Laghetto: Ausschnitt aus dem Flyer zum Programm der «Lebensreise 2023», einem Angebot der Fachstelle für Altersfragen der Stadt Luzern. Bild: Kari Joller

Endlichkeit als Herausforderung

Obwohl wir um unsere Endlichkeit wissen, verdrängen wir die Gedanken an Sterben und Tod gerne. Doch die Auseinandersetzung mit der letzten Lebensphase kann eine Chance sein, sich mit dem gelebten Leben und den damit verbundenen Erinnerungen nochmals intensiv auseinanderzusetzen.

Von Monika Fischer

Bereits zum 8. Mal organisiert die Fachstelle für Altersfragen der Stadt Luzern die Veranstaltungsreihe «Lebensreise». Das Konzept wurde 2014 ausgehend vom Projekt «Altern in Luzern» erarbeitet. Es richtet sich am Interesse der Menschen 60plus und regt zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Alter an. Dies zeigen die Themen der bisherigen Reihen, z.B. «Abschiednehmen und Aufbrechen» (2015), «Erinnern und Vergessen» (2019) und «Dem Alter Farbe geben» (2022).

Seit letztem Jahr macht neben Mirjam Müller-Bodmer und Simone App von der Fachstelle für Altersfragen auch Irene Graf Bühlmann von Luzern 60plus im Vorbereitungsteam mit. Obwohl es für manche Menschen schwierig sein mag, haben sich die drei Frauen rasch auf das Thema der Endlichkeit geeinigt. Ursprung war das grosse Echo auf die Veranstaltungsreihe des Netzwerks 80plus vom Frühling 2019 zum Thema «Über das Sterben sprechen».

Reden über das, was sprachlos macht
«Es ist unglaublich wichtig, dass wir uns auch mit unangenehmen Fragen auseinandersetzen und darüber sprechen», betont Mirjam Müller-Bodmer. Dies sei umso wichtiger, als viele Menschen im mechanischen Denken verwurzelt sind, alles sei machbar. Doch verpassen sie etwas, wenn sie sich nicht mit der Realität auseinandersetzen. Wurde der letzte Abschied früher den Kirchen überlassen, holen sich die Menschen die letzten Fragen wieder zurück. Sie möchten den Abschied selbstbestimmt so gestalten, wie es ihrer Persönlichkeit entspricht und vielleicht auch mit Exit gehen. Selber bestimmen könne jedoch nur, wer informiert ist und die entsprechenden Situationen und Möglichkeiten kennt.

So ist das Vorbereitungsteam überzeugt: Die Endlichkeit als Herausforderung ist eine Thematik, mit der alle Menschen in verschiedenen Lebensphasen konfrontiert sind, sei es im Zusammenhang mit den Grosseltern, den Eltern, mit Verwandten und Freunden und im zunehmenden Alter auch im Hinblick auf das eigene Lebensende. «Zudem erfahren wir zum Beispiel im Buch von Gabriele von Arnim, dass das Lebensende nicht nur ein schweres und trauriges Schreckensgespenst ist», zeigt Irene Graf Bühlmann auf und erklärt: «Es ist eine Bereicherung zu erfahren, wie andere Menschen mit der Situation der letzten Lebensphase umgegangen sind. Wie sie es geschafft haben, diese zur Lebenszeit zu machen. Das gibt Sicherheit, die Thematik anzusprechen und eine Sprache zu finden für das scheinbar Unsagbare.»

Lesungen, Gespräche, Musik und Filme
Gemäss Simone App vermittelt die Veranstaltungsreihe nicht nur Infos, sondern schafft praktisch und konkret über Lesungen, Gespräche, Musik und Filme verschiedene Zugänge zum Thema. Das niederschwellige Angebot ist ohne Anmeldung für alle offen und möglich. Ausser den Filmen im Stattkino ist der Eintritt gratis.

Den Auftakt bildet am 2. Mai 2023, 18.30 bis 20.00 Uhr, im Marianischen Saal in Luzern, die Lesung von Gabriele von Arnim und das Gespräch von Beat Bühlmann mit der Schriftstellerin. In ihrem Buch «Das Leben ist ein vorübergehender Zustand» schreibt diese unter anderem: «Wie liebt und hütet man einen Mann, der an dem Tag zusammenbricht, an dem man ihm gesagt hat, man könne nicht mehr leben mit ihm?»

Am zweiten Anlass vom 30. Mai 2023 zum Thema «Das Lebensende und ich» werden die Kommunikationswissenschafterin Sibylle Felber und Steffen Eychmüller, Chefarzt am Universitären Zentrum für Palliative Care, Inselspital Bern, nach ihrem Referat auf verschiedene oft gestellte Fragen eingehen. Diese Veranstaltung findet in Kooperation mit Palliativ Luzern in der Zentral- und Hochschulbibliothek statt.

Der Programm-Flyer «Lerbensreise 2023» informiert über die weiteren Anlässe und die Filmreihe im Stattkino Luzern.

25. April 2023 – monika.fischer@luzern60plus