Am Pro SenectuteTALK wurde neben anregenden Gedanken viel ansteckende Lebenslust vermittelt (v.l.): Ludwig Hasler, Brigitte Breisach, Moderator Kurt Aeschbacher, Beni Thurnherr und Peach Weber.

Was im Leben wirklich zählt

«Das Glück und die Lebensfreude»: Über dieses Thema diskutierten illustre Gäste unter der Leitung von Kurt Aeschbacher Ende Juni 2023 am Pro SenectuteTALK im bis in die dritten Ränge voll besetzten KKL in Luzern. Von Monika Fischer (Text) und Roman Beer (Bild)

Einmal mehr verstand es der 74-jährige Moderator Kurt Aeschbacher, seinen Gästen im lockeren Gespräch viel Persönliches über ihr Leben, das Glück und die Lebensfreude zu entlocken.

So ist der Komiker Peach Weber, der den Saal mit seinen Darbietungen immer wieder zum Lachen brachte, wegen eines Missverständnisses vom Lehrer für Kleinklassen zum Komiker geworden. Er bezeichnete sich als Menschen, der gerne allein und doch nicht einsam ist: «Ich bin und war schon immer mein Freund.» Sein grösstes Glück sind seine Tochter und sein Job, bei dem er sein eigener Chef ist. Es gebe viele Glücksmomente im Leben, sagte er. Man müsse sie aber auch packen. Das Alter möchte er mit allem, was es bringt, als natürlichen Prozess in sein Leben einbauen.

Dankbarkeit fürs Leben
Für die anstelle der verhinderten Eveline Binsack eingesprungene Unternehmerin Brigitte Breisach aus Obwalden ist es das Wichtigste, dass die Mitarbeitenden Vertrauen in sie haben. «Ich versuche, sie mit meinem inneren Feuer anzustecken, damit auch sie brennen», so ihr persönliches Erfolgsrezept. Sie erzählte, wie sie am 26. Dezember 2004 den Tsunami in Thailand verletzt überlebt hatte und bezeichnete sich als Glückskind. Beim Unglück dachte sie mit grosser Dankbarkeit: «Meine Zeit ist noch nicht abgelaufen. Ich habe noch Aufgaben zu erledigen und will dies bestmöglich machen.» Als optimistischer Mensch sagt sie sich selber jeden Morgen mit Blick in den Spiegel: «Ich bin die Sonne meines Lebens.»

Der Jurist, Sportreporter, Showmaster und Buchautor Beni Thurnherr schätzt es, dass er im Leben so Vieles machen konnte, wobei ihm eine gute Work-Live-Balance stets wichtig war. Es sei für ihn ein Glück, dass die Leitung vom Hirn zum Mund kurz sei, wobei er sich jedoch nicht überlege, ob sich andere für das, was er sagt, interessieren würden. Gegen Beschwerden im Alter hat er ein persönliches Rezept: Er nimmt sie, wie sie sind und freut sich, wenn sie – meistens von selbst – wieder verschwinden. 

Der Zauber des Alters
Der 78-jährige Physiker, Philosoph und Publizist Ludwig Hasler stimmt sich als Cellospieler täglich zuerst selber ein, bevor er sich andern zumutet. Er bedauert, dass wir heute enorm viel wissen und dabei oft das Denken vergessen. Glück ist für ihn ein grosses Wort, er spricht lieber von Zufriedenheit. Und doch bezeichnete er es als Glück, dass er die Digitalisierung mitgemacht hat und dadurch weiterhin aktiv am Leben teilnehmen kann. Dies sei wichtig in einer Welt, in der es noch viel zu tun gibt.

Er plädierte dafür, im Alter nicht nur zu geniessen, sondern etwas in Bewegung zu setzen. Sich nützlich zu machen und mitzuwirken an der Zukunft, auch wenn sie nicht mehr die unsere sei. So unterstützt er Migrantenkinder jede Woche in Mathe und Deutsch. «Was gibt es Schöneres als zu denken, er habe den Jungen geholfen, die Gesellschaft besser zu machen», sagte er, und bezeichnete die Ichbezogenheit als Problem des Alters. Dagegen sei es der Schlüssel fürs Leben, sich auch für anderes zu interessieren und zu staunen: «Sich zu verlieren in etwas, das grösser ist als ich. Das ist der Zauber des Alters.»

Verzicht als Lebensgewinn
Im Zusammenleben mit den jüngeren Generationen setzt sich Brigitte Breisach für einen guten Mix ein: «Alt und Jung ergänzen sich und können voneinander profitieren.» Es gelte, immer wieder aus der Komfortzone herauskommen und sich zu bewegen, um fit zu sein. Peach Weber sagte: «Ich wurde 70, ohne etwas dafür zu tun. Ich hatte einfach Glück, in dieser Zeit zu leben. Das macht mich ein wenig demütig.» Er möchte sich deshalb zurücknehmen und jungen Menschen Kraft geben für das, was zum Beispiel im Zusammenhang mit der Klimakrise auf sie zukommt. 

So machte sich die Gesprächsrunde auch Gedanken über die Zukunft. Ludwig Hasler möchte im Alter nicht nur unter seinesgleichen, sondern auch im Austausch mit jungen Menschen sein. Die aktuelle Generation der alten Menschen hätte in einer Zeit gelebt, in der es stets aufwärts gegangen sei. Es sei ein Irrsinn zu denken, es könne so weitergehen und alles noch besser, schneller, mehr werden. Deshalb stelle sich die Frage, was die alten Menschen zur Veränderung beitragen könnten: indem sie beispielsweise zeigen, dass der wenig begehrte Verzicht eben doch attraktiv sein könne, indem wir nicht ständig noch mehr sehen und haben wollen, intensiv statt extensiv leben und dadurch den Verzicht als Lebensgewinn erfahren. Denn was am Lebensende wirklich zähle, seien weder der Porsche in der Garage noch die zurückgelegten Reisen, sondern die gelebten Beziehungen. Das sei es, was wir andern Menschen gegeben hätten.

In diesem Sinn forderte Kurt Aeschbacher die Anwesenden am Schluss auf, die Menschen hinter und neben sich einmal richtig anzuschauen und anzulachen. Nach drei unbeschwerten Stunden verliessen die Gäste das KKL aufgestellt und mit einem Lachen im Gesicht.

9. Juli 2023 – monika.fischer@luzern60plus.ch