Das Forum Luzern60plus fordert mehr Rücksichtnahme auf ältere Fussgängerinnen und Fussgänger. 

Fussgängerinnen und Fussgänger ärgern sich über rücksichtslose Velofahrer

Das Forum Luzern60plus fordert den Stadtrat Luzern auf, mehr für die Sicherheit der älteren Fussgängerinnen und Fussgänger zu tun. Insbesondere sollen Velofahrer und Velofahrerinnen für mehr Rücksicht sensibilisiert, die Signalisationen verbessert und die Kontrollen verstärkt werden.

Von Beat Bühlmann (Text) und Joseph Schmidiger (Bild)

Viele ältere Personen fühlen sich im Stadtraum unsicher. Vor allem der Veloverkehr sorgt für unbehagliche und oft auch gefährliche Situationen. Viele ärgern sich, weil sich die Velofahrenden nicht an Regeln halten. Sie fordern eine Sensibilisierungskampagne und Sanktionen durch die Polizei. Das geht aus dem Bericht «Altersfreundliche Stadt Luzern» zur Bewerbung bei der WHO für die Aufnahme im Netzwerk «Age-friendly Cities and Communities» hervor. Er basiert unter anderem auf einer repräsentativen Umfrage von 2020 bei der älteren Bevölkerung. Auch in Leserbriefen und in persönlichen Briefen an die Polizei kritisierten ältere Personen immer wieder das rücksichtslose Verhalten beim Veloverkehr. Insbesondere die schnellen E-Bikes und die E-Trottinetts verunsichern die Fussgängerinnen und Fussgänger.

Verkehrsregeln werden oft nicht eingehalten
Das Forums Luzern60plus, eine ständige Fachkommission für Altersfragen, hat die Situation analysiert und dem Stadtrat in einer Eingabe konkrete Verbesserungsvorschläge unterbreitet. Zum einen hat sich die Projektgruppe an drei Hotspots begeben, um beispielhaft die konkreten Konflikte zu studieren. Zum anderen wurden in zwei Werkstattgesprächen die Anliegen der Mitglieder aufgenommen und mit dem Sicherheitsbeauftragten Strassenverkehr der Stadt Luzern diskutiert. Die wichtigsten Erkenntnisse:

  • Viele Velofahrende kennen die Verkehrsregeln nicht. Oder sie setzen sich wider besseres Wissen über geltende Regeln hinweg. Sie nehmen zu wenig Rücksicht, insbesondere in Mischzonen, und fahren zu schnell. Mit den schnellen E-Bikes, den E-Trottinetts, Rollerblades und Skateboards hat sich die Situation verschärft.
  • Die Begegnungszonen, wo Fussgängerinnen und Fussgänger eigentlich vortrittsberechtigt wären, sind zum Teil schlecht signalisiert und nicht als Begegnungszonen erkennbar (Bahnhofstrasse, Pfistergasse).
  • Die Signalisationen, etwa beim Naturmuseum, sind zu wenig markant und oft nicht gut verständlich und deutlich sichtbar. Zum Teil sind die Verkehrstafeln zu hoch angesetzt, sodass sie niemand beachtet (siehe Hertensteinstrasse) oder sie sind verwirrend.
  • Der Mischverkehr, zum Beispiel auf der Achse Bahnhof–Naturmuseum, ist konfliktträchtig, weil Fuss- und Veloverkehr sich den engen städtischen Raum teilen müssen und viele Velofahrende zu schnell unterwegs sind. Das Forum Luzern60plus macht konkrete Vorschläge, um die Sicherheit der älteren Bevölkerung zu verbessern.


