Viva und Spitex sollen künftig organisatorisch zusammen wirken.

«Eine Absichtserklärung – mehr nicht»

«Versorgungskonzept Alterswohnen integriert» heisst der Bericht und Antrag, der im Stadtparlament am Donnerstag, 29. Juni, beraten wird. Der Bericht zeigt auf, wie die Vernetzung aller Organisationen aus dem Altersbereich verbessert werden kann. In einem ersten Schritt sollen Spitex und Viva Luzern organisatorisch zusammengeführt werden.

Von René Regenass (Text) und Joseph Schmidiger (Bild)

Man wolle sich verstärkt an den Bedürfnissen von den unterstützten Menschen orientieren und weniger am Versorgungssystem, sagte Rolf Krummenacher, der Präsident von Viva Luzern, bei der Vorstellung des neuen Konzepts. Und Christoph Bürkli, Spitex-Präsident, sieht die Chance, durch die neue Organisation den Übertritt von einer ambulanten in eine stationäre Einrichtung zu vereinfachen.

Der B+A verweist auf weitere Handlungsfelder im neuen Konzept. Es ist vorgesehen, den selbständigen Zugang zu allen Angeboten in den Bereichen Wohnen, Dienstleistung, Betreuung, Pflege und Medizin auf einer neuen Website zu ermöglichen. Ein zweites, niederschwelliges Angebot soll in den Quartieren, zum Beispiel bei den Vicino-Standorten, bei der Anlaufstelle Alter oder bei Pro Senectute eingerichtet werden. Für diesen Prozess beantragt der Stadtrat dem Parlament einen Kredit von 70'000 Franken.

«Man weiss zu wenig, was da werden wird»
Bei den Frauen und Männern aus dem Stadtparlament, die man zum neuen Konzept befragt, spürt man eine gewisse Unsicherheit. Man weiss noch zu wenig, was da werden wird. Peter Krummenacher von der FDP ist zwar überzeugt von der Idee: «Die Administration wird flexibler, für die Ausbildenden wird es einfacher.» Noch offen sei die Rechtsform. Die FDP unterstütze das Vorhaben. Mit dem Zugang auf einer Website sieht er kein Problem. «Es gibt viele Betagte, die sich recht gut auskennen. Aber ein niederschwelliges, nicht digitales Angebot muss natürlich vorhanden sein.»

Johanna Küng von den Grünen findet das Konzept noch wenig konkret. «Die Idee ist angedacht, aber eigentlich ist alles noch offen. Es ist eine Absichtserklärung.» Sie glaubt, dass die Idee im Herbst bei den Fragen um die Rechtsform erst gründlich diskutiert werden könne. Die Website mit den Angeboten sei wohl nötig, es brauche aber eine zentrale Anlaufstelle für die interessierten Alten.

«Mehr Fleisch am Knochen»
SVP-Vertreter Jörg Krähenbühl will das Vorhaben unterstützen. «Es geht in eine gute Richtung. Alles aus einer Hand, weniger Schnittstellen, das ist sicher richtig und kommt letztlich auch billiger. Das ist für uns wichtig. Und die Idee folgt der Devise ambulant vor stationär.» Doch schliesslich sagt er auch, das Ganze habe noch etwas wenig Fleisch am Knochen. Dis Diskussion um die Rechtsform zeige dann vielleicht mehr.

Mehr «Fleisch am Knochen» – das meint auch Martha Lehmann von der SP. Sie sagt es mit anderen Worten: «Wie dieses Zusammengehen von Viva und Spitex funktionieren soll, ist nicht formuliert. Die SP hat ein ähnliches Anliegen schon 2021 gefordert.» Der Stadtrat habe das Thema «nicht in der Hand». Zudem müssten zwei vermutlich recht unterschiedliche Personalkulturen zusammengeführt werden. Das müsse mit den Sozialpartnern sorgfältig vorbereitet werden.

26. Juni 2023 – rene.regenass@luzern60plus.ch