Im Advent jeden Tag ein Telefon-Türli öffnen

Von Eva Holz Egle

Lange Privattelefonate sind definitiv nicht meine Passion. Den Hörer in der Hand, tripple ich meist ungeduldig umher und überlege schon bald, wie sich der Austausch  möglichst zügig zu einem netten Ende bringen liesse. Ich staune noch heute ob meiner ehemaligen Nachbarin, die, das Telefon zwischen Ohr und Schulter eingeklemmt, in Kopfschräglage stundenlang mit ihrer Schwester parlieren und gleichzeitig mit den Händen etwas Sinnvolles schaffen konnte; oder ob meiner Mutter, die vor Jahrzehnten schon früh morgens endlos mit ihrer besten Freundin das Neuste austauschte, bevor sich die beiden zwei Stunden später zum Kaffee in der Stadt trafen. 

Es ist nicht so, dass mich die News am andern Ende des Drahtes nicht interessierten. Meine Selbstdiagnose tendiert eher Richtung Sprechfaulheit. Jedenfalls am Telefon. Kurz: Mit meinen FreundInnen und Bekannten unterhalte ich mich lieber live. 

Seit Corona sind direkte Treffen bekanntlich stark eingeschränkt, weshalb ich einen meiner guten Vorsätze fürs neue Jahr in die Adventszeit 2020 vorverlagert habe: Ruf mal wieder die lieben Leute an, die du schon lange nicht mehr gesehen und gesprochen hast! Täglich eine andere Nummer anwählen! 24 Mal ein Türli zu jemandem hin aufmachen! 

Ok. Jeden Tag bis Weihnachten ein Privattelefonat.  Es muss ja nicht ewig ….

2. Dezember 2020 - eva.holz@textbueroholz.ch