1. Kultur des Miteinander fördern
In der Stadt Luzern fehlt die Kultur der gegenseitigen Respektierung. Um sie zu fördern, muss die städtische Politik in Zusammenarbeit mit Pro Velo, Fussverkehr Schweiz und Forum Luzern60plus eine aktivere Öffentlichkeitsarbeit leisten, um das Verhältnis zwischen Fuss- und Veloverkehr zu verbessern und die gegenseitige Rücksichtnahme zu stärken. Es genügt allerdings nicht, gutgemeinte, aber wenig wirkungsvolle Kampagnen wie «Lachen hilft» zu inszenieren. Die geltenden Verkehrsregeln für Velofahrer und Velofahrerinnen müssen durch gezielte Information ins Bewusstsein gerufen und vor allem konsequenter durchgesetzt werden.

2. Nötig ist eine klare, gut sichtbare Signalisation
Generell sind die Verkehrstafeln wenig sichtbar und manchmal schlecht verständlich. Sie müssten einheitlich und grösser gestaltet sein und kontinuierlich angebracht werden. Es genügt nicht, an der Bahnhofstrasse und dann erst wieder beim Historischen Museum die kleine Signalisation «Begegnungszone» zu montieren. Auch die Fussgängerzonen müssten deutlicher gekennzeichnet werden. Zudem könnte eine farbliche Bodengestaltung die Verkehrswege verdeutlichen. In den Misch- und Fussgängerzonen könnte Schritttempo 5 km/h signalisiert werden.

3. Strassenraum muss räumlich besser gestaltet werden
Die Begegnungszonen müssten baulich neu gestaltet werden. Ein besonders schlechtes Beispiel ist die Bahnhofstrasse, die viel zu breit ist und die Velofahrer geradezu ermutigt, schnell zu fahren. Sie müsste verengt und die Trottoirs müssten aufgehoben werden. Auch die Pfistergasse wird nicht als Begegnungszone wahrgenommen. In Mischzonen müssten Fuss- und Velowege allenfalls kenntlich gemacht werden.  

4. Mehr Kontrollen durch die Polizei
Bei einer zeitlich beschränkten Zweiradkontrolle im Mai 2022 mussten durch die Polizei rund 100 Ordnungsbussen ausgestellt werden, die häufigsten Vergehen betrafen die Missachtung von Lichtsignalen und das Befahren des Trottoirs. Die Kontrollen müssten öfters durchgeführt und darüber berichtet werden. Da die Ressourcen der Polizei beschränkt sind, könnte die SIP (Sicherheit Intervention Prävention) verstärkt in den konfliktträchtigen Zonen Präsenz markieren und die Verkehrsteilnehmenden auf die geltenden Regeln aufmerksam machen.

5. Gesetzliche Anpassungen vornehmen
Auch wenn die Stadt Luzern auf die Gesetzgebung wenig Einfluss hat, könnten sie über den Städteverband gesetzliche Anpassungen geltend machen. So gehören schnelle E-Bikes oder E-Trottinetts zwingend auf die Strasse. Zudem müssen Tacho und Glocke für alle Bikes vorgeschrieben werden. 

Das Forum Luzern60plus erwartet vom Stadtrat, dass er die vorgeschlagenen Verbesserungsvorschläge ernsthaft prüft und soweit wie möglich auch umsetzt. Denn die Aufnahme ins WHO-Netzwerk «Age-friendly-Cities and Cummunities» (vom April 2022) verpflichtet die Stadt Luzern zur kontinuierlichen Verbesserung der Altersfreundlichkeit, wie Stadtrat Martin Merki in seinem Geleitwort zum Bericht «Altersfreundliche Stadt Luzern»  erklärte. «Um die Wirksamkeit der Massnahmen und die Nachhaltigkeit des Verbesserungsprozesses sicherzustellen, hat der Stadtrat von Luzern beschlossen, die repräsentative Befragung alle vier Jahre zu wiederholen und sich somit auch den stetig wandelnden Bedrüfnissen und Anliegen der zukünftigen älteren Bevölkerung zu stellen.»

26. Dezember 2022 – beat.buehlmann@luzern60plus.ch

Projektbeschrieb