
Edith Hausmann engagiert sich als Freiwillige bei «HelloWelcome» – und das seit der Gründung des Vereins. Bild: zvg, Ethem Dag
Mit Freude und Engagement
Bereits bei der Eröffnung von «HelloWelcome» vor zehn Jahren war sie dabei: Edith Hausmann, interessiert an Menschen und Kulturen.
Von Renate Metzger-Breitenfellner
Noch heute empfindet sie ihr Engagement bei «HelloWelcome» als spannend und bereichernd: Edith Hausmann, interessiert an Menschen und Kulturen. «Fremde Länder haben mich immer schon fasziniert», sagt die 76-Jährige. Sie nennt die Namen der Flüsse, die sie als Kind im Atlas gesucht hat, von Nil, Ganges und Dnjepr, von den Ländern die sie später «als Hippie» bereist hat: Türkei, Pakistan, Iran, Afghanistan, Indien und Sri Lanka.
Beruflich war sie für diverse Hilfswerke tätig – ein logischer Schritt: für Caritas Schweiz (als die Boat-People aus Vietnam in die Schweiz kamen), für die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi, für Interteam und Caritas Luzern.
«Nach meiner Pensionierung wollte ich nicht mehr im Bereich Fundraising arbeiten», sagt Hausmann. Sie machte das Naheliegende, kombinierte ihre Freude an fremden Kulturen mit Engagement, reiste als Freiwillige mit der Menschenrechtsorganisation «PeaceWatch Switzerland» nach Mexiko und ins besetzte Westjordanland. Dann liess sie sich zur Schafhirtin ausbilden, lebte auf der Alp: «Ich habe auf Alpen Menschen unterstützt, die wegen der Präsenz von Wölfen mehr Aufwand hatten.»
Ein Begegnungsort für Geflüchtete
«HelloWelcome» ist ein Begegnungsort für Geflüchtete, Migrantinnen und Migranten sowie Locals an der Bundesstrasse 13 in Luzern. Der Start in einem neuen Land kann herausfordernd sein. Im offenen Treff werden Fragen beantwortet, Unterstützung bei Hausaufgaben und Hilfe bei Administrativem angeboten. Mit vielfältigen Angeboten und Veranstaltungen werden Begegnung, Austausch und Freundschaften ermöglicht. Die Angebote sind öffentlich und kostenlos für Menschen mit oder ohne Fluchtgeschichte. Zum 10-Jahr-Jubiläum finden verschiedenste Anlässe statt.
Hausmann weiss, dass sie die Welt nicht verändern kann. Aber «HelloWelcome» bietet ihr die Möglichkeit, «ein klein wenig zur Verbesserung beizutragen». Und das in einer Welt, in der Menschen nicht per se sehr offen und hilfsbereit seien. Hausmann unterstützt beim Deutschlernen im offenen Treff. «Dadurch bleibe ich auch selbst grammatikalisch am Ball», sagt sie.
Über die Sprache, über einzelne Wörter, gelinge es oft, ins Gespräch zu kommen. So entstehen Beziehungen zu Frauen und Männern, zu Familien. Und dann geht es nicht mehr um Akkusativ und Dativ, sondern um Schlafstörungen und Alltagsprobleme.
Beim Wandern miteinander reden
«Auch die Wanderungen, die ich mitorganisiert und geleitet habe, bieten Gelegenheit zu Gesprächen». Hausmann erzählt vom vergangenen Sommer, von der Wanderung auf das Rifugio Al Legn. «Das ist auch deshalb ein tolles Projekt, weil sich die Ethnien mischen, die gemeinsame Sprache das Deutsche ist, das Erlebnis am Berg ungeachtet der Herkunft verbindet.»
Hausmann ist eine der Wenigen, die die Entwicklung des Vereins zehn Jahre lang miterlebt hat – und beurteilen kann. Viele der Menschen, denen sie beim mühsamen Erlernen erster Wörter geholfen hat, machen heute Ausbildungen, stehen vor dem Lehrabschluss, haben sich zu Fachkräften in handwerklichen Berufen entwickelt.
Mehr verwaltet als betreut
«Anfangs haben wir alle Besucherinnen und Besucher mit Namen und Adresse registriert», sagt sie lachend. Doch der Ansturm sei schon bald so gross geworden, «dass das gar nicht mehr möglich war». Und auch «HelloWelcome» habe sich in den Jahren entwickelt. Die Philosophie, das Programm den Bedürfnissen der Klientel anzupassen, führte zu neuen Angeboten, neuen Kooperationen, neuen Vereinen.
Verändert hat sich in diesen Jahren auch das Angebot des Kantons. Geflüchtete würden heute nicht mehr betreut, sondern verwaltet, sagt Hausmann, es stünden wenig Ressourcen zur Verfügung. «Dafür werden heute konsequent Deutschkurse angeboten. Das ist ein Fortschritt.»
Sie erzählt von einer Frau im offenen Treff, die seit vielen Jahren in der Schweiz lebt, bei Bell gearbeitet «und dort Mazedonisch gelernt hat». Jetzt ist sie pensioniert, die Kinder sind erwachsen – und D. büffelt Deutsch, weil sie sich einbürgern lassen will. Sie ist Stammgast im offenen Treff, macht Fortschritte, besucht Yoga-Kurse.
Ideen für neue Angebote
Hausmann sitzt in der Küche an der Bundesstrasse 13. «HelloWelcome» sei ein Ort, an dem sich Geflüchtete in positiver Atmosphäre aufhalten und Kontakt zu Landsleuten pflegen können, sagt sie. Und: «Der offene Treff und die verschiedenen Angebote sind gute Möglichkeiten für niederschwellige Begegnungen zwischen Einheimischen und Zugewanderten, für den Austausch von Erfahrungen und das Teilen von Wissen.» Vielleicht, so sagt sie, wäre es auch möglich, einen Elterntreff zu organisieren und die jungen Familien in Bezug auf Erziehung, Ernährung und Freizeitgestaltung zu coachen.
Wenn «HelloWelcome» nach den Feiertagen wieder öffnet, ist auch Hausmann erneut dabei. «Ich bin gerne bei HelloWelcome. Ich habe in all den Jahren nur gute und positive Erfahrungen gemacht. Die Menschen hier sind nicht gefährlich!»
Die Autorin dieses Artikels, Renate Metzger-Breitenfellner, war Mitbegründerin und viele Jahre Geschäftsführerin von «HelloWelcome». Sie ist Trägerin der Ehrennadel der Stadt Luzern.
25. Dezember 2025 – sandra.baumeler@luzern60plus.ch