
Sie alle haben Erfahrungen im Umgang mit Demenzkranken (v. l.): Bernadette Inauen, Monika Schiess Fleischli, Moderator Beat Bühlmann, Edith Kaufmann Limacher und Edith Meier.
Umfassende Betreuung braucht Vernetzung
Das fünfte «Treffen Netzwerk Alter» widmete sich den städtischen Projekten «Integrierte Versorgung» und «Gute Betreuung im Alter». Erfahrungsberichte und Gruppenarbeiten sorgten für Praxisnähe.
Von Hans Beat Achermann (Text und Bild)
Es ist schon beeindruckend, wie viele Organisationen sich um uns kümmern könnten, wenn wir im Alter mal auf Vermittlung, Beratung oder Begleitung angewiesen sein werden. Das mein primärer Eindruck nach dem Treffen des «Netzwerk Alter Luzern» im Verkehrshaus der Schweiz. Eingeladen hatten die Sozial- und Sicherheitsdirektion mit ihrer Chefin Stadträtin Melanie Setz, und der Abteilungsleiter Alter und Gesundheit der Stadt Luzern, Paolo Hendry.
Gut 50 Vertreterinnen und Vertreter fast aller Organisationen und Institutionen, die sich in irgendeiner Form für uns alte oder ältere Menschen engagieren, folgten dem Ruf zu diesem spannenden fünften Netzwerktreffen. Selbstredend waren die meisten Teilnehmenden selber noch nicht im Pensionsalter. Ausgangspunkt waren die beiden städtischen Projekte «Integrierte Versorgung» sowie «Gute Betreuung im Alter», die jetzt beide in der Umsetzungsphase sind. Doch nicht die aktualisierten Informationen über den Stand der Umsetzung standen im Zentrum der Tagung, sondern Erfahrungswissen und persönliche Geschichten bei der Betreuung und der Alltagsbewältigung von Demenzkranken.
An kleinen Anekdoten und Begebenheiten aus dem Alltag wurde die Komplexität der Demenzkrankkeit nicht nur theoretisch, sondern auch emotional erfahrbar, ebenso wurden Hilflosigkeit, Scheitern und Sprachlosigkeit angesprochen, aber auch lustige Momente. Berührend und berührt berichtete eine Angehörige, die ihre demente Schwester betreut, von der heiklen Frage: Wohin, wenn es nicht mehr geht zuhause? Gerontologe Beat Bühlmann moderierte die halbstündige Gesprächsrunde sehr einfühlsam und respektvoll.
Optimierungsbedarf bei der Zusammenarbeit
Anhand von vier Fallbeispielen wurde anschliessend in einer einstündigen Gruppenarbeit die zentrale Frage erörtert: Wie lässt sich integrierte Versorgung in der Praxis umsetzen? Bereits in ihrer Begrüssungsrede hatte Sozialdirektorin Melanie Setz angetönt, dass es keine von allen gleich verstandene Definition des Begriffs «Integrierte Versorgung» gibt. Die Fälle machten klar: Die eine Lösung gibt es nicht. Oft ist es Zufall, wer das Case Management übernimmt, manchmal spielt fehlende Zeit eine Rolle, manchmal Unkenntnis der unzähligen Angebote.
«Wohin soll ich mich wenden?» war eine zentrale Frage bei der Fallbesprechung. Es zeigte sich, dass die städtische Anlaufstelle Alter oftmals erster Ansprechort sein könnte, doch ist die Stelle an der Winkelriedstrasse noch immer zu wenig bekannt. Oft ist es jedoch ein bereits bestehender Kontakt, der die Triage und die Vernetzung übernimmt, sei es Pro Senectute, die Hausärztin oder die Spitex. Dass bei der Vernetzung Optimierungsbedarf besteht, wurde allen Teilnehmenden klar. Ebenso, dass das Netzwerktreffen dazu einen wertvollen Beitrag leistet.
Neue Kampagnen sind geplant
Dominik Fröhli, Projektleiter bei der Abteilung Alter und Gesundheit, blickte in einem letzten Referat in die Zukunft und erwähnte die Themen, die in künftigen Kampagnen aufgenommen werden sollen: «Alter ohne Gewalt», «Psychische Gesundheit im Alter» und «Digitalisierung für ältere Menschen». In einer Online-Abstimmung via Handy ergänzten die Teilnehmenden die Liste: Nicht überraschend wurden prioritär die Mobilität bzw. der Langsamverkehr angewählt. Lobende Erwähnung fanden die bereits laufenden Kampagnen «Lebensreise» und die vom Forum Luzern60plus initiierte und erarbeitete, sehr erfolgreiche Sensibilisierungskampagne «Das hohe Alter».
Melanie Setz dankte abschliessend den Organisierenden vom Büro Interface und der Fachstelle Alter und Gesundheit, nicht ohne noch fragend drei Anliegen zu formulieren: Wie erreichen wir Niederschwelligkeit? Wie können wir Leerläufe und Doppelspurigkeiten verhindern? Und nicht zuletzt: Wie finanzieren wir die Projekte?
Mein Fazit: Eine hervorragend organisiertes Netzwerktreffen, praxisnah mit vielen klärenden Informationen, bereichernd auch dank den Gesprächs- und Austauschmöglichkeiten in den Gruppengesprächen und beim abschliessenden Apéro. Ganz persönlich war das Treffen für mich eine Bestätigung, dass die Stadt Luzern für die ältere Generation sehr innovativ und fortschrittlich unterwegs ist, dass es jetzt vor allem darum geht, das Bestehende noch zu stärken, wo nötig auszubauen und die Bekanntheit der Angebote zu erhöhen.
1. Juli 2025 – hansbeat.achermann@luzern60plus.ch