Monika Stocker in Luzern: „Wer liebt, will eine andere Welt.“

„Und wir Alten? Was können wir tun?“

Carearbeit müsse endlich ernst genommen werden, fordert die ehemalige grüne Nationalrätin Monika Stocker. Nötig sei eine ökosoziale Wende, auch in Sorge um die Zukunft unsere Enkelkinder.

Von Beat Bühlmann (Text) und Monika Fischer (Bild)

„In Sorge um die Welt der Enkelkinder“ hiess das Referat, das Monika Stocker (72) im Rahmen der städtischen Lebensreise „In zwei Welten zu Haus“ in Luzern hielt (siehe PDF am Schluss des Artikels). Die frühere Nationalrätin und Zürcher Stadträtin gehört zu den KlimaSeniorinnen, die gegen den Bund klagen und schärfere Massnahmen gegen die Umweltzerstörung fordern. Sie berufen sich auf Artikel 74 der Bundesverfassung, der den Bund verpflichtet, den Menschen und seine Umwelt vor „schädlichen und lästigen Einwirkungen“ zu schützen. Nachdem sie vor Bundesgericht abgeblitzt sind, wollen die KlimaSeniorinnen ihre Rechte vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg durchsetzen.

Gutschrift für das AHV-Konto

In ihrem Referat skizzierte Monika Stocker drei Schritte für eine ökosoziale Wende. Zum einen sei die Careökonomie endlich ernst zu nehmen. Heute sei die Carearbeit „materiell nichts wert; wir sehen sie eher als Kostenstelle, als Handicap“. Der Gesamtumfang an unbezahlter Kleinkinderbetreuung durch über 50-jährige Personen (vorwiegend Grosseltern, davon vier Fünftel Frauen) werde im Generationenbericht Schweiz pro Jahr auf rund 100 Millionen Stunden geschätzt. Das entspreche einer jährlichen Arbeitsleistung von mehr als zwei Milliarden Franken. Wer Carearbeit leiste, so Stocker, solle deshalb eine Gutschrift für die AHV erhalten. Oder einen Steuerabzug machen könnten.  

Zweitens brauche es zur ökosozialen Wende eine Suffizienzwirtschaft, die eine Alternative zu stetigem Wachstum und Konsum entwickle. „Ich muss nicht überall gewesen sein, um die Welt zu verstehen; Badeferien in Dubai sind mindestens für Kindern nicht so cool wie Badeferien am Greifensee“, sagte Stocker. Es sei vernünftig, so zu wirtschaften, dass unsere Bedürfnisse befriedigt werden und zugleich Natur und Menschen sich erholen können. Deshalb brauche es in einem dritten Schritt Kreisläufe statt ewiges Wachstum. „Warum Quartalsberichte, die immer Wachstum zeigen müssen, warum nicht Auszeichnung für Nullwachstum?“ Doch was können wir, die Alten tun? „Wir übernehmen Verantwortung für unser Altern“, so Monika Stocker, „und arbeiten mit an sozialverträglichen Lösungen für ein Alter in Selbstbestimmung und Würde.“ - 17.10.2020

Das Referat