
Mirjam Müller-Bodmer (r.) mit ihrer Nachfolgerin Johanna Schwegler. Bild: Website von «Alzheimer Luzern»
«... viel Mut und Vertrauen»
Mirjam Müller-Bodmer war zehn Jahre Präsidentin von «Alzheimer Luzern». Neben ihrer Arbeit als Leiterin der städtischen Fachstelle für Altersfragen baute sie das Angebot für Demenzkranke und ihre Angehörigen stetig aus. An der Generalversammlung vom 15. Mai 2025 wurde Müller-Bodmer verabschiedet.
Von Monika Fischer
Seit wann gibt es «Alzheimer Luzern»? Warum der Name «Alzheimer»?
Mirjam Müller-Bodmer: «Alzheimer Luzern» wurde 1992 als «Alzheimervereinigung Luzern» mit dem Ziel gegründet, sich für die Verbesserung der Lebenssituation aller Demenz-Betroffenen zu engagieren. Die Organisation ist nach dem deutschen Neurologen Alois Alzheimer benannt, der die Krankheit erstmals im Jahre 1906 wissenschaftlich beschrieben hat. Heute gibt es rund 50 verschiedene Formen von Demenzerkrankungen, Alzheimer ist noch heute die häufigste und hat unserem Verein den Namen gegeben.
Wie stark ist die Krankheit verbreitet?
Weil die Menschen immer älter werden, nimmt auch die Zahl der Demenzkranken stetig zu. Aktuell leben in der Schweiz 156'900 Menschen mit Demenz, im Kanton Luzern sind es 7215 Menschen. Alle 16 Minuten erkrankt jemand neu an einer Demenzkrankheit.
Welches sind die markantesten Veränderungen bezüglich Demenzkrankheiten in den letzten zehn Jahren?
«Alzheimer Luzern» ist zunehmend konfrontiert mit Menschen, die früh und jung an Demenz erkranken. Diese Menschen stehen noch mitten im Leben, sind noch im Alter der Erwerbstätigkeit oder noch nicht lange in Pension und haben oftmals noch Kinder oder Jugendliche in Ausbildung. Da gilt es, Angebote auch für diese Zielgruppe zu konzipieren. «Alzheimer Luzern» bietet mit der Infostelle Demenz, in Kooperation mit Pro Senectute des Kantons Luzern, Information und Beratung für Betroffene, Angehörige und Fachorganisationen. Daneben gibt es eine breite Palette von Gesprächsgruppen auch für jung- und frühbetroffene Menschen oder Angehörige, die noch nicht im Pensionsalter stehen. Neu startet «Young dementia carers», eine Gesprächsgruppe für Jugendliche bis 25 Jahre, die mit der Situation konfrontiert sind, dass ein Elternteil jung an Demenz erkrankt ist.
Den Betroffenen geht es gut, wenn das Umfeld stimmt und sie in ihrem Anderssein akzeptiert werden. Aus Angst vor einer möglichen Erkrankung wollen sich jedoch viele Menschen nicht mit der Thematik beschäftigen. Wie geht der Verein mit dieser Tabuisierung um?
Die Diagnose ist für die Betroffenen und das ganze Umfeld sehr einschneidend, auch weil sie oft mit einer Persönlichkeitsveränderung verbunden ist. Die Selbstständigkeit, die in unserer Gesellschaft eines der höchsten Lebensziele ist, schwindet, und man ist als betroffene Person wie auch im Umfeld auf Unterstützung angewiesen. Das ist kein einfacher Weg. Es braucht noch immer viel Mut und Vertrauen, nach einer Diagnose offen zur Erkrankung zu stehen. Aus unserer Erfahrung lohnt es sich sehr, das Umfeld frühzeitig darüber zu informieren, damit keine Missverständnisse entstehen und die bestehenden, vertrauten Beziehungen lange gelebt werden können.
Die Fachfrau Irène Bopp-Kistler bezeichnete kürzlich in ihrem Referat die Demenz in Zeiten des Machbarkeitswahns und dem Streben nach Langlebigkeit als Herausforderung für die ganze Gesellschaft. Wie können wir ihr begegnen?
Das ist eine sehr komplexe Frage und eng verbunden mit den sozialen, gesellschaftlichen und persönlichen Möglichkeiten, Erwartungen und Vorbildern. Wahrscheinlich ist es nicht nur die Demenz, die in Zeiten des Machbarkeitswahns und dem Streben nach Langlebigkeit eine Herausforderung für die ganze Gesellschaft ist, sondern grundsätzlich sind es alle Erkrankungen wie auch unser Bestreben, nicht alternde Personen zu sein. Wir alle möchten möglichst lange gesund leben. Doch leben heisst altern, und unsere Endlichkeit gehört ebenso zu unserem Leben.
Mehr Infos und Unterstützung: Website von «Alzheimer Luzern»
22. Juni 2025 – monika.fischer@luzern60plus.ch