Wie will ich im Alter wohnen? Und wo liegen die Grenzen der Selbstbestimmung? Die Tagung im Romero-Haus stiess auf grosses Interesse. 

Neue Wohnformen zwischen Daheim und Heim

Die Frage beschäftigt viele: Wie wollen oder können wir wohnen, wenn wir älter werden? Eine Informationsveranstaltung des Forums Luzern60plus und der Pro Senectute gab einen Überblick über alte und neue Wohnformen.Von Hans Beat Achermann (Text) und Joseph Schmidiger (Bild)

Was hat Fussball mit Wohnen im Alter zu tun? Auf den ersten Blick wohl gar nichts. Doch Moderator Stephan Klapproth brachte es fertig, Verbindungen herzustellen und die 120 Anwesenden sogleich einzunehmen, für sich und für das Thema – nicht Fussball, sondern Wohnen im Alter. Eingeladen und organisiert hatten den Anlass im Romero-Haus das Forums Luzern60plus zusammen mit Pro Senectute Kanton Luzern.

Forums-Präsidentin Angelica Ferroni nannte bei ihrer Begrüssung die Ziele der grossangelegten Veranstaltung: Informationen über mögliche Wohnformen zu vermitteln, dann direkt von Vertreterinnen und Vertretern von Haus- und Wohngemeinschaften, Genossenschaften und (halb-)öffentlichen Altersinstitutionen Erfahrungsberichte zu bekommen und schliesslich auch der Wohnwirtschaft, sprich Immobilienbesitzern oder -verwaltern, und der Politik Impulse und Ideen für altersgerechtes Wohnen zu geben.

Der Moderator – oder fast schon Showmaster – Stephan Klapproth führte lustvoll, geistreich und humorvoll ins schwierige Thema ein, streifte wortspielerisch, anekdoten- und zitatenreich Sport- und Weltpolitik, um schliesslich bei den vier Wänden zu landen, die für uns ältere Menschen immer mehr Bedeutung bekommen. «Der kluge Mann baut vor», zitierte Klapproth Schiller, nicht ohne natürlich gendergerecht dann auch noch die klugen Frauen mit zu berücksichtigen. Was das konkret heisst, zeigte sich dann in den einzelnen Präsentationen und ganz am Schluss der vierstündigen Veranstaltung.

Selbstbestimmung hat Grenzen
Doch zuvor noch stellte der Gerontologe und Journalist Beat Bühlmann das Thema in einen grösseren Zusammenhang. Er erinnerte daran, dass der Wunsch nach selbstbestimmtem Wohnen von gesellschaftlichen, ökonomischen und (sozial-)politischen Rahmenbedingungen abhängt. «Wer zum Beispiel keinen Internetzugang hat, hat kaum Chancen bei der Suche nach einer neuen Wohnung.» Gefragt und gewünscht sei auch eine neue Wohn- und Bodenpolitik. Der Referent wies zudem darauf hin, dass neue Wohnformen verstärkt gute Betreuung und soziale Teilhabe ermöglichten. Durchmischung ist dabei ein Schlüsselwort, doch diese sei durch den Wegzug von Familien infolge hoher Mietzinsen aus der Stadt mehr und mehr gefährdet. Durchmischung sei nicht nur generationenübergreifend zu verstehen. So sollen zum Beispiel auch Demenzkranke möglichst lange im angestammten Quartier sichtbar bleiben und teilhaben können.

Mehr Wohnungen mit Dienstleistungen
Wie Wohnen im Alter konkret aussehen kann, zeigten die vier Präsentationen: Marlise Egger Andermatt, Präsidentin der Allgemeine Baugenossenschaft Luzern (ABL), zeigte die Vorteile der generationengemischten Nachbarschaft anhand der Überbauung Himmelrich 3. Andrea Wanner, Geschäftsführerin von Viva Luzern, betonte, dass heute nicht mehr der nahtlose «Weg vom Daheim ins Heim» der Normalfall sei. Die Strategie von Viva zielt auf ein verstärktes Angebot von Wohnungen mit Dienstleistungen, die sowohl inbegriffene Basisleistungen wie auch – je nach Bedürfnis – ausgewählte Zusatzleistungen beinhalten. Als Beispiel diente das «Haus Bernarda» im Dreilindenquartier.

Teilen und teilnehmen
Zwei Beispiele von gemeinschaftlichem Wohnen – eines in Bern, das andere in Zürich – rundeten die Kurzreferatsrunde ab. Eindrücklich kamen hier die Vorteile (und möglichen Nachteile oder das Konfliktpotenzial) des verdichteten Wohnens mit gemeinsamen Räumen zur Sprache. Es zeigte sich, dass ein hohes Mass an Toleranz und an Organisation nötig sind, um diese Forman lebendig und konfliktarm zu gestalten. Doch die Vorteile – Anteilnahme, Entlastung im Alltäglichen und Geborgenheitsgefühl – scheinen weit zu überwiegen.

In einer Schlussrunde stellten sich die Referent:innen den Fragen des aufmerksamen Publikums. Und ganz am Schluss hielten alle fest: Selbstbestimmt heisst, sich rechtzeitig mit dem Thema zu beschäftigen, denn in einer Notsituation wird man häufig fremdbestimmt. Aufschieben sei die zweitbeste Lösung, denn «es kann auch alles anders kommen, als man geplant hat», so das weise Schlusswort von Beat Bühlmann.

Weitere Informationen:

27. November 2022 – hansbeat.achermann@luzern60plus.ch