
«Zäme god's besser»: Peter Jans, Leiter vom «Reusshaus», engagiert sich auch für ein farbigeres Emmen. Bild: zvg
«Gemeinsam kommen wir zum Ziel»
Peter Jans war 30 Jahre lang Bauer in Willisau. Heute ist er Leiter vom «Reusshaus», wo eine christliche Lebensgemeinschaft wohnt, sowie Initiant von «EMMENfarbig». Mit diesem Projekt soll die Vorortsgemeinde gestalterisch verschönert werden.
Von Albert Scharzenbach
Schon mit elf Jahren hatte er klare Ziele: Bauer wollte er werden und Kunstmaler. Denn das Leben auf dem Land faszinierte ihn. Nach der Schule versuchte er sich mit Innenarchitektur, doch dann holte ihn seine alte Liebe wieder ein. Er kaufte im Jahr 1974 zu günstigen Konditionen einen Hof in Willisau und wurde Bauer. Das Gebäude befand sich in einem desolaten Zustand, und so musste der begabte Handwerker immer wieder Hand anlegen. 20 Kühe und 80 Schweine standen im Stall. «Wir hatten eine Siebentagewoche», erinnert sich Peter Jans. Morgens um sechs Uhr ging es los, abends kam er gelegentlich erst nach Mitternacht ins Bett.
Daneben hatte er mit seiner Frau Erika sechs Kinder, die früh im Hof mitarbeiteten. Er zeigte sich sozial engagiert und gab Notdürftigen und Straftätern die Chance, im Betrieb mitzuwirken. Mit Erfolg, denn die Betroffenen fassten wieder Fuss. Und daraus entstanden Freundschaften, die bis heute anhalten. Nur etwas gelang nicht: die Nachfolge in der eigenen Familie zu regeln. Der Sohn, der eigentlich dafür vorgesehen war, wollte den Hof nicht übernehmen. Nur ein Beispiel, weshalb sich die Zahl der Bauern stark vermindert.
«Reusshaus» günstig gekauft
So blieb Peter Jans nichts anderes übrig, als dieses Kapital des Lebens abzuschliessen. Er befasste sich daraufhin mit Liegenschaften. So stiess er auf das «Reusshaus» unweit des Nölliturms. Dort befand sich damals eine Brockenstube. Wegen dem Fixerstübli in der Nachbarschaft lebten viele Randständige im Quartier. Der Besitzer wollte das Gebäude loswerden, niemand wollte es kaufen. Das Haus war wie gemacht für Peter Jans: sanierungsbedürftig, sehr günstiger Kaufpreis, umgeben von Menschen am Rand der Gesellschaft. Denn mit ihnen konnte er schon als Bauer gut umgehen.
Als Peter Jans Ruedi Beck kennenlernte, nahm das Vorhaben Fahrt auf. Der neue Priester der Hofkirche suchte nämlich Räume für eine christlichen Wohngemeinschaft – und dafür war das Gebäude sehr geeignet. Heute beherbergt es eine Ausbildungsstätte, das sogenannte Reuss-Institut, und versammelt jeden Dienstag Menschen aus aller Welt, die gemeinsam kochen, singen, Musik machen und abwaschen. Sie alle verbindet der christliche Glauben.
Mit Gott verbunden
Und der Glaube hat seit jeher Peter Jans geprägt. Anfänglich stand er der Kirche sehr skeptisch gegenüber. Doch damit wollte er sich nicht zufriedengeben. Er wollte wissen, was sich hinter dem Glauben versteckt, worauf er begann, in der Bibel zu lesen. Die Stimme Gottes erreichte ihn und prägte seinen weiteren Lebensweg. Die christliche Gemeinschaft, wie er sie etwa beim Gottesdienst und dem gemeinsamen Essen erlebt, bedeutet ihm sehr viel. Ebenso wie die Männerrunde, die sich um ihn gebildet hat. Im vertrauten Kreis tauschen sich ihre Mitglieder aus, über die eigene Familie, Beziehungen oder Alltagssorgen.
Auch im «Reusshaus» finden sich die Wurzeln des Projekts «EMMENfarbig». Die Vorortsgemeinde hatte damals einen schlechten Ruf. «Aber sie ist viel menschlicher und weniger bürokratisch als man denkt», sagt Peter Jans. Im Austausch mit der Bevölkerung entstanden 26 Projekte, die Aussenräume mit Farben kreativ verändern. So waren 174 Personen beteiligt, einen Fussgängertunnel im Sonnenhof-Quartier zu gestalten. «Wir machen einfach», sagt der Initiant und legt grossen Wert darauf, dass nicht er allein, sondern eine grosse Gruppe die Projekte trägt und weiterentwickelt. Eine Krippe wurde zuerst in der Marienkirche in Emmen aufgestellt und war später in anderen Kirchen der Agglomeration zu sehen.
Neue Pläne
So bleibt der 75-Jährige mitten im Leben und denkt über neue Pläne nach. Beispielsweise einen grossen Event in Emmen mit möglichst vielen Leuten, die mitarbeiten. «Zäme god's besser», sagt der Mann der Tat. Nicht er, sondern alle Beteiligten sollen im Mittelpunkt stehen.
16. September 2025 – albert.schwarzenbach@luzern60plus