
Die Tage dieser mächtigen Ulme hinter der Paulus-Kirche sind gezählt.
Ulmensterben im Pfarrgarten
Immer wieder mussten in den letzten Jahren in der Stadt Luzern kranke Ulmen gefällt werden. Diese oft eindrücklichen Baumriesen werden vermehrt von einem Schlauchpilz befallen, der von Borkenkäfern verbreitet wird. Diesen Sommer traf es auch die letzte mächtige Ulme im Garten der Pfarrei St. Paul.Von Beat Bieri (Text und Bilder)
Sie ist einiges über 60plus, schätzungsweise älter als 80 Jahre, die Ulme im Garten des Pfarrhauses St. Paul. Wohl über 35 Meter hoch, überragt sie die meisten anderen Bäume in der näheren Umgebung. Sie ist ein Wahrzeichen des Moosmatt-Quartiers. Doch nun ist sie am Sterben. Bereits Anfang Juli verfärbten sich ihre Blätter braun, der schöne, stolze Baum verdurstet.
Noch vor einigen Jahren stand im Pfarrgarten ein kleines Ulmenwäldchen. Vier dieser Bäume mussten in den vergangenen Jahren gefällt werden, drei allein in den letzten drei Jahren. Man habe versucht, durch das Entfernen der abgestorbenen Äste das Ende etwas hinauszuzögern, sagt Sakristan Stefan Schmid, doch es sei leider klar gewesen, dass damit die Bäume nicht gerettet werden könnten.
Wegen der Grösse der Bäume und den umstehenden Gebäuden können diese Bäume nicht einfach gefällt werden. Sie müssen mit Hilfe eines Krans von oben nach unten zerlegt werden. Als einen ersten Ersatz hat man im Pfarrgarten eine Edelkastanie gepflanzt. Denn der Pfarrgarten ist auch ein öffentlicher Naschgarten, wo die Nachbarschaft Beeren pflücken darf. Dereinst sollen dort also auch Marroni gewonnen werden können. Doch man möchte auch wieder Ulmen pflanzen, sagt der Sakristan. Zusammen mit Stadtgrün will man schauen, ob sich dafür resistente Ulmensorten eignen könnten.
Stadtgrün muss Bäume fällen
Rund 11'450 Bäume stehen in Luzern auf öffentlichem Grund (ohne Waldgebiete), davon 244 Ulmen. Und es ist nicht ungewöhnlich, dass in der Stadt Luzern immer wieder Bäume gefällt werden müssen, kranke Bäume, oft von Pilzen befallen, die ein Sicherheitsrisiko darstellen. Letzten November informierte Stadtgrün, dass im Winter 2024/2025 82 Bäume gefällt werden sollen. Die meisten werden ersetzt durch Bäume aus der stadteigenen Baumschule. Massnahmen zum Erhalt der Bäume waren nicht mehr möglich. Betroffen waren verschiedenste Baumarten. Doch «dieses Jahr stechen die Ulmen etwas hervor», wie Stadtgrün schrieb.

Die Krone welkte plötzlich, und die Blätter verfärbten sich bereits Anfang Juli.
Ulmen sind in Europa in den letzten Jahrzehnten in grossem Ausmass vom Schlauchpilz befallen worden. Verbreitet wird dieser durch den Ulmensplintkäfer, eine Borkenkäferart. Das Phänomen ist nicht neu, seit Jahrhunderten bekannt.
Möglich ist auch eine Verbreitung über Wurzelkontakte zwischen benachbarten Bäumen. Doch während sich asiatische Ulmenarten im Laufe der Zeit dem Pilz anpassen damit eine Resistenz entwickeln konnten, sind europäische Ulmenarten diesem Pilz meist schutzlos ausgeliefert. So hat in Europa das Ulmensterben teils gewaltige Dimensionen angenommen. Allein in England gingen in den 1970er-Jahren gegen 70 Prozent des Ulmenbestandes verloren.
Erkennbar wird die Krankheit durch ein plötzliches Welken der Krone, die Blätter verfärben sich bereits Anfang Juli – wie auch im Fall der Ulme an der Moosmattstrasse. Todesursache solcherart befallener Ulmen ist ein Wassermangel. Abhilfe gibt es keine, es bleibt einzig das möglichst frühzeitige Fällen des Baumes mit einer anschliessenden Vernichtung des Borkenkäfers, um eine weitere Ausbreitung zu erschweren.
Zickzack-Ulmen-Wespe (noch?) nicht in Luzern
Zu allem Übel setzt den Ulmen seit einigen Jahren ein weiterer Ulmenschädling zu: die Zickzack-Ulmen-Wespe, deren Larven eine Ulme kahl fressen können. Diese Wespenart wurde in der Schweiz erstmals 2017 gesichtet. Glücklicherweise ist diese Wespe in Luzern bislang nicht aufgetaucht.
Laut Micheal Sigrist, Leiter Stadtbäume Luzern, versucht man dem Ulmensterben entgegenzuwirken, indem man als Ersatz neu auf vier Ulmensorten setzt, die eine grössere Widerstandsfähigkeit aufweisen. Doch sicher könne man auch dann nicht sein, es sei ein laufendes Beobachten, denn auch der Pilz könne sich in seinem Verhalten verändern. Es käme auch vor, dass bei zwei benachbarten Ulmen eine vom Pilz befallen werde und die andere keine Krankheitsanzeichen aufweisen würde. Die in Luzern am meisten verbreitete Ulmenart ist die Berg-Ulme, welcher der Klimawandel – wegen des Trockenstresses – besonders zusetzt.
26. Juli 2025 – beat.bieri@luzern60plus.ch