An verschiedenen Marktständen zum Thema «Palliative Care leben» bekamen die Besucherinnen und Besucher bei Gesprächen mit Fachpersonen einen Einblick, was konkret möglich ist.

Bis zuletzt gut leben

Vieles ist am Lebensende noch möglich. Dies zeigte das Team der spezialisierten Palliative Care Viva Luzern Eichhof im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Abenteuer Älterwerden» am 9. Oktober mit einer Ausstellung.Von Monika Fischer (Text und Bilder)

Beim Eingang zum Viva Luzern Eichhof stand neben einem Nachttisch ein Pflegebett. Darauf waren verschiedene Zettel mit Fragen verteilt: «Wie möchte ich gepflegt werden?», «Welche Fotos und Gegenstände wären für mich auf dem Nachttisch wichtig?», «Von wem hätte ich gerne Besuch?». Auf einem anderen Zettel zeigten wenige Worte die Möglichkeiten von Palliative Care auf: «Heilen: manchmal. Lindern: oft. Trösten: immer.» Oder da stand der Hospizgedanke der Gründerin Cicely Saunders: «Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.»

Entsprechend zeigte Christian Schuster, Leiter Pflege und Betreuung, in seinen Begrüssungsworten auf, was bei «Palliativpflege leben» im Zentrum steht: Die Menschen in einer herausfordernden Lebensphase mit Achtsamkeit und Würde zu begleiten und ihre Lebensqualität zu fördern.

Genug Zeit, um auf die Bedürfnisse einzugehen
Am Stand «Pflege und Medizin» erklärte eine Mitarbeiterin auf eine entsprechende Frage, wie Menschen bei Unwohlsein und Übelkeit mit verschiedenen Ölen und Düften unterstützt werden können. Die stellvertretende Teamleiterin Rosmarie Strahlberger stellte die spezialisierte Abteilung von Palliative Care Viva Eichhof Luzern mit den sieben Palliativbetten vor, wo Menschen gemäss dem Hospizgedanken von Pflegefachpersonen mit spezialisierter Weiterbildung gepflegt und betreut werden. Sie kommen von auswärts, aus dem Spital oder werden vom Brückendienst überwiesen, wenn es zuhause nicht mehr geht. Dank einem besseren Stellenschlüssel steht mehr Zeit zur Verfügung, um auf die individuellen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten einzugehen. Allerdings bedauert die Fachfrau die im Gegensatz zu anderen Kantonen schlechtere Finanzierung von Palliative Care im Kanton Luzern.

Beim kurzen Rundgang durch die Abteilung 3 West im obersten Stock bezeichnet sie es als Vorteil, dass sich im gleichen Stock auch zehn geriatrische Langzeitbetten befinden. Dies wirkt sich belebend aus und hat den Vorteil, dass die Mitarbeitenden bei einer Flaute anderswo aushelfen können. Rosmarie Strahlberger wies auf den grossen Tisch im Personalzimmer hin, wo bei Schichtwechsel die Befindlichkeit und Bedürfnisse jeder einzelnen betreuten Person ausführlich ausgetauscht wird. In einem multioptimalen Zimmer finden die Rundgespräche mit den Angehörigen und dem Team statt. Geschätzt wird auch der grosse Balkon mit Blick in den Park mit den zurzeit herbstlich gefärbten Bäumen.

Die Blätter öffnen sich im Wasser wie Seerosen: Aktivierungstherapeutin Regula Blättler zeigt, was bei der Begleitung von schwerkranken Menschen wichtig ist.

Wohlbefinden fördern, Leid lindern
Wie die weiteren Markstände zeigten, umfasst die spezialisierte Palliative Care im Eichhof neben der professionellen Medizin und Pflege verschiedene weitere Angebote, die zum Wohlbefinden und zur Lebensqualität beitragen. Gemäss Musiktherapeutin Simone Geel kann die individuell angepasste Musiktherapie eigene Kraftquellen erschliessen und Entspannung bringen. Das Angebot richtet sich an alle Palliative-Care-PatientInnen und/oder ihre Angehörigen. Es findet nach Wunsch jeweils am Mittwochnachmittag im eigenen Zimmer statt und ist kostenfrei.

An einem anderen Stand zeigte die Aktivierungstherapeutin Regula Blättler, wie ausgehend von der Biografie Ablenkung und Abwechslung das allgemeine Wohlbefinden und die Stimmung der Patient*innen positiv beeinflussen und Leid lindern. Als Möglichkeiten nannte sie neben anderem das Austauschen von Erinnerungen, das Vorlesen eines Gedichts, das Abspielen eines Musikstücks. Wo Angehörige fehlen, überfordert sind oder keine Zeit haben, verbringen Freiwillige, z.B. vom Verein Begleitung Schwerkranker, Zeit mit den Patient*innen und/oder leisten Sitzwache bei sterbenden Menschen.

Ein grosses Netzwerk
Ein wichtiger Bereich am Lebensende ist für viele Menschen die Spiritualität. Gemäss Seelsorgerin Susanne Wallimann stehen die Seelsorger*innen in engem Austausch mit der Pflege, die näher dran sind, da Seelsorge vor allem Beziehungsarbeit sei. Nur noch selten bestehe ein Wunsch nach der Krankensalbung oder die Beantwortung von ethischen und moralischen Fragen. «Wir sind einfach da und geben dem Raum, was die Menschen beschäftigt», erläuterte die Seelsorgerin. Ein grosser Teil ihrer Arbeit sei die Gestaltung von Abschiedsfeiern.

An einem weiteren Stand war der ganze Tisch mit verschiedensten Flyern belegt. Das zeigte eindrücklich, wie viele Organisationen und Vereine sich für Palliative Care engagieren.

Von Zeit zu Zeit erklangen ruhige Geigentöne. Sie waren ein Zeichen, der Musiktherapeutin in den grossen Saal zu folgen. Dort erzählte Gayatri Neumeier im Laufe des Anlasses, begleitet von Chancor Sandorlaky, sieben kurze Märchen vom Werden, Sein und Vergehen.

Mit Märchen über Werden, Sein und Vergehen regten Gayatri Neumeier (r.) und Chancor Sandorlaky zum Nachdenken an.

Auf die Frage, warum er diesen Anlass besuche, meinte einer der wenigen männlichen Besucher: «Ich bin 74, es geht mir altersgemäss gut. Doch kann sich das schnell ändern und der Gang durch die Institutionen wird Realität. Deshalb bin ich Mitglied des Vereins Palliativ Luzern und finde, dass dieser gut aufgestellt sein muss. Zudem suche ich nach Möglichkeiten für einen freiwilligen Einsatz.»

24. Oktober 2025 – monika.fischer@luzern60plus.ch