Figurenspielerin Dunjascha Schweizer sinniert in der Rolle des krebskranken Oskar über den Tod. Cellist Gleb Sidoruk begleitet sie.

Grosses Theater auf kleinster Bühne

Seit bald fünf Jahren wird im «Spektakulum» an der Steinenstrasse 2 in Luzern unvergessliches Figurentheater gespielt. Die sorgfältigen Inszenierungen, untermalt von Live-Musik, ziehen alle Generationen in den Bann.

Von Eva Holz (Text und Bild)

Meine 94-jährige Schwiegermutter ist ein Fan und ich bin es auch. Denn wenn die Märchenerzählerin und ausgebildete Schauspielerin Dunjascha Schweizer ihre handgefertigten Figuren in Szene setzt, fiebert man unweigerlich mit, und manchmal rinnt auch eine Träne über die Backe.

So geschehen etwa bei der anspruchsvollen Umsetzung von Anne Franks Tagebuch, in der die Künstlerin auf den vier mal drei Metern Bühne in verschiedene Männer- und Frauenrollen schlüpfte und dabei die Zerrissenheit und Wandlung des versteckten jüdischen Mädchens im Fokus behielt. Oder jüngst bei der Bearbeitung von Eric-Emanuel Schmitts Roman «Oskar und die Dame in Rosa», bei der es um das kurze Leben und Abschiednehmen eines krebskranken Jungen geht. Natürlich darf es auch mal lustig sein – ich erinnere mich an das Stück «Karl der Grosse und die Schlange».

Täglich ein Märchen zur Inspiration
Manchmal bedient sich die Figurenspielerin bewusst grosser Gesten und lauter Töne, um eine Geschichte voranzutreiben. Doch meist reicht eine Andeutung, die kleine Bewegung einer Puppe, dazu Dunjaschas Stimme, ihr behänder Wechsel der Requisiten, dazwischen die passende musikalische Einlage. Letztere schrieb zuerst der Luzerner Bruno Amstad, seit seinem Tod begleiten andere Solisten die Inszenierungen. Etwa der Cellist Gleb Sidoruk, der zu «Oskar und die Dame in Rosa» Werke von J. S. Bach, Tschaikowski und Robert Schumann spielte.

Dunjascha Schweizer (57) stammt aus dem Münstertal GR, ist in Venedig aufgewachsen und Mutter eines 32-jährigen Sohnes. Seit jeher faszinieren sie Märchen. Täglich liest sie eines, ihre Sammlung ist umfangreich. Den Traum eines eigenen kleinen Theaters realisierte sie zunächst in Perlen, im Herbst 2020 ging der Wunsch in den Räumlichkeiten des ehemaligen Restaurants «Widder» (später «Masala») in Erfüllung.

Der Alte Fritz, Chopin und nochmals Anne Frank
Im September 2025 feiert «Spektakulum» sein fünfjähriges Jubiläum mit «Der Alte Fritz und seine Abenteuer». Das Stück berichtet über das Leben von Friedrich II. von Preußen, Soldaten- und Kartoffelkönig, Freimaurer, Philosoph, «aber allem voran Flötist und Komponist», wie Dunjascha betont. Dabei sind auch seine eigenen Kompositionen zu hören. Im Oktober und November dieses Jahres kommt nochmals «Anne Frank» auf die Bühne und Ende November ein Figurenspiel über Chopin und seine Musik.

«Wenn während des Stücks so richtig Stimmung aufkommt im Raum und sich danach auch noch gute Gespräche ergeben, ist für mich das Ganze geglückt», sagt die passionierte Schauspielerin.

► dunjascha.ch, Dunjascha Schweizer, Tel. 079 266 69 58

10. Juni 2025 – eva.holz@luzern60plus.ch