
Ihr Herz schlägt für Produkte von Firmen mit langer Tradition: Lisa Buchecker.
«Kein Plastik!»
Lisa Buchecker eröffnete vor 33 Jahren das «Cascade» am Bundesplatz und bereicherte Luzern um ein Geschäft mit tausend schönen Haushaltdingen. Heute sieht sie den Einzelhandel mit immer grösseren Herausforderungen konfrontiert.
Von Helen Christen (Text) und Joseph Schmidiger (Bild)
Das «Cascade» am Bundesplatz verspricht auf seiner Internetseite die «besten und edelsten Dinge für Ihre Küche, Ihren Tisch und für Ihr stilvolles Wohn-Ambiente». Ja, tatsächlich, das Auge kann im grosszügigen Ladenlokal gar nicht genug bekommen von der Fülle an wundervollen Gläsern, aussergewöhnlichem Geschirr und ansprechenden Wohnaccessoires. Und mitten in diesem einladenden Paradies eine lebhafte und äusserst zugängliche Lisa Buchecker, die seit über dreissig Jahren für all das Schöne sorgt, das einer Küche oder einem Wohnzimmer erst das gewisse Extra verleiht.
Der Stadtmensch
Lisa Buchecker ist in der Stadt Luzern geboren. Und nirgendwo anders mochte und möchte sie leben. Zwar ist in ihrer Kindheit die Familie auf die Horwer Halbinsel gezogen, kaum einen Steinwurf nur von der Stadt entfernt, aber es zog sie immer in ihr Luzern zurück. Dreissig Jahre wohnte sie am Bundesplatz, in Tuchfühlung mit ihrem Geschäft. Seit kurzem lebt sie nun mit ihrem Partner im Dreilindenquartier.
Bei meinem Besuch schildert sie mit sichtlicher Begeisterung ihren jetzigen Arbeitsweg – «ein Privileg», wie sie sagt – über den Alten Friedhof und die Hofkirchentreppe an den See, über die Seebrücke und dann weiter nach Lust und Laune, zum Beispiel durch das Vögeligärtli, an den Bundesplatz. Sie schwärmt vom unterschiedlichen Charakter der städtischen Quartiere. Gerade das Neustadtquartier hat es ihr angetan. Überhaupt: Das pulsierende Leben in der Stadt mit seinen Menschen und seinem ansehnlichen Kulturangebot ist ihr Lebenselixier. Sie mag auch den Blick auf den See und die Berge, aber auf dem Land hätte sie kein Bleiben.
Die Zielstrebige
Wie bei Mädchen ihrer Generation üblich, besuchte Lisa Buchecker nach der Sekundarschule die Töchterhandelsschule und war so gerüstet für Bürojobs, denen sie eine Weile nachging. Die Anstellung im Zürcher Hotel Baur au Lac war nicht viel mehr als eine Stippvisite (Zürich ist halt nicht Luzern). In den Büros beim Faksimile Verlag und beim Auktionshaus Fischer dagegen hielt sie es, nun glücklicherweise wieder in Luzern, bedeutend länger aus.
Die Galerie Fischer bezeichnet sie im Rückblick als «Schule der Ästhetik», die ihren Sinn für Formen und Farben geschärft habe. Gleichzeitig habe sie den Umgang mit sehr unterschiedlicher Kundschaft gelernt. Beides sei ihr später zugutegekommen, als sie ihre eigentliche Berufung gefunden und das Büroleben an den Nagel gehängt habe.
Zuerst musste sich Lisa Buchecker allerdings das nötige Startkapital für die ersehnte berufliche Selbständigkeit verschaffen. So tourte sie anfänglich mit einem Lieferwagen voll bunter Ware an Flohmärkte, löste später am Alpenquai Schritt für Schritt das grosse Lager der Gastrobedarf-Firma Buchecker Excelsior auf, die ihrer Familie gehörte. Danach war sie fachlich und monetär gerüstet für ihren grossen Coup.
Die Ästhetin
Lisa Buchecker eröffnete vor 33 Jahren das Cascade am Bundesplatz und konnte Luzern um ein Geschäft bereichern, in dem es tausend schöne Sachen zu bestaunen und zu kaufen gibt. Sie stellt bis heute ein Sortiment zusammen, das ihrem eigenen Anspruch an Ästhetik und Funktionalität zu genügen hat. Ihr Herz schlägt dabei für Produkte von Firmen mit langer Tradition, die höchste Qualität in Material und Verarbeitung garantieren.
