keinen Sinn, dass zu viele dasselbe anbieten. Hier müssen wir unbedingt auch die Information verbessern. Das ist auch im Interesse all der vielen in der Freiwilligenarbeit Tätigen, dass ihr Engagement nicht ins Leere läuft und verpufft.

Im neusten, kürzlich veröffentlichten Bericht zu Altersfreundlichkeit der Stadt stechen zwei Anliegen heraus: Die Angst, im Alter keine günstige Wohnung mehr zu finden und die Unzufriedenheit über die Velofahrenden auf den Trottoirs und in Mischzonen. Was unternimmt hier die Stadt?
Die zwei hängigen Wohnrauminitiativen sind noch in vertiefter Prüfung. Sie würden der Stadt mehr Handlungsspielraum und mehr Mittel zur Verfügung stellen. Angedacht ist auch eine Stelle, wo Wohnungssuchende beraten und unterstützt werden. In diesem Zusammenhang möchte ich betonen, dass das Wohnen in Alterszentren für ältere Menschen auch Vorteile haben kann. Die Entwicklung der Heime wird in Richtung mehr Offenheit und Durchlässigkeit gehen, so dass auch neue Wohnformen möglich sind. In Sachen Verkehrssicherheit versuchen wir mit dem Kanton punktuelle Verbesserungen zu erreichen für zu Fuss Gehende und Velofahrende. Ich plädiere aber auch für mehr gegenseitige Rücksichtnahme, denn der Konflikt lässt sich nicht von heute auf morgen lösen. Es braucht zwingend eine bessere Veloinfrastruktur und sichere Gehwege.

Was für Wünsche haben Sie ans Forum Luzern60plus?
Das Forum sollte immer wieder versuchen, sich zu öffnen und auch Menschen mitzunehmen, die schwieriger zu erreichen sind, um so eine Austauschplattform für vielfältige und unterschiedliche Ansichten und Hintergründe zu sein. Und auch beim Forum sehe ich noch Möglichkeiten der besseren Vernetzung mit anderen Altersorganisationen.

Zum Schluss: Wie sieht Ihre Work-Life-Balance aus?
Was ich vor einem Jahr gesagt habe – dass ich am Morgen erst aus dem Haus gehe, wenn meine beiden Buben die Wohnung verlassen haben und zur Schule gegangen sind –, das konnte ich mit wenigen Ausnahmen einhalten. Das ist mir sehr wichtig. Der Jüngere ist mit acht Jahren schon im Schülerrat, was er so kommentierte: «Mama, ich bin jetzt auch in der Politik.»

 12. September 2025 – hansbeat.achermann@luzern60plus.ch