Die neue Website jedesalter.ch. Bild: Screenshot

Im Alter diskriminiert? Eine Plattform hilft

Altersdiskriminierung kann Menschen aller Lebensalter treffen, insbesondere jedoch die ab 60 – mit Folgen für die Gesundheit. Eine neue Plattform sammelt Erfahrungen und will Betroffene vernetzen.

Von Barbara Stöckli

Sie erhalten die gewünschte Wohnung nicht, dürfen keinen Hund mehr adoptieren, bezahlen beim Arzt ab 75 Jahren einen Zuschlag, weil Erklärungen mehr Zeit benötigen und Sie länger brauchen, sich aus- und anzuziehen. Das sind Erfahrungen von Menschen über 70. Ageism oder Altersdiskriminierung nennt sich der Fachbegriff.

Diskriminierung durch Vorurteile, Stereotype treffen jedes Alter. Häufig betroffen sind Menschen bereits früher, dann, wenn sie aufgrund ihres Alters den Job verlieren. Und besonders verletzlich sind Menschen, die aufgrund ihrer gesundheitlichen Situation abhängig sind, etwa in Spitälern oder Pflegeinstitutionen.

Ageismus schadet der Gesundheit
Gemäss der WHO, der Weltgesundheitsorganisation, sei jeder zweite Erwachsene weltweit gegenüber älteren Menschen voreingenommen. Ein Beispiel war kürzlich in der «Luzerner Zeitung» zu lesen, als sich eine berufstätige Frau darüber ärgerte, dass ältere Menschen auch am Wochenende einkaufen und dadurch Berufstätige behinderten.

Die Auswirkungen von Ageismus sind gravierend und reichen weit über persönliche Erfahrungen hinaus. Die WHO betont, dass Ageismus ernsthafte Konsequenzen für die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Menschenrechte hat und die Gesellschaft mehrere Milliarden kostet.

Das Thema geht alle an
Ein neues Projekt des UZH Healthy Longevity Center der Universität Zürich will auf der Plattform jedesalter.ch Altersdiskriminierung sichtbar machen, informieren und sensibilisieren. Dahinter steht ein interdisziplinäres Team, das Wissen aus Psychologie, Gerontologie, Künstlicher Intelligenz, Design und Citizen Science vereint. Es ist zudem ein partizipatives und gleichzeitig ein wissenschaftliches Projekt.

Auf der Plattform kann man seine persönlichen Erfahrungen, auch positive, anonym oder offen teilen. Ziel ist der Aufbau einer Community, die sich untereinander vernetzt und sich weiterhilft. Die Resultate werden wissenschaftlich ausgewertet. Die dadurch gewonnen Erkenntnisse sollen als Empfehlungen in die Praxis transferiert werden, vor allem an Institutionen, die mit Altersfragen zu tun haben, und in die Politik.

Ziel der Plattform «jedesalter» ist es, Altersdiskriminierung besser zu verstehen und aufzuzeigen, warum das Thema wichtig ist und uns alle angeht.

11. September 2025 – thomas.demuth@luzern60plus.ch