So erwähnt sie beispielsweise die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin, die ihren Namen und das Zepter als Markenzeichen dem Preussenkönig Friedrich dem Grossen verdankt, der den damals schon blühenden Betrieb im Jahr 1763 erwarb. Die Manufaktur – und genau das überzeugt Lisa Buchecker – ist mit ihrem Porzellan nicht in den vergangenen Jahrhunderten stehen geblieben, sondern sie nimmt die Impulse der Zeit auf und öffnete sich etwa der Formensprache des Bauhauses.
Ähnlich die Wiener Firma J. & L. Lobmeyr, die seit über zweihundert Jahren ein erstrangiges Glas-Sortiment mit zeitlosen Klassikern, aber auch mit Neuinterpretationen anbietet. Alles Handarbeit, versteht sich. Lisa Buchecker kommt damit auch den Bedürfnissen ihrer Kundschaft entgegen, und sie gibt es unumwunden zu: Es ist dies eine Kundschaft, die bereit ist, für qualitativ Hochwertiges – «Cascade Edel Haushalt»! – auch etwas mehr Geld liegen zu lassen.
Die Engagierte
Lisa Buchecker stellt im Neustadt-Quartier seit geraumer Zeit eine anregende Umtriebigkeit und einen bemerkenswerten Branchenmix fest. Dies schreibt sie dem Umstand zu, dass die Einheimischen der Altstadt zusehends den Rücken kehren würden, da sich diese vollständig dem Tourismus und dessen Bedürfnissen verschrieben habe. Sie schätzt die Vielfalt im Neustadt-Quartier, die ihr auch willkommene Laufkundschaft bringt.
Für Lisa Buchecker ist die Stadt ein grosser Marktplatz, der Begegnungen und Austausch – nicht nur von Waren – ermöglicht und ermöglichen soll. Dieses Ideal sieht sie jedoch zunehmend gefährdet. Jene Entwicklung, die sie momentan mit Sorge beobachtet, bezeichnet sie als «Demontage» und meint damit die Aufhebung von Parkplätzen. Dies wecke den Unmut von Auswärtigen, die erst gar nicht mehr in die Stadt kämen. Sie selbst habe bedeutend weniger Kundschaft im Geschäft als auch schon.
Ein eigentliches Alarmzeichen für Lisa Buchecker ist, wenn Kundinnen und Kunden aus Meggen oder Horw die Waren plötzlich im Web-Shop bestellen statt im Laden persönlich vorbeizuschauen. «Ihr wollt uns ja nicht!», zitiert sie Kundschaft, die sich den Gang oder genauer die Fahrt in die Stadt neuerdings erspart. Der Kampfgeist von Lisa Buchecker macht sich bemerkbar: Sie will sich ihre Stadt, die offen sein soll für alle, nicht nehmen lassen. Aber keinerlei Bitterkeit ist in ihrem Tonfall herauszuhören. Sind es die schönen Dinge in ihrem Laden, die die Unebenheiten des Lebens ausbügeln und sie trotz allem froh und heiter stimmen?
Die Seniorin
Mittlerweile im Seniorinnen-Alter, hat Lisa Buchecker vor kurzem ihr Geschäft an eine Schweizer Familie verkauft, die den Laden im bisherigen Sinne weiterführen will. Sie arbeitet nun noch zwei Jahre als Angestellte im Cascade, dies um einen reibungslosen Übergang zu garantieren und den Nachfolgern auch etwas von ihren Überzeugungen mitzugeben: «Kein Plastik!». Freilich muss sie sich auf der beruflichen Zielgeraden noch mit dem bisweilen etwas bockigen Arbeitsinstrument «Warenbewirtschaftungssystem» anfreunden, einer Software, die den Verkauf und den Lagerbestand der Waren digital dokumentiert. Ohne Strichcode geht nichts mehr.
Was das spätere Leben für sie bereit hält, lässt sie gelassen auf sich zukommen. Sie ist dankbar für die Altersvorsorge, wie wir sie in der Schweiz kennen und die ein angenehmes Leben garantiert. Solange sie fit im Kopf ist, will sie sich von der Stadt mit ihrem mannigfaltigen Kulturangebot und ihrem Generationenmix anregen lassen. «Das rockt», sagt sie und strahlt.
26. November 2025 – helen.christen@luzern60plus.ch