Evelyne Schrag (62) hat die Anlaufstelle Alter mit aufgebaut: «Dass unser Team Pflege- und Beratungserfahrung hat, ist ein Vorteil.»

«Wir vermitteln älteren Menschen die passende Unterstützung»

Seit 2018 gibt es in der Stadt Luzern eine «Anlaufstelle Alter». Sie soll die Selbstbestimmtheit älterer Menschen fördern. Leiterin Evelyne Schrag erzählt, welche Fragen die Leute beschäftigen und wie die Beratung funktioniert.

Interview Eva Holz (Text) und Joseph Schmidiger (Bild)

Was bietet die Anlaufstelle konkret an? 
Evelyne Schrag: Wir nehmen Anliegen älterer Stadtbewohner*innen entgegen, beraten diese und vermitteln ihnen Unterstützung. Dabei arbeiten wir mit den Altersorganisationen wie Spitex, Pro Senectute, SOS-Dienst, SRK, Zeitgut und weiteren zusammen. Anders gesagt: Wir helfen mit, im Angebotsdschungel die passende Entlastung zu finden. Die Beratungsgespräche dauern ungefähr eine Stunde, sind oft einmalig, können aber in komplexen Situationen auch mehrmalig sein.

Sie erbringen also keine Dienstleistungen, sondern weisen die Leute an die richtigen Institutionen weiter?
Genau. Mit ein paar Ausnahmen. Wir können eigenhändig unsere Gutscheine für selbstbestimmtes Wohnen abgeben, etwa für Hilfe im Haushalt, Gesundheitsförderung oder Entlastung von Angehörigen. Ebenso bieten wir im Auftrag der Stadt finanzielle Beihilfen im Bereich ÖV.

Wird die Anlaufstelle oft aufgesucht?
Wir verzeichnen pro Monat etwa 50 Kontakte. Das kann ein Telefonat sein, ein Spontanbesuch oder eine Beratung nach Termin. Oftmals nehmen Angehörige Kontakt mit uns auf. Wir bieten auch aufsuchende Beratung in Form von Hausbesuchen an.

Welche Themen brennen den Leuten unter den Nägeln?
Die meisten wünschen Entlastung im Alltag. Das heisst Haushalt- und Gesundheitshilfe, Mahlzeitendienst, Fahrdienste, Hilfe in administrativen und finanziellen Fragen. Bei letzteren können wir etwa aufzeigen, wie man Hilflosen- oder Ergänzungsleistungen beantragt. Ebenso stark beschäftigt die Menschen das Fehlen von bezahlbarem Wohnraum plus massgeschneiderter Betreuung.

Wie wissen die Leute, dass es diese städtische Anlaufstelle gibt?
Mehrmals pro Jahr verschicken wir an Stadtbewohner*innen eines bestimmten Jahrgangs Informationsflyer und Fragebogen zu Themen wie Wohlbefinden, Gedächtnis, soziale Kontakte usw. 10 bis 16 Prozent schicken ihn ausgefüllt zurück. Mit den Interessierten nehmen wir Kontakt auf und bieten eine Beratung an. Daneben machen die Institutionen, mit denen wir zusammenarbeiten, auf uns aufmerksam. Auch haben wir schon Kampagnen lanciert. Die von uns ins Leben gerufenen Gutscheine für selbstbestimmtes Wohnen hatten eine beachtliche Medienresonanz erfahren.

Gab es schon Anliegen, die Sie verblüfft oder gar irritiert haben?
Eigentlich nicht. Das meiste sind typische Altersfragen. Wir sind aber immer wieder erstaunt, wie offen die Leute ihre Gesamtsituation vor uns ausbreiten. Das sind oftmals interessante Biografien. 

Kontakt
Stadt Luzern
Anlaufstelle Alter
Winkelriedstrasse 14, 6002 Luzern 
www.anlaufstelle-alter.stadtluzern.ch
anlaufstelle.alter@stadtluzern.ch
Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag, 9 bis 11 Uhr
T 041 208 77 77 von Montag bis Freitag zu den Bürozeiten

12. Oktober 2025 – eva.holz@luzern60plus.ch