Für ein Gesundheitswesen mit dem Menschen im Mittelpunkt

Von Judith Stamm

Eckart von Hirschhausen (geb. am 25. August 1967 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Moderator, Mediziner, Zauberkünstler, Kabarettist, Comedian und Schriftsteller. Er absolvierte ein Medizinstudium, das er mit einer Dissertation abschloss und anschliessend ein Studium für Wissenschaftsjournalismus. Er begründete das „Medizinische Kabarett“  als neues Genre, bei dem er Wert auf die Themen Laienaufklärung und Gesundheitsförderung legt. 2008 gründete er seine Stiftung „Humor Hilft Heilen“, die Clowns in Krankenhäuser und Pflegeheime bringt (bereits in über 40 deutschen Städten), sich für die Weiterbildung von Ärzten, Pflegekräften und Clowns einsetzt und das therapeutische Lachen in Medizin, Arbeitswelt und Öffentlichkeit fördert.

Wer kürzlich von Hirschhausen in der Sonntagssendung des Schweizer Fernsehens: „Sternstunde Philosophie“ gesehen hat, kann sich ungefähr ein Bild über sein Buch machen. Allerdings ist es gegen 500 Seiten dick. Der Auftritt am Fernsehen lieferte eine verdichtete Kostprobe! Der Autor konnte sich in der Sendung voll entfalten, alle Register ziehen und das Publikum in Bann schlagen. Das war auch das Verdienst des Moderators, des jungen Philosophen Yves Bossart, der ab Januar 2017 neu zum Redaktionsteam gehört. Er hatte sich voll in das Gedankengut von Hirschhausen hineingekniet, begegnete seinem Gast mit grossem Einfühlungsvermögen und liess ihn zur Hochform auflaufen.

Worum geht es in diesem Buch? Um aktuelle Fragen des Gesundheitswesens. Um die Beziehung zwischen Arzt und Ratsuchenden. Um „Schulmedizin“ und „Alternativmedizin“. Von Alter, Abnehmen, Aspirin  bis zu Pflege und Spontanheilungen  findet alles seinen Platz, seine Erklärung, seine Umschreibung. Man lasse sich durch die amüsanten Anekdoten, Pointen und überraschenden Formulierungen nicht täuschen. Es ist ein ernsthaftes Buch in heiterem Gewand. Dazu trägt auch die abwechslungsreiche Aufmachung mit Bildern, eingestreuten „Merkseiten“, graphischen Auflockerungen bei.

Sein Ziel nennt von Hirschhausen am Schluss des Buches: „Ganz schön ernste Themen für jemanden, der als Hofnarr des Systems versucht, positive Veränderungen anzustossen. Aber vielleicht verstehen Sie jetzt besser, was mich antreibt und wo jeder von uns mithelfen kann, unser Verständnis von Humanität vor dem Kalkül der Ökonomie zu retten.  Es gibt überall im Gesundheitswesen immer noch Gott sei Dank sehr viele engagierte Menschen, die jeden Tag mit anpacken, an ihre Grenze gehen und für andere da sind. Sie entwickeln tolle Ideen, zukunftsweisende Projekte und haben phantastische Erfolge – und jeden Tag passieren „Wunder“, im Kleinen wie im Grossen“.

Mein Rat an Leserinnen und Leser: widmen Sie sich dem Buch wie einem guten Glas Wein. Geniessen Sie es langsam, machen Sie Pausen. Dann erschliesst sich Ihnen die Ernsthaftigkeit, mit der sich von Hirschhausen bei aller Leichtigkeit der Darstellung für ein Gesundheitswesen einsetzt, in welchem der Mensch im Mittelpunkt steht,  Zuwendung, Mitgefühl und Solidarität die wesentlichen Begriffe sind und nicht Patientengut, Ausnützungsziffer und Fallpauschale.

Eckart von Hirschhausen: „Wunder wirken Wunder. Wie Medizin und Magie uns helfen“ Rowohlt Verlag, 2017.

Zur Person
Judith Stamm, geboren 1934, aufgewachsen und ausgebildet in Zürich, verfolgte ihre berufliche und politische Laufbahn in Luzern. Sie arbeitete bei der Kantonspolizei und bei der Jugendanwaltschaft, vertrat die CVP von 1971 - 1984 im Grossen Rat (heute Kantonsrat) und von 1983 - 1999 im Nationalrat, den sie 1996/97 präsidierte. Sie war 1989 - 1996 Präsidentin der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen und 1998 - 2007 Präsidentin der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft.