
Beat Krieger vom Luzerner Beratungs- und Informationszentrum für Bildung und Beruf BIZ hat sich selbst erst spät beruflich neu orientiert.
Orientierung im späten Berufsleben
Wie arbeite ich während den letzten «offiziellen Berufsjahren» oder darüber hinaus? Auf was muss ich achten? Beat Krieger vom BIZ Luzern weiss Rat.
Von Hans Beat Achermann (Text und Bild)
Die Beratungs- und Informationszentren für Bildung und Beruf BIZ sind bekannt für ihre Angebote zum Berufseinstieg, zur Laufbahnberatung oder zur Weiterbildung. Vermehrt rücken die späte Berufsphase und der Übergang in die Pensionierung in den Fokus. Ein Grund: Die geburtenstarken Jahrgänge ab 1960 kommen ins Pensionsalter. Ein weiterer Grund: Wer jetzt mit 65 in die Pension geht, hat statistisch noch 20 bis 30 Lebensjahre vor sich.
Dazu kommt, dass sich aufgrund der tieferen Umwandlungssätze bei den Pensionsrenten viele Rentner und Rentnerinnen gezwungen sehen, auch nach 65 noch etwas dazu zu verdienen. Und nicht zuletzt: KI verändert die Arbeitswelt, wovon auch ältere Arbeitnehmende betroffen sind. Lange nicht alle möchten frühzeitig in Pension gehen, sondern weiterhin einer erfüllenden Arbeit nachgehen.
«Neuorientierung ist immer ein Hoselupf»
«Es ist wichtig, dass man sich ab 55 Gedanken macht, wie man die späte Berufsphase und den Übergang in die Pensionierung gestalten will», sagt der 58-jährige Beat Krieger, der als Berufs-, Studien- und Laufbahnberater beim BIZ Luzern arbeitet. Mit der frühzeitigen oder späten Pensionierung, der Teilpensionierung, der Weiterarbeit nach der Pensionierung oder dem Aufbau einer selbständigen Tätigkeit gibt es heute zahlreiche Modelle für die späte Berufsphase. Dabei kann es sinnvoll sein, sich professionelle Unterstützung zu holen. Beratungspersonen können eine Standortbestimmung begleiten, Mut machen und neue Perspektiven öffnen.
Krieger ist überzeugt: «Man ist nie zu alt, etwas Neues anzupacken.» Er sei sich natürlich bewusst, dass gerade die Stellensuche nach 55 schwierig sei. Es gelte, das berufliche oder private Netzwerk zu aktivieren und Kompetenzen, Stärken und Berufserfahrung sichtbar zu machen, um die letzte Berufsphase selbstbestimmt gestalten zu können. Auch Unterstützung bei der Informationsbeschaffung, seien es Hinweise auf Jobplattformen oder Weiterbildungen, seien oft zielführend. Manche würden sich auch gänzlich neu orientieren. Dies hänge auch von finanziellen Möglichkeiten oder der familiären Situation ab. «Eine Neuorientierung ist immer ein Hoselupf», bringt Krieger es auf den Punkt.
«Mit der Beendigung der beruflichen Tätigkeit fällt eine Welt weg. Dann muss man sich eine neue erschaffen.» Diese neue Welt könne eine bezahlte Tätigkeit sein oder auch ein zivilgesellschaftliches Engagement zum Beispiel in einem Verein. Gibt es Unterschiede bei den Fragestellungen in der Beratung zwischen Männern und Frauen? Frauen hätten zwar häufiger Teilzeit gearbeitet und Familienarbeit geleistet, aber bei der Erarbeitung von Perspektiven sei wie bei Männern der individuelle Lebenslauf, die Kompetenzen und Erfahrungen wichtig.
«Man darf nie aufgeben»
Die Beratungspersonen des BIZ haben viele konkrete Tipps bereit, die unabhängig vom individuellen Lebenslauf gelten. Wer zum Beispiel über das gesetzliche Rentenalter hinaus arbeiten möchte, soll mit dem/der Arbeitgeber/in das Gespräch suchen, um vielleicht in einer Teilzeitanstellung weiterhin tätig sein zu können. Krieger bestreitet nicht, dass es auf dem Arbeitsmarkt eine Altersdiskriminierung gebe, aber: «Man soll den Arbeitsmarkt als Verbündeten anschauen.» Er hoffe, dass auch die Arbeitgebenden das Wissen und die Erfahrung von älteren Arbeitnehmenden künftig stärker gewichten und nutzen.
Auch der Wechsel in eine selbstständige Tätigkeit sei eine Möglichkeit. Und manchmal liege die Lösung darin, verschiedene Arbeiten als «Patchwork» zu kombinieren. «Man darf nie aufgeben», ist Krieger überzeugt.
Im Januar gehts los
Ältere Ratsuchende sind im BIZ noch eher selten anzutreffen. Doch dieser Anteil werde zunehmen. Deshalb gibt es im BIZ Luzern ab 2026 neu ein Kurzberatungsangebot «Späte Laufbahn – Orientierung & Perspektiven» sowie im Rahmen der Zentralschweizer Laufbahnwoche am 15. Januar 2025 eine online-Veranstaltung zum Thema «Perspektiven in der späten Berufsphase» (siehe unten).
Krieger übrigens weiss selber, wovon er spricht, wenn er sich zum Thema «Späte Berufsphase» äussert oder Ratsuchende berät. Erst mit 54 hat er sich zum Berufs- und Laufbahnberater ausbilden lassen. Vorher arbeitete er als Kommunikationschef bei der liechtensteinischen Finanzmarktaufsicht.
Angebote des BIZ Luzern für die späte Berufsphase
Ab Januar 2026 beantworten Fachleute in 20-minütigen Kurzberatungen Fragen zu Erwerbstätigkeit, Bildung oder Freiwilligenarbeit in den späten Berufsjahren und danach. Die Beratungen sind kostenlos und können jeden Mittwoch zwischen 17.00 und 18.00 Uhr ohne Anmeldung in Anspruch genommen werden. Das BIZ befindet sich an der Obergrundstrasse 51 in Luzern. Am 15. Januar 2026 zwischen 19.00 Uhr und 20.00 Uhr referiert Beat Krieger im Rahmen der Zentralschweizer Laufbahnwoche online zum Thema «Perspektiven in der späten Berufsphase.» Zur Anmeldung gehts hier.
26. Dezember 2025 – hansbeat.achermann@luzern60plus.ch
Der Autor dieses Artikels, Hans Beat Achermann, leitet die Redaktionsgruppe von Luzern60plus. Nach verschiedenen journalistischen Tätigkeiten liess er sich mit 45 berufsbegleitend zum Berufs- und Laufbahnberater ausbilden. Er arbeitete bis zu seiner Pensionierung im BIZ Zug.