Alfred N. Becker - Mann mit Macher-Gen

Von Hanns Fuchs

Alfred N. Beckers Lebenswerk ist unübersehbar. Es steht auf der Luzerner Allmend und heisst Messe Luzern. Wie jedes Jahr im Frühling wächst die Messe in diesen Tagen über die vier modernen Hallen hinaus. Das ist die Luga. Sie begann 1980 als «Landwirtschafts- und Gewerbeausstellung» Luga. Heute heisst sie Zentralschweizer Erlebnismesse mit rund 450 Ausstellern, Sonderschauen, Lunapark und Gastkanton. Regelmässig über 100'000 Besucher weist die Statistik aus.

Sinn für Zahlen und Drang zur Selbständigkeit
Das ist Beckers Werk. Wohl das auf- und augenfälligste, aber bei weitem nicht das einzige. Es würde hier zu weit führen, wollte man Alfred N. Beckers Leistungen und Engagements vollständig aufführen. Er ist ein Visionär mit unternehmerischen Macher-Qualitäten und einem Sinn für Zahlen. Ersteres habe wohl mit seinen Genen zu tun, das zweite mit seiner soliden Grundausbildung als Bankkaufmann bei der Luzerner Kantonalbank. Als Becker, Jahrgang 1938, seine Lehre mit Erfolg und Auszeichnung («ich erhielt einen silbernen Bleistift») zu Ende gebracht hatte, schaute er sich nach Möglichkeiten um, seinen Tatendrang im beruflichen Alltag auszuleben. Eine Bankkarriere hatte er nicht im Sinn, und als Büroangestellter sah er sich sowieso nicht. Der junge Becker wollte selbständig sein.

Schweizweit bekanntes Journalistenbüro
«Ich hatte eine gute Ausbildung, konnte gut schreiben, war neugierig, aber ich hatte kein Geld und nur die alte Schreibmaschine meiner Tante», erinnert sich Alfred N. Becker. In Luzern gab es damals noch vier Tageszeitungen. Talentierte, einsatzfreudige Journalisten waren begehrt, vor allem von den Sportredaktionen. So begann ANB’s Journalistenkarriere wie bei vielen Berufskollegen seiner Generation. Doch sie nahm schon bald eine damals unübliche Wendung. Becker erkannte, dass bei den überregionalen Zeitungen die Nachfrage nach dem neuen, tagesaktuellen Journalismus wuchs. Becker lieferte rund um die Uhr, seine Kunden waren National-Zeitung Basel, Tagesanzeiger Zürich, Der Bund Bern und andere. Als talentierter Organisator knüpfte sich Alfred N. Becker ein dichtes Geflecht von Informanten in der ganzen Zentralschweiz. Aus dem Einmannbetrieb ANB wurde das «Büro Becker». Es gab zu jener Zeit zwei national tätige Journalistenbüros in der Schweiz: Cortesi in Biel und Becker in Luzern. Bei Becker an der Dattenbergstrasse am Sonnenberg schrieben und fotografierten journalistische Koryphäen wie Karl Lüönd und Ernst Saxer. Becker selbst tippte nicht mehr regelmässig selber auf der alten Schreibmaschine. Er war journalistischer Unternehmer und ein frühberufener Politiker. Mit 20 wurde er auf der Liste der damaligen Wachstumspartei «Landesring der Unabhängigen LdU» in den Grossrat gewählt.

PR-Fachmann mit internationalen Mandaten
Zum Netzwerk, dass er sich als Journalist aufgebaut hatte, kamen nun die Beziehungen aus der Politik. Auch beruflich setzte Becker wieder neue Marken. Er sah frühzeitig, dass die grossen Zeitungen eigene Korrespondenten engagierten und er ahnte die Veränderung im Journalismus durch den Erfolg der Boulevardmedien. Da Büro Becker wurde zur PR-Adresse. Seine Qualitäten als präzis und zuverlässig arbeitender Macher hatten sich herumgesprochen. In Beckers Portfolio sammelten sich Mandate renommierter nationaler und internationaler Unternehmen. Auch als Organisator hatte sich Alfred N. Becker schon einen Namen gemacht. Als Orientierungsläufer mit Nationalkader-Status organisierte er zusammen mit Roman Bussmann («mein Mentor, politisch und journalistisch») organisierte er zur Expo 64 einen Langstrecken-OL von Zürich nach Lausanne. 1978 war er im Kernteam für die 800-Jahr-Feier der Stadt Luzern, 1982 holte er mit ein paar Gleichgesinnten die Schacholympiade nach Luzern. Dem Sport, sagt Alfred N. Becker rückblickend, verdanke er Zielstrebigkeit und strukturiertes Arbeiten.

Visionär mit Bodenhaftung
Aus der ersten «Luga» von 1980 ist ein Messeunternehmen von nationalem Rang geworden. In den Messehallen und auf dem Freigelände finden im Jahr zwischen 15 und 18 Fachmessen statt, die bis zu 450 000 Besucherinnen und Besucher nach Luzern bringen. Das Areal hat sich als «Event-Location» etabliert und Alfred N. Becker zieht noch immer einige Fäden im Hintergrund. Der Mann, der sich in die erste Reihe drängt, war er nie. «Mir ging es immer darum, aus einer Vision Realität werden zu lassen», sagt Becker. Zum 75. Geburtstag zog er sich aus dem operativen Geschäft der Messe zurück - «die Nachfolge ist mit einem idealen Team geregelt». Mit 78 ist er nach wie vor voller Tatendrang, in seinem Büro in der Halle 3 auf der Allmend entstehen neue Ideen. Zum Abschied zeigt er die Unterlagen für die Bewerbung für die Winteruniversiade. Auch das eine Spätfolge von ANB's Netz-Werken. Urs Hunkeler, sein Nachfolger als VR-Präsident der Messe Luzern AG hat das Bewerbungskomitee geleitet. Mit Erfolg. Der Anlass geht Ende Januar 2021 in der Zentralschweiz über die Bühne und Luzern - wie könnte es auch anders sein, ist die Host-City. Bis dahin gibt’s noch einiges zu tun für den Mann mit dem Macher-Gen. 19. April 2015

Die nächste Veranstaltung "Zäme erläbe" findet am Mittwoch, 4. Mai 2016 statt und bietet einen Blick hinter die Kulissen der LUGA. Besammlung um 14.00 Uhr vor der Messehalle 1 auf der Allmend. Es ist keine Anmeldung nötig, Eintritt frei.