An ihrem Vortrag an der Universität Luzern zeigte Assistenzprofessorin Carla Sabariego auf, was aus Sicht der Forschung «gesundes Alter« bedeutet.

Es braucht eine andere Einstellung zum Alter

Die Vereinten Nationen haben die Jahre 2021–2030 zur «Dekade des gesunden Alters» erklärt. Sie beinhaltet eine globale Zusammenarbeit unter Leitung der WHO mit dem Ziel, das Leben älterer Menschen, ihrer Familien und der Gemeinschaften, in denen sie leben, zu verbessern.

Von Monika Fischer (Text und Bild)

«Altwerden ist heute nichts Schönes.» Der häufig gehörten Aussage stellte Assistenzprofessorin Carla Sabariego in ihrem Vortrag an der Universität Luzern die statistischen Daten des Lebens im Alter in der Schweiz gegenüber und sagte: «Altwerden ist heute ein Privileg, denn in den letzten knapp 150 Jahren hat sich die Lebensdauer bei uns verdoppelt.» Zudem hätten die Menschen in der Schweiz und in Japan im Vergleich zum globalen Durchschnitt eine elf Jahre höhere Lebenserwartung.

Wohlbefinden im Alter erhalten
Doch was ist unter einem «gesunden Alter» zu verstehen? Gemäss WHO geht es um die Erhaltung der Funktionsfähigkeit, die das Wohlbefinden im Alter ermöglicht. Dabei spielt die Umgebung eine wichtige Rolle. Anschaulich zeigte Carla Sabariego auf, wie die Funktionsfähigkeit bei der Abnahme der körperlichen Kräfte durch medizinische Versorgung und soziale Unterstützung kompensiert werden muss, um das Wohlbefinden im Alter zu erhalten.

Dazu haben die Vereinten Nationen die vier folgenden Ziele formuliert:

  • Die Art und Weise ändern, wie wir über das Alter und das Altern denken, fühlen und handeln.
  • Gemeinden verpflichten, die Fähigkeiten älterer Menschen zu fördern.
  • Gesundheitsleistungen anbieten, die auf ältere Menschen zugeschnitten sind. Dazu gehören Gesundheitsförderung, Prävention, Behandlung und Management, palliative Versorgung.
  • Zugang zu einer Langzeitpflege, die ältere Menschen auch benötigen.

Was wir selber tun können
«Je länger wir leben, desto grösser wird unser Demenzrisiko», zeigte die Referentin auf. Doch seien wir dem nicht hilflos ausgeliefert. Denn neben den nicht veränderbaren Faktoren wie Alter, Geschlecht, Genetik gebe es Risikofaktoren, die beeinflussbar und für rund 40 Prozent aller Demenzerkrankungen weltweit verantwortlich seien. Sie betonte die Bedeutung einer lebenslangen Bildung und gab die für sie wichtigsten Empfehlungen ab: «Lernen, lernen, lernen Sie», rief sie in den Saal und zählte einige Möglichkeiten auf: Vorträge an der Seniorenuni besuchen, Bücher lesen, spielen, reisen, musizieren, eine weitere Sprache lernen. Besonders wichtig sei es, das Hörvermögen regelmässig zu überprüfen und wenn nötig ein Hörgerät zu tragen. Weil das Alter unweigerlich mit Verlusten verbunden sei, könne der alternde Mensch leicht in eine Depression absinken. Vorzubeugen sei dies unter anderem durch die Pflege von Beziehungen, mit gesundem Essen und Bewegung an der frischen Luft.

Rehabilitation für ein gesundes Alter
In ihrer Forschungstätigkeit befasst sich Carla Sabariego mit der Frage, wie mit Rehabilitation ein gesundes Alter gefördert werden kann. Auf die Nachfrage, was das konkret heisst, antwortete Carla Sabariego nach ihrem Vortrag wie folgt: «Rehabilitation ist für gesundes Altern sehr relevant, denn je älter wir werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir Krankheiten bekommen, insbesondere chronische Krankheiten, die unsere Funktionsfähigkeit beeinträchtigen. Welche Rehabilitationsmassnahmen sind die besten im Alter? Sind solche nachhaltig in Gesundheitssysteme integriert und zugänglich? Wie kann man Funktionsfähigkeit im Alter am besten messen? Mit diesen Fragen beschäftige ich mich im Rahmen meiner Forschungstätigkeit und trage dazu bei, differenzierte und vielschichtige Antworten auf die Frage zu finden, wie wir mit Rehabilitation ein gesundes Altern fördern können.


Zur Person
Carla Sabariego ist Assistenzprofessorin für Rehabilitation und gesundes Altern an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften und Medizin der Universität Luzern. Sie ist klinische Psychologin, hat einen Master in Public Health und Epidemiologie und leitet zudem eine Forschungsgruppe an der Schweizer Paraplegiker-Forschung in Nottwil.

27. März 2024 – monika.fischer@luzern60plus.ch