Servir et disparaître ? 

Von Hermann Suter-Lang
Auf gut deutsch übersetzt heisst dieses geflügelte Wort „Dienen und verschwinden“. Man will damit – meist am Tage an dem man in Pension geht - sagen: „Ich habe meine Pflicht getan, jetzt ist Schluss, jetzt mache ich nur noch, was mir passt!“ Oft und immer wieder treffe ich Senioren, welche sich in der Tat aus dem öffentlich-sozialen Netz abmelden. Sie wollen sich weder als freiwillige Helferinnen und Helfer zur Verfügung stellen, noch wollen sie sich bei Fragen der Zeit in die Diskussionen einmischen. Kann, darf und muss man eine solche Haltung akzeptieren? Ist ein solches Verhalten fair? Stiehlt man sich auf diese Weise aus der demokratisch-gesellschaftlichen Verantwortung? Nach meiner Überzeugung haben  Senioren nicht nur ein Recht auf die Gestaltung ihres Rentnerlebens, sie haben auch weiterhin ihre Pflicht gegenüber der Gesellschaft und gegenüber allen Generationen wahrzunehmen. Nachfolgend ein praktisches Beispiel.

Weltweit dramatische Zunahme der Christenverfolgungen
Traditionsgemäss hat Papst Benedikt XVI. am Weihnachtstag, 25. Dezember 2012, seinen Segen „Urbi et orbi“ in die ganze Welt hinaus gesandt. Benedikt hat sich in seiner Ansprache eindringlich für den Frieden und für echte Toleranz verwendet. Insbesondere appellierte er an die islamisch regierten Länder und hier speziell an Ägypten, wo Millionen von christlichen Kopten um ihre Zukunft bangen. Die Christenverfolgungen haben weltweit dramatisch zugenommen. Trauriger Höhepunkt war der Anschlag – in der Heiligen Nacht vom 24./25. Dezember 2012 - auf eine christliche Kirche in Norden Malis. Gemäss Medienberichten wurden der Pfarrer und sechs Gläubige von fanatischen Islamisten während des Gottesdienstes erschossen und die Kirche angezündet und total niedergebrannt. Der radikale Islamismus greift nicht nur in den Ländern Afrikas und des Nahen und Mittleren Ostens nach der Macht. Unterstützt v.a. von Saudi-Arabien, haben diese radikalen Kräfte auch dem europäischen Abendland den (Religions-) Krieg erklärt. Bereits gibt es in Frankreich und in Grossbritannien Gebiete (vorzugsweise in städtischen Agglomerationen) in welchen das Scharia-Recht herrscht. Die Scharia ist ein höchst undemokratisches und vor allem frauenfeindliches Recht. Die hiesigen Medien schweigen sowohl das Thema „Christenverfolgung“ wie auch das Thema Auswüchse der Scharia einfach tot. Schlimmer noch: Auch die hiesigen Frauenorganisationen (wie z.B. die „Alliance F“), sowie sämtliche Gleichstellungsbüros in den Kantonen stehen diesen traurigen Vorgängen nach dem Motto „Nichts gesehen, nichts gehört, nichts gerochen“ tatenlos gegenüber. Am 20. Dezember 2012 haben in Bern, Zürich und Luzern Mahnwachen am offenen Feuer zur weltweiten Christenverfolgung stattgefunden. Die Medien – obwohl vororientiert – haben dazu nicht eine einzige Meldung gebracht.

Können, dürfen, sollen wir Senioren nach dem Motto „Servir et disparaître“ einfach schweigen?   Ist ein solches Verhalten gegenüber den verfolgten Christinnen und Christen richtig? Und was ist mit dem Gebot der Nächstenliebe? Nach meiner Meinung ist es unsere Pflicht als Senioren und unsere christliche Pflicht, die Dinge beim Namen zu nennen.

Zur Person:
Hermann Suter-Lang, geboren 1940, wuchs in Vitznau auf. Nach einer Dissertation über „Innerschweizerisches Militär-Unternehmertum im 18. Jh.“ wirkte er als Lehrer und Rektor des Lehrerseminars, der Diplommittelschule und des Kindergartenseminars der Stadt Luzern. 1994 wurde er Vorsteher des Kantonalen Amtes für Zivilschutz und Chef des Kantonalen Krisenstabes Luzern. Der ehemalige FDP-Grossrat und Grenadier-Oberstleutnant ist Gründungspräsident der Gruppe GIARDINO zur Rettung der Milizarmee (2010). Hermann Suter ist verheiratet, Vater zweier erwachsener Söhne und wohnt in Greppen.