Mit Peter Meyer präsidiert erstmals ein Mann das Forum Luzern60plus.

Der Chef war auch mal Knecht

Seit Anfang Jahr führt er das Forum Luzern60plus: Peter Meyer, ehemaliger Manager und ein Mann der Wirtschaft. Er steht gerne ganz oben, auch auf Viertausendern. Wer ist der neue Präsident? Was reizt ihn am Präsidium des Forums und an der Altersthematik?

Von Hans Beat Achermann (Text) und Joseph Schmidiger (Bild)

Im Juli wird er erstmals die AHV-Rente bekommen, im beruflichen Ruhestand ist er dann bereits zwei Jahre. Zwei Jahre, in denen sich vieles verändert hat: Mit seiner Frau Helene ist er von Kriens nach Luzern gezogen, in eine loftartige Wohnung in der Rösslimatt. «Mit der Pensionierung ist mir bewusst geworden, dass ich jetzt in eine neue Lebensphase, ins dritte Alter eintrete», schaut Peter Meyer zurück. Verändert hat sich auch der Druck: «In der Wirtschaft geht es immer um Profit. Ich geniesse es, nichts mehr beweisen zu müssen.» Und verändert hat sich auch das Umfeld: «Im beruflichen Umfeld war ich mit allen Generationen in Kontakt.» Im Privaten sind es jetzt häufig Menschen aus derselben Generation, mit denen er Kontakt hat.

Leben ohne Powerpoint
Veränderungen sind das, was den ehemaligen Finanzchef und CEO des grössten schweizerischen Marktforschungsunternehmens GfK Switzerland immer als positive Herausforderungen empfunden hat. Seine zuletzt absolvierte Weiterbildung handelte von digitaler Transformation. Die Digitalisierung schaut er als eine der grössten Herausforderungen an, gerade auch für die ältere Generation. Eine Veränderung gab es auch in seinen letzten Berufsjahren: Mit 57 wechselte er von der Privatwirtschaft als Direktor zur kantonalen Nidwaldner Sachversicherung (Gebäudeversicherung). Es war eine Art Übergangszeit von der börsenkotierten Firma in Hergiswil zu einer Dienstleistungskultur, aber wieder mit einer Führungsaufgabe. «Ich habe immer gerne geführt und tue das noch immer», gibt Peter Meyer unumwunden zu. Und lachend sagt er: «Seit eineinhalb Jahren habe ich keine Powerpoint-Präsentation mehr gezeigt.»

Langsam in die neue Aufgabe hineinwachsen
Und jetzt also hat er das Präsidium des Forums von Angelica Ferroni übernommen, mit einem neuen Umfeld, einer neuen Thematik. «Ich habe lange gezögert zuzusagen und vorgängig viele Gespräche geführt.» Er zog auch ein Engagement im Jugendbereich in Betracht. Auf einer Nordspanienreise im letzten Frühling lernte er engagierte Forumsmitglieder kennen und diese persönlichen Begegnungen gaben letztlich den Ausschlag. «Anfänglich hatte ich Zweifel, ob ich mich schon mit der Altersthematik auseinandersetzen will.» Jetzt, nach wenigen Tagen im Amt, kann und möchte der neue Präsident sich noch nicht zu Veränderungen äussern. «Was ich festgestellt habe: Im Forum sind sehr viele gebildete und neugierige Menschen.» Das erste halbe Jahr als Präsident will er jetzt «hineinwachsen, hineinschauen, hineinhören». Ein erstes Ziel formuliert er dennoch bereits: «Das Forum soll immer ausreichend Mitglieder haben und laufend ergänzt werden mit jungen Mitgliedern.» Und «mit einer Begegnungs- und Charmeoffensive» will er auf die Schlüsselpersonen in der Politik und der Verwaltung zugehen. «Die grösste Veränderung passiert vorerst aber bei mir», räumt Peter Meyer ein. Als Fachkommission hat das Forum nur bescheidene Gestaltungsmöglichkeiten «und als Mensch, welcher bisher immer unter Zeitdruck stand, werde ich mich noch in Geduld üben müssen», fügt er selbstkritisch an. Als Präsident des Vereins «Kriens hilft Menschen in Not» und als Stiftungsrat und Vorstandsmitglied von zwei weiteren sozialen Organisationen hat er bereits Erfahrungen im Non-Profit-Bereich und mit Freiwilligenarbeit.

Leidenschaftlicher Handballer
Dass er Geduld und Ausdauer kann, hat der langjährige aktive Handballer bei seinen Hobbys bewiesen. Schon 16 Viertausender hat er bestiegen: «Was die Berge betrifft, bin ich ein Spätberufener», sagt er: «Früher drehte sich alles um Handball.» Auch Weitwandern und Hochtouren gehören zu seinen neuen Herausforderungen. «Früher war ich beruflich sehr häufig in Europa unterwegs», erzählt Peter Meyer, doch seit einigen Jahren habe sich der Horizont geweitet. Der Vater von zwei erwachsenen Kindern und Grossvater von drei Enkelkindern war schon in Laos und in Indien, in Kirgistan und Japan, in Nepal sowie in Peru und Bolivien auf Trekkingtouren. Aus familiären Gründen reist er auch immer wieder in die USA. Sein Sohn lebt mit Frau und Kind in New York. Und dann gesteht er noch, dass er ein grosser Rolling-Stones-Fan ist und überhaupt Rockmusik mag.

Bereichernder Rollenwechsel
Immer wieder fasziniert ist er vom Pilatus und dessen Erscheinungsbild, das sich je nach Standort verändert. Von der grosszügigen Terrasse aus kann er den Hausberg, den er schon oft bestiegen hat, täglich beobachten. Da sind wir wieder bei der Veränderung. Eine der grössten Veränderungen leistete sich Peter Meyer 2021 nach der Pensionierung: Drei Monate lang arbeitete er als Knecht auf der Alp Arnistalden im Engelbergertal, mit einer Grossfamilie, 30 Kühen, 10 Rindern und 2 Kälbern. Der Direktor als Knecht. «Es war eine sehr bereichernde Erfahrung und ich habe immer noch regelmässigen Kontakt mit der Bauernfamilie.» Eine Kuhglocke mit einem farbig bestickten Halsband im Arbeitszimmer – ein Geschenk seiner ehemaligen Mitarbeiter:innen –  erinnert ihn an die Auszeit auf der Alp. Jetzt läutet sie eine neue Epoche ein.

13. Januar 2023 – hansbeat.achermann@luzern60plus.ch