Plakat zum Film «Ruhe» und Cover des Buchs über Karl Saures Wirken. Bild: zvg

Filmer Karl Saurer im Kino Bourbaki

Mit dem Film «Ruhe», der nach 50 Jahren Zensur erstmals in Luzern öffentlich gezeigt wird, und dem Buch «Filme für den kreativen Widerstand», will Elena M. Fischli, Partnerin des vor drei Jahren verstorbenen Karl Saurer, sein Wirken in Erinnerung rufen.

Der Film «Ruhe» (50 Minuten) mit Hannes Meier und Gerhard Camenzind ist ein filmhistorisch einzigartiges Zeugnis über Kritik und Engagement junger Menschen in der Schweiz nach 1968. Im Frühwerk Saurers werden Anliegen einer Generation sichtbar gemacht, die einen umfassenden Wertewandel wollten. Es ist ein seltenes Dokument von Bewegten über die 1968er-Bewegung und ihre unmittelbaren Auswirkungen.

Neben einem kritischen Blick auf die damalige gesellschaftspolitische Realität wird verschiedenen Aufbruchsbewegungen ein Gesicht und eine Stimme gegeben: dem Kampf um autonome Jugendzentren, gegen geschlechter-spezifische Rollenklischees, für antiautoritäre Erziehung, für die Schaffung eines Zivildienstes, die Frauenbefreiungsbewegung, den Protest gegen Verdrängung von Wohnraum aus Innenstädten, den Einsatz für Mietrechte, die Forderungen der Lehrlingsgewerkschaften, die Antirassismusbewegung.

Bezeichnend für den damals herrschenden Zeitgeist ist der Umstand, dass das Schweizer Fernsehen, in dessen Auftrag der Film entstanden ist, seine Ausstrahlung in letzter Minute verhinderte – aus Angst vor Reaktionen aus Wirtschaft und Politik.

In den Film einführen wird der emeritierte Professor für Geschichte Jakob Tanner.

Ein Buch als historisches Dokument
Als Dokument zum Wirken von Karl Saurer hat Fischli das Buch «Filme für den kreativen Widerstand» herausgegeben. Zwölf Autorinnen und Autoren eröffnen einen Zugang zu den wichtigsten Filmen von Karl Saurer, der im März 2020 verstorben ist.

Die Texte geben Einblick in Motivation, Hintergründe und Entstehungsprozesse sowie Erfahrungen während der Dreharbeiten und dem Einsatz der Filme. Ein biographischer Essay Karl Saurers schildert den Werdegang dieses Filmschaffenden, Filmwissenschaftlers, Dozenten und Förderers junger Cineastinnen und Cineasten in Europa, Afrika und Asien. (re)

Sonntag, 19. November, 11 Uhr, Kino Bourbaki Luzern: Film «Ruhe» von Karl Saurer (50 Min.) und Buchvernissage, Einführung Prof. em. Jakob Tanner (Historiker).

26. Oktober 2023 – www.karlsaurer-filme.ch