Das Hospiz Zentralschweiz im Luzerner Ortsteil Littau.

Ein Daheim für die letzte Lebensphase

Wenn das Lebensende absehbar ist, möchte das Hospiz Zentralschweiz ein Daheim sein für Menschen mit einer unheilbaren Krankheit und ihre Angehörigen. Die Lebensqualität aller Beteiligten steht im Mittelpunkt der ganzheitlichen Begleitung rund um die Uhr.  

Von Monika Fischer (Text und Bild)

Das markante, vom Luzerner Architekten Joseph Gasser nach seinem Vorbild Frank Lloyd Wright erbaute, schützenswerte Gebäude steht mitten im Luzerner Ortsteil Littau. Das nach dem An- und Ausbau weitläufige Haus verbreitet mit seinen Backsteinmauern und viel Holz eine wohnliche Atmosphäre. Am Ende der Gänge laden Sitzecken in sanften Farben zum Ausruhen ein. Das Zentrum der grossen Stube ist das Cheminée. Neben der Küche steht im Esszimmer ein angeschnittener Kuchen auf dem grossen Esstisch. In der Bibliothek ist auch die Spielecke für Kinder untergebracht. Die 12 hellen Einzelzimmer mit Bad und Blick in den Garten sind mit Sessel, Stuhl, Tisch und einer Fensterbank mit viel Liebe zum Detail eingerichtet. Das Pflegebett kann auch ins Freie gerollt werden. Der Innenhof mit den filigranen Felsbirnbäumen im grobkörnigen Kies strahlt Ruhe aus. Im grosszügig ausgebauten Haus befinden sich auch ein Raum der Stille, Gäste- und Besprechungszimmer sowie Büros. 

Trotz Vollbelegung ist es ruhig im Haus. Eine Familie mit einem Kleinkind unterhält sich im Freien mit einem Bewohner. Eine Frau bewegt sich langsam am Stock durch die Gänge, während eine Mitarbeiterin den Kaffeeautomaten an der Bar im Neubau bedient. 

Ein Ort des Lebens

Beim Übergang vom alten zum neuen Hausteil brennen Kerzen: Zeichen für die kürzlich im Haus verstorbenen und noch anwesenden Menschen. Eine brennende Kerze vor einer Türe zeigt an, dass hier eine verstorbene Person im Zimmer liegt. Während der Gedanke an Sterben und Tod im ersten Moment ein leichtes Schaudern auslöst, geht dies beim Gang durchs Haus vergessen. Es ist ein Ort des Lebens, zu dem Sterben selbstverständlich gehört. So schrieb eine Frau in der von der Stiftung Hospiz Zentralschweiz herausgegebenen Zeitschrift «MUT» über ihre im letzten Sommer an einem Hirntumor im Haus verstorbene junge Schwester: «Wir hätten keine Chance gehabt, unsere Schwester in der Zeit ihrer schweren Krankheit angemessen zu betreuen. Ohne die liebevolle Zuwendung der Mitarbeiterinnen im Hospiz hätte ich diese Zeit nicht unbeschadet überstanden. In der gleichen eindrucksvollen Art und Weise, wie sie Andrea in ihrem Sterben begleitet haben, haben sie mich zeitgleich mit dem Sterben meiner Schwester ins Leben geführt.»  

Für ein würdevolles Leben bis zuletzt

Unter der Trägerschaft «Stiftung Hospiz Zentralschweiz» konnte die Institution nach sechsjähriger Vorbereitungszeit mit Unterstützung von Stiftungen und Privatpersonen am 6. Januar 2020 als eines von neun Hospizen in der Schweiz ihren Betrieb aufnehmen. Das Leitungsteam besteht aus sechs Frauen aus den Fachgebieten Pflege, Medizin, Seelsorge, Spiritual Care, Hotellerie und Administration. Neben 27 fest angestellten Mitarbeitenden arbeiten 45 Freiwillige mit. Diese bedienen die Haustüre, helfen bei den Mahlzeiten, begleiten die Patienten, halten Sitzwache usw. Sibylle Jean-Petit-Matile ist die Ärztin im Haus. Acht Ärzte und Ärztinnen stellen im Hintergrund nachts und an Wochenenden die medizinische Versorgung rund um die Uhr sicher.

Der Betrieb ist sehr gut angelaufen und verläuft in einer Wellenbewegung. Im ersten Betriebsjahr wurden 81 Patienten mit ihren Angehörigen begleitet, im zweiten Betriebsjahr waren es bis Mitte März 2021 bereits 38 Patientinnen. Das zeigt das grosse Bedürfnis nach der spezialisierten Institution, die bis auf weiteres auf Spenden angewiesen ist. 

Luzern, 25. März 2021 monika.fischer@luzern60plus.ch