Die zu grosse Wohnung gegen eine kleinere tauschen. Illustration: howoge.de

Wohnungstausch: gross gegen klein

Viele Leute, die nur noch zu zweit oder allein in vier und mehr Zimmern leben, hegen den Wunsch, «sich zu verkleinern». Das Gebot der Stunde heisst Wohnungstausch.

Von Eva Holz

Wie eine kleinere, schöne und bezahlbare Wohnung finden? Nicht selten kostet nämlich eine komfortable Dreizimmerwohnung am Stadtrand mehr als die alt vertraute Fünfzimmerwohnung im Zentrum. Und nicht immer erfahren Interessierte rechtzeitig von einem guten Angebot. Eine mögliche Lösung: Man macht sich gezielt auf die Suche nach Mietern oder Eigentümerinnen, die ebenfalls eine andere Immobilie möchten, weil die aktuelle nicht mehr passt. «Wir bieten grosses Haus auf dem Land gegen attraktive Wohnung in der Stadt». So oder ähnlich steht es dann und wann in Zeitungsannoncen. Im besten Fall kommt es zu einem Tausch.

Baugenossenschaften bieten schnell Hand
Eine «flächeneffiziente Belegung» wünscht sich nicht zuletzt der Luzerner Stadtrat von den Bauträgerschaften. Bei Wohngenossenschaften ist der interne Umzug von den einen in die anderen vier Wände denn auch am ehesten möglich. Andreas Köck, Geschäftsführer der Wogeno, erklärt gegenüber Luzern60plus: «Wir hatten beide Situationen schon. Der Wechsel in eine grössere Wohnung bei Familienzuwachs und umgekehrt in eine kleinere, wenn die Kinder ausziehen. Oftmals möchten Mieterinnen und Mieter die Liegenschaft nicht verlassen. Sofern wir über geeignete Objekte verfügen, ist ein interner Wechsel immer möglich.» Das sei auch häuserübergreifend denkbar. Allerdings gebe es klare Belegungsvorschriften, die eine Minimal- und Maximalbelegung vorsehen. «Die Mieterinnen und Mieter kennen diese und sind bereit, sie einzuhalten», sagt Köck.

Bei der grössten Luzerner Baugenossenschaft, der ABL, unterstützt man interne Wohnungswechsel ebenso. Ein bis dreimal monatlich melden ABL-Mietende ihr Interesse für den Umzug in eine kleinere Wohnung an. «Familien werden bei uns immer bevorzugt bei der Vergabe einer grösseren Wohnung», sagt Benno Zgraggen, Leiter Kommunikation bei der ABL, gegenüber Luzern60plus.

Etwas komplizierter ist der Wechsel zwischen verschiedenen Baugenossenschaften. Geprüft wird, ob dies dereinst in der Luzerner Überbauung Industriestrasse mit ihren fünf Genossenschaften möglich sein wird.

Erste Schweizer Immobilientausch-Plattform
Auch für Leute in privaten Liegenschaften gibt es einen interessanten Weg zum Ziel: Das Zuger Start-up Hoyou hat eine Online-Plattform entwickelt, auf der Menschen ihre Häuser oder Wohnungen tauschen können. Einfamilienhaus gegen City-Wohnung, Berg-Chalet gegen Loft. Zugang zu den Immobilien erhalten Tauschwillige über ein Abo-System. Auf Wunsch hilft ein von Hoyou zertifizierter Makler bei der Abwicklung. Obwohl man von «Tausch» spricht, werden die Immobilien auf ordentlichem Weg verkauft und gekauft. Bereits wenige Wochen nach dem Start im Sommer 2022 kamen erste Übereinstimmungen zustande.

Noch sind es hauptsächlich Immobilienbesitzerinnen und -besitzer, die von der Plattform Gebrauch machen. Christine Hegglin, Gründerin von Hoyou, zieht eine positive Zwischenbilanz. «Die Idee stösst auf Begeisterung. Anfänglich hätte ich mir nicht vorstellen können, wie vielen Menschen wir damit eine Lösung bieten können. Wir werden zukünftig in den verschiedenen Regionen der Schweiz Tauschexperten einsetzen, die insbesondere auch ältere Interessierte gegen ein moderates Honorar bei der Aufbereitung der Dokumentation, den Verhandlungen und beim Verkaufsabschluss unterstützen.»

Neue Objekte im gleichen Ort gefunden
Hans Schuppli, Tauschexperte bei Hoyou, hat schon einige Immobilientausche abgewickelt und berichtet von einem jüngsten Erfolg: «Ein Ehepaar über sechzig hat sein Einfamilienhaus mit Garten gegen die Etagenwohnung einer jungen Familie getauscht. Beide Parteien haben so im gleichen Ort das passende neue Objekt gefunden.»

Noch in Warteposition ist Thomas Jetzer. Mit seiner vierköpfigen Familie möchte er in eine grössere Immobilie umziehen. «Doch erst zu verkaufen und dann etwas Neues unter Druck zu kaufen, ist riskant. Vielleicht gibt es ein älteres Paar, das seine zu gross gewordene Immobilie gegen unsere kleinere tauschen möchte. Es wäre ein Win-win-Situation.»

16. November 2023 – eva.holz@luzern60plus.ch