„Wir sind hier und wir sind laut, weil ihr uns unsere Zukunft klaut!“

Von Cécile Bühlmann

Ich war an der Klimademo in Luzern, das war Ehrensache! Ich fühlte mich nämlich explizit mitgemeint bei den Aufrufen, daran teilzunehmen. Die jungen Leute, die vorher die SchülerInnen-Demos organisiert hatten, wollten diesmal ausdrücklich alle dabeihaben. Der Aufruf war erfolgreich: Alt und Jung strömte in Scharen zum Musikpavillon am Luzerner Quai. Der Platz füllte sich immer mehr, es waren schliesslich schätzungsweise Hunderte, ja sogar mehrere Tausend. Noch nie war ich an einer Demo mit einer so breit gestreuten Altersstruktur, Grosseltern waren mit ihren Kindern und Grosskindern da, junge Familien, alte Singles und Paare, Gruppen junger Frauen und Männer, alle waren sie gekommen, weil eine gemeinsame Sorge alle auf die Strasse treibt: gibt es ein Überleben auf dem Planeten Erde, wenn die Klimaerwärmung so rasant vorangeht, wie es sich abzeichnet? Der Slogan: „Wir sind hier und wir sind laut, weil ihr uns unsere Zukunft klaut“, brachte diese Sorge auf den Punkt.

Mein altes Demogefühl erfasste mich: es tut gut, mit lauter Menschen, die ein gemeinsames Anliegen eint, auf die Strasse zu gehen und zu wissen, damit nicht allein zu sein. Erinnerungen an alle die Frauen-, Anti-AKW und Friedensdemos, an denen ich in den vergangenen Jahrzehnten teilgenommen hatte, kamen hoch. Jedes Mal gaben sie mir einen Energieschub, um die mühsame und langwierige politische Alltagsarbeit zu machen, bei der ich mir als Angehörige einer Minderheitspartei oft sehr einsam vorkam. Und nach 12 Jahren als Präsidentin von Greenpeace jetzt zu erleben, wie die Umwelt zum Megathema wird, ist schlicht überwältigend! Ich denke, dass daraus eine kraftvolle und nachhaltige Klimabewegung wird.

Es hat Greta Thunberg mit ihrem Schulstreik gebraucht, um diesen Funken bei der jungen Generation zu zünden. Beschämend genug, dass wir Alten das nicht geschafft haben, was die Jungen einfordern: eine Politik zu machen, die das Überleben der kommenden Generationen sichert! Und die jungen Leute wissen sehr genau wovon sie reden. Wenn es nicht gelingt, die Klimaerwärmung auf die in Paris beschlossenen 1.5 Grad zu begrenzen, wird eine ganze Folge katastrophaler Entwicklungen das Leben auf dem Planeten massiv beeinträchtigen bis verunmöglichen: Hitzeperioden, Waldbrände, damit verbunden Zunahme von Allergien und Atemwegserkrankungen, Gletscherschmelze in den Alpen, Eisschmelze an den Polen und in der Folge Anstieg des Meeresspiegels bis zu 6 Metern, Verschwinden der Korallenriffe und Zunahme giftiger Algen, Veränderung der Meeresströme, Ausbleiben des Golfstromes, Zunahme der Häufigkeit und Heftigkeit tropischer Wirbelstürme und der Windgeschwindigkeiten generell, beschleunigtes Artensterben usw.

Schuld an diesem düsteren Szenario ist der vom Mensch verursachte CO2-Ausstoß. Deshalb haben die Vereinten Nationen 2015 in Paris beschlossen, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen. Dafür müssen die Emissionen bis 2050 auf Null sinken. Auch die Schweiz hat sich dazu verpflichtet. Doch ihre Klimapolitik ist heute weit von dem entfernt, was Not tut. Die Debatte im Nationalrat über ein griffiges CO2-Gesetz war ein Trauerspiel! Es ist zu hoffen, dass die jungen Klimastreikenden den PolitikerInnen in Bern Eindruck machen! Es sind die Wählerinnen und Wähler von Morgen!
3. Februar 